Netzbetreiber Alliander will Allego verkaufen

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Der niederländische Netzbetreiber Alliander kündigt den Verkauf seiner Ladeinfrastruktur-Tochter Allego an. Gespräche mit Interessenten seien bereits aufgenommen worden. Alliander sieht Allego angesichts des Hochlaufs der E-Mobilität in den kommenden Jahren mit einer neuen Muttergesellschaft besser aufgestellt. Erste Interessenten gibt es schon.

Das 2013 gegründete Unternehmen realisiert Ladelösungen für Kommunen, Privatunternehmen sowie Verkehrsunternehmen. Zudem ist Allego in immer mehr europäischen Ländern aktiv am Ladeinfrastruktur-Aufbau beteiligt – in Deutschland vor allem mit Schnellladeparks an Autobahnen. Die europäischen Projekte Fast-E, Ultra-E und Mega-E gehen ebenso auf das Konto von Allego wie viele SLAM-Standorte in Deutschland.

Alliander wollte die Auswirkungen von Ladevorgängen auf das Stromnetz verstehen und Lösungen entwickeln, um unnötige öffentliche Investitionen in die Stromnetze zu vermeiden. In den vergangenen fünf Jahren habe Allego laut Alliander einen wichtigen Beitrag zur Schaffung einer Ladeinfrastruktur u.a. in den Niederlanden und eine Schlüsselposition in diesem Bereich eingenommen.

Allerdings seien die Aktivitäten von Allego „weniger gut“ für Allianders „Risikoprofil“ geeignet, heißt es vieldeutig zum angestrebten Verkauf. Alliander investiere in innovative Lösungen, um ein zuverlässiges, bezahlbares und zugängliches Energiesystem der Zukunft zu gewährleisten, werde sich aber nach eigener Aussage von Aktivitäten entfernen, die nicht mehr zum Netzbetrieb passen. Hintergrund des Verkaufs ist wohl ein neues Energiegesetz in den Niederlanden, welches 2018 in Kraft treten soll. Im Vorfeld dessen wolle sich Alliander wieder voll und ganz auf seine Rolle als Netzbetreiber konzentrieren, hat electrive.net aus dem Umfeld des Unternehmens erfahren. Denn der Ausflug von Alliander in die Elektromobilität hat einigen Ärger verursacht: So hatte der Vattenfall-Ableger Nuon gegen den Netzbetreiber geklagt, weil Alliander angeblich gegen die Unbundling-Vorschriften des niederländischen Elektrizitätsgesetzes verstoßen würde, indem es mit Allego an Ladesäulen Strom verkaufe.

Allianders Rolle im Bereich E-Mobilität werde künftig darin bestehen, „hunderttausende neue Ladepunkte“ an das niederländische Stromnetz anzuschließen, ehe dort ab 2030 das angekündigte Verbrenner-Verbot für Neuwagen in Kraft tritt. Vermutlich dürfte Alliander für Allego einen guten Preis erzielen, verfügt das Unternehmen doch bereits über viele erstklassige Lade-Standorte. Potenzielle Käufer sind noch nicht bekannt. Interesse wird in der Branche vor allem dem Mineralölkonzern Shell unterstellt, der zuletzt mit NewMotion bereits einen Mobility Service Provider gesschluckt hatte.

Durch die Bekanntmachung wird der Bieterkreis gewiss schnell wachsen. Viel Geld ist derzeit im Markt, das Wettrennen um Standorte läuft auf Hochtouren. Allerdings müssen die künftigen Besitzer in den nächsten Jahren einiges investieren: Der Aufbau von HPC-Ladestationen wird nicht eben günstig. Im Rahmen von MEGA-E will Allego beispielsweise zusammen mit Fortum rund 1.300 HPC-Lader in Europa errichten. Dieses Wachstum in finanzieller Hinsicht zu schultern, war für Alliander vermutlich keine Option.
allego.eu, alliander.com

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