SKion will insolvente BMZ-Töchter übernehmen

SKion, eine von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründete Beteiligungsgesellschaft, schickt sich an, die zahlungsunfähigen Töchter von Batterie-Hersteller BMZ Group zu retten. Es liegt eine verbindliche Vereinbarung zur Übernahme „wesentlicher Geschäftsteile aus dem Eigenverwaltungsverfahren“ vor.

Bmz group karlstein
Bild: BMZ Group

Kurz zur Ausgangslage: Der Batterie-Hersteller BMZ Group muss die Insolvenz von zwei seiner zentralen Gesellschaften verkraften. Sowohl die BMZ Germany GmbH als auch für die BMZ Holding GmbH – beide mit Sitz in Karlstein am Main – sind zahlungsunfähig. Das Amtsgericht Aschaffenburg hat deshalb am 19. Dezember 2025 reguläre Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Beantragt hatten die BMZ-Töchter diese Verfahren wie berichtet im Oktober.

Mit dem vor wenigen Tagen gefassten Beschluss hat das Insolvenzgericht die Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung der beiden Töchter formell festgestellt. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Jan Markus Plathner aus Frankfurt am Main berufen. Aber gut möglich, dass Plathner nicht viel Arbeit mit den beiden Unternehmen hat. Denn parallel zur Insolvenzeröffnung meldete am 19. Dezember die Firma SKion die Übernahme wesentlicher Geschäftsteile aus dem Eigenverwaltungsverfahren beider Gesellschaften. Noch steht der Schritt jedoch unter Genehmigungsvorbehalt durch die Kartellbehörden.

Bisher war SKion bereits Minderheitsgesellschafter der BMZ-Gruppe: Die von Susanne Klatten gegründete Beteiligungs-GmbH mit Sitz in Bad Homburg hatte im Jahr 2022 einen Anteil von 20 Prozent an der BMZ-Gruppe erworben. Nun wagt SKion also die Komplettübernahme: „Seit dem Beginn des Verfahrens hatte SKion das Unternehmen gestützt und ihm eine Brückenfinanzierung zur Verfügung gestellt, um die Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs sicherzustellen“, melden die Käufer in spe in einer eigenen Mitteilung. Im zurückliegenden Bieterprozess habe sich der Gläubigerausschuss dann für das Angebot von SKion entschieden. 

„SKion glaubt an die Zukunft des Unternehmens. Ziel ist es, das Geschäft fortzuführen sowie national und international auszubauen. BMZ spielt in der Wertschöpfungskette für Energiespeichersysteme eine wichtige Rolle. SKion beabsichtigt, die bei BMZ vorhandenen Technologien sowie das Knowhow der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich zu erhalten und das Unternehmen gemeinsam mit einem neu aufgestellten Führungsteam weiterzuentwickeln“, heißt es in der Mitteilung weiter. Möglichst vielen Mitarbeitenden solle vor diesem Hintergrund „eine Weiterbeschäftigung im Unternehmen ermöglicht werden“. Laut der Zeitung „MainEcho“ sind von einst gut 900 Beschäftigten in der Region zurzeit noch noch etwas über 400 Mitarbeiter in Karlstein beschäftigt.

Ohne Umstrukturierung wird es aber nicht gehen: SKion kündigt an, dass das Sanierungskonzept eine Ausgliederung des operativen Geschäftsbetriebs der BMZ Holding GmbH und der BMZ Germany GmbH in eine neue Struktur vorsehe. Und: „Im Fokus der kommenden Monate stehen die Stabilisierung und der Ausbau der Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie die Weiterentwicklung der Organisation und die Eingliederung der Mitarbeitenden. Die zeitnahe Errichtung der neuen Struktur gewährleistet zudem die finanzielle Stabilität der BMZ-Gruppe und ermöglicht eine nachhaltige Neukapitalisierung.“ Für Optimismus sorgt, dass „die Nachfrage nach den Kernprodukten wachsend, der Markttrend zu leistungsstarken Batteriesystemen ungebrochen ist.“ Und dass die Gruppe „international einen guten Auftragsbestand verzeichnet“. 

Die BMZ-Gruppe verdient ihr Geld bekanntlich als Hersteller von Lithium-Ionen-Batteriesystemen. Zu ihren bekannten Kunden zählt etwa Daimler Buses: Die Stuttgarter beziehen die neuen Batteriepakete („NMC 4“) für den Mercedes-Benz eCitaro von BMZ Polen. Diese Gesellschaft wie auch andere ausländische Ableger sind von der Insolvenz aber unberührt geblieben. Ursache für die finanzielle Schieflage bei der BMZ Germany GmbH und der BMZ Holding GmbH ist offiziell „eine akute Liquiditätskrise und Sanierungsbedarf infolge des Verlustes eines Großkunden im Segment Energy Storage sowie daraus resultierenden Rechtsstreitigkeiten und Kostenbelastungen“. Die BMZ Holding wurde dabei durch eine Patronatserklärung in Mitleidenschaft gezogen, sprich: Sie bürgte für die deutsche Tochter.

Die BMZ Deutschland GmbH ist dabei die mit Abstand älteste Tochter der BMZ-Gruppe – und das Fundament des 1994 eingetragenen Unternehmens. Gegründet wurde BMZ damals in Karlstein am Main, das Hauptgeschäft dreht sich um Lithium-Ionen-Systeme für stationäre Speicher und E-Fahrzeuge. Die Gruppe unterhält Produktionsstätten in Deutschland, China, Polen und den USA sowie Niederlassungen in Japan, UK und Frankreich. Darüber hinaus gibt es weltweit Forschungs- und Entwicklungsstandorte. Das eigene Entwicklerteam beziffert BMZ auf 230 Beschäftigte. Eine Diversifikation wagte BMZ 2023 mit dem Aufkauf des E-Bike-Herstellers Nox Cycles und der Akquisition des Elektronikherstellers Visatronic. Im selben Jahr verkündete die Gruppe zudem, einen neuen Produktionsstandort in Nordmazedonien eröffnen zu wollen. Auf der Homepage von BMZ ist zu lesen, dass der Bau der neuen Produktion mit rund 6.800 Quadratmetern Ende 2024 begann und 2025 auch erfolgreich abgeschlossen wurde.

pedelec-elektro-fahrrad.de, neu.insolvenzbekanntmachungen.de, neu.insolvenzbekanntmachungen.de, skion.de via main-echo.de

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