VW und Ford: Elektroauto-Allianz kurz vor Abschluss?

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Seit Januar prüfen Ford und Volkswagen eine mögliche Zusammenarbeit. Bei den Pickup-Modellen haben sich die beiden Konzerne bereits geeinigt, jetzt wird es offenbar auch bei der Elektromobilität konkret: Kommende Woche könnte eine wichtige Entscheidung fallen.

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, will VW-Chef Diess dem Aufsichtsrat auf der Sitzung am kommenden Donnerstag seine Pläne für eine weitreichende Zusammenarbeit mit Ford zur Zustimmung vorlegen. Unter anderem werde Ford gegen ein Nutzungsentgelt Zugang zum Modularen-Elektro-Baukasten (MEB) von Volkswagen erhalten. Dazu passt auch die jüngste Ankündigung von Ford, zusätzlich zum bisherigen Elektrifizierungsplan für Europa, der hauptsächlich aus Hybridmodellen bestand, künftig eine ganze Familie rein Batterie-elektrischer Fahrzeuge in Europa zu produzieren.

Mit der modularen Plattform für die Elektroautos und den geplanten hohen Stückzahlen hat sich Volkswagen unter den Volumenherstellern eine gute Ausgangslage geschaffen. Das „Skateboard“, in dem Batterie, Motoren und Fahrwerk untergebracht sind, soll so abgestimmt werden können, dass die E-Autos einen unterschiedlichen Charakter erhalten – vom sportlichen Audi bis zum komfortableren VW. Die Fahrgastzelle (in der VW-Sprache „Hut“), die auf die Plattform aufgesetzt wird, kann ebenfalls sehr frei gestaltet werden.

Der Preis für diese Freiheiten: Die Entwicklungskosten lagen in Milliardenhöhe. Warum also nicht einen Teil davon über Ford querfinanzieren? Zumal der US-Konzern in Europa unter Zugzwang steht: Seit dem glücklosen Focus Electric gab es kein vollelektrisches Angebot mehr. Auch im Kerngeschäft stehen die Kölner mit dem Rücken zur Wand: Die aktuelle Flotte, die sich ohnehin nur schleppend verkauft, verbraucht zu viel. Ab 2021 drohen hohe Strafzahlungen in der EU. Ohne Elektroautos kann Ford wohl den Flottenverbrauch nicht schnell genug senken – der Weg über VW wäre die schnellste Möglichkeit zu mehr Elektroautos.

Bereits im Januar haben sich Ford und VW auf eine gemeinsame Fertigung von Pickups geeinigt. Ford führt mit Modellen wie dem F-150 seit Jahren die amerikanische Zulassungsstatistik an, während VW keines der in den USA beliebten Pritschen-Modelle anbietet – der hierzulande gebaute Amarok ist für den US-Markt zu klein. Volkswagen will die Werke und Erfahrung von Ford nutzen, um in dem Segment Fuß zu fassen.

Auch bei der Entwicklung autonomer Autos setzt Volkswagen offenbar auf die sich anbahnende Partnerschaft mit Ford: Die zunächst viel beachtete Zusammenarbeit mit dem US-Startup Aurora haben die Wolfsburger im Juni beendet. Stattdessen hieß es, die Gespräche mit Ford würden „große Fortschritte“ machen. Noch im Sommer könnte es eine Vereinbarung mit dem Startup Argo AI geben, das von Ford Anfang 2017 übernommen worden war, berichtete die„Financial Times“ unter Berufung auf nicht namentlich genannte Personen.
handelsblatt.com, ft.com (Paywall), intellicar.de

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