Flotten

Die Flotte als Hebel für den Erfolg der Elektromobilität

Die zweite Online-Konferenz für Elektromobilität von electrive.net widmete sich sehr konkret der Elektrifizierung von Flotten. Innovative Akteure beleuchteten das Thema von allen Seiten – von der Planung über mögliche Förderungen bis zu Ladeinfrastrukturlösungen für elektrifizierte Fuhrparks. Es zeigte sich wieder, dass die Flotte wohl der Schlüssel zum elektromobilen Glück sein dürfte.

Gut 650 Teilnehmende verfolgten die sechs Vorträge und zwei Diskussionsrunden im Rahmen von „electrive.net LIVE“ im Netz. Den Einstieg lieferte Markus Fendt, Geschäftsführer von The Mobility House. Er beleuchtete mit seiner Keynote wesentliche Fragestellungen bei der Flotten-Elektrifizierung. Fendt ermunterte insbesondere Unternehmen, das Laden am Arbeitsplatz in Angriff zu nehmen: „Es gibt da gerade schöne Förderungen.“ Wie auch spätere Referenten bestätigte der langjährige Kenner der Branche die Notwendigkeit von modular aufzubauender Ladeinfrastruktur auf Parkplätzen von Unternehmen, Behörden und im öffentlichen Raum. Fendt stellte in seinem Vortrag auch einige konkrete und bereits abgeschlossene Projekte vor, wie das der Mainzer Stadtwerke, die innerhalb eines sechsmonatigen und mehrstufigen Projekts ganze 70 AC-Wallboxen mit je 22 kW Ladeleistung auf ihrem Firmenparkplatz installiert haben.

Multi-Stakeholder-Prozess

Grundsätzlich empfahl Fendt: „Holen Sie den Betriebsrat und alle weiteren Stakeholder frühzeitig ins Boot.“ Ein Punkt, den Andreas Baron, eMobility Consultant bei der Alphabet Fuhrparkmanagement GmbH, in seinem Vortrag ebenfalls unterstrich. Als Vertreter eines der größten Fuhrparkmanagement-Unternehmen der Republik ging Baron noch einen Schritt weiter: Für ihn ist gar eine komplette eCar-Policy notwendig, will man konsequent und auch für das Unternehmen sinnvoll die eigene Flotte elektrifizieren und die Firmenparkplätze mit Ladeinfrastruktur modernisieren.

Als Hersteller von Ladeinfrastruktur griff derweil Alfred Vrieling, Bereichsleiter Vertrieb & Marketing bei MENNEKES, im Wesentlichen das Laden am Arbeitsplatz auf. Vrieling lieferte Argumente für den stufenweisen Aufbau von vernetzten Ladepunkten auf Parkflächen von Unternehmen. Zum einen sind sie Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Elektrifizierung von Fuhrparks, gleichzeitig sind sie ein wichtiges Signal für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch Kunden und die lokale Öffentlichkeit.

Dem MENNEKES-Experten zufolge bieten sich insbesondere lokale Logistikflotten und deren Betriebshöfe für die Elektrifizierung an. Ein Großteil dieser Fahrzeuge könne über Nacht geladen werden. Mit den aktuellen Softwarelösungen und Ladestationen könne sowohl eichrechtskonform abgerechnet werden als auch über verschiedene Betriebsorte hinweg ein System für Monitoring, Maintenance und sämtliche finanzielle Aspekte genutzt werden.

Bedürfnispyramide der Elektro-Flotte

Ganz ähnlich argumentierte auch Tobias Scharfen. Gleichzeitig griff der CSO der has·to·be gmbh zu Maslow – und zeigte eine Bedürfnispyramide der Flottenelektrifizierung auf. Dabei bilden die neuen elektrischen Dienstfahrzeuge das Fundament, benötigten jedoch eine angemessene Ladeinfrastruktur. Die Ladelösung müsse wiederum mit passenden Zugängen eine Autorisierung von Ladevorgängen ermöglichen. In einer nächsten Ebene platzierte Scharfen Ladevorgänge im Ausland, für die Nutzer von elektrischen Firmenfahrzeugen entsprechende Karten bzw. Apps benötigten. Die Erfassung von dienstlichen Ladevorgängen und die entsprechende Verrechnung sind ebenfalls Ebenen seiner Bedürfnispyramide. Die Spitze bildet für Tobias Scharfen dann die Öffentlichtstellung der Ladestationen an den jeweiligen Firmenstandorten.

Johanna Heckmann, Senior Consultant eMobility & Team Lead Charging bei der P3 automotive GmbH, hob in ihrem Vortrag u.a. die besondere Rolle der Flotten beim Hochlauf der Elektromobilität hervor. Demnach belegen die Fahrzeug-Neuanmeldungen auf dem deutschen Markt, dass über 60 Prozent der Fahrzeuge von Unternehmen registriert werden. Darüber hinaus zeigte Heckmann auf, wie bei P3 automotive selbst bis 2030 der Fuhrpark komplett auf Elektromobilität umgestellt werden soll. Die Kolleginnen und Kollegen bei der P3 nutzen aktuell schon verschiedenste und oft auch sehr aktuelle elektrische Modelle im Pool. Die 13 BEV- und fünf PHEV-Fahrzeuge haben demnach geholfen, schon 60.000 Euro an Taxi-, Mietwagen- und anderen Reisekosten einzusparen.

Im Namen der bundeseigenen NOW GmbH brachte Oliver Braune die Teilnehmer der Konferenz in Sachen Förderprogramme auf den neuesten Stand. Braune verwies auf die aktuellen Förderaufrufe und stellte gleichzeitig klar, dass es inzwischen für alle Phasen des Flottenaufbaus spezielle Förderangebote gäbe. Dabei bestätigte er auch die These von Johanna Heckmann: Flottenanwendungen haben eine hohe Bedeutung für den Fahrzeugmarkt. Bei den Elektrofahrzeugen sind sogar 70% aller Neuzulassungen gewerblich. Als Überraschungsgast stellte sich auch noch der neue NOW-Geschäftsführer Kurt-Christoph v. Knobelsdorff im Rahmen von „electrive.net LIVE“ der Branche vor. Es war sein erster Auftritt seit der Übernahme des Amtes.

Fazit

Generell wurde in den verschiedenen Vorträgen klar, dass die Elektrifizierung von gewerblichen und gerade auch kommunalen Flotten womöglich der wichtigste Hebel für den Erfolg der Elektromobilität darstellt. Gleichzeitig zeigte sich, wie wichtig Software für die verschiedenen Prozesse und Systeme ist, also die Implementierung sowohl in Fahrzeuge als auch in die Ladeinfrastruktur sowie die Etablierung von digitalen Plattformen und Schnittstellen notwendig ist. Darüber hinaus wurde ebenfalls deutlich, um wie viel höher die Erfolgsquote liegt, wenn man sämtliche Stakeholder frühzeitig einbezieht und während der Umstellung der Flotte gut informiert hält. Peter Schwierz, Chefredakteur von electrive.net, hatte sich bis zum Ende der Veranstaltung ein kleines Geheimnis aufgehoben, das er dann aber lüften konnte: Ab Mitte Juni wird er mit „electrive.net fleet“ einen neuen, wöchentlich erscheinenden Newsletter rund um die Fuhrpark-Umstellung herausgeben.

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