Panasonic stellt kobaltfreie und energiedichtere 2170er-Zellen für Tesla in Aussicht

Panasonic plant, die Energiedichte der 2170er-Batteriezellen für Tesla mit Nickel-Kobalt-Aluminium (NCA)-Chemie innerhalb von fünf Jahren um 20 Prozent zu steigern und „in zwei bis drei Jahren“ auch eine kobaltfreie Version auf den Markt zu bringen.

Das erklärte der für E-Auto-Batterien zuständige US-Chef Yasuaki Takamoto gegenüber Reuters. Es handelt sich um das erste Statement der Japaner zu ihren mittelfristigen Etappenzielen bei Battererie-Energiedichte und Zellchemie. Bisher hat Panasonic sich in dieser Hinsicht stets bedeckt gehalten. Der Platzhirsch im dynamischen Batteriemarkt demonstriert mit dieser Ankündigung, dass sich die vielfach lautere Konkurrenz mit Blick auf neue Kundensegmente in der Automobilbranche keinen Illusionen hinzugeben braucht. Panasonic wirft sein geballtes Potenzial in die Waagschale, um seinen Spitzenplatz zu behaupten.

Der Konzern hat die 2170er-Zellen mit NCA-Kathodenchemie 2017 für Teslas Model 3 eingeführt. Laut Branchenexperten haben diese Zellen mit mehr als 700 Wh/L bereits heute eine enorm hohe Energiedichte. Panasonic gibt an, seit der Markteinführung vor drei Jahren bereits Technologien entwickelt zu haben, die bei den 2170ern zu einer Steigerung der Energiedichte um mehr als fünf Prozent und zu einer Reduzierung des Kobaltgehalts auf unter fünf Prozent geführt haben. Beides Zwischenresultate, die den oben genannten Zielen zufolge nun schnell ausgebaut werden sollen.

Der Mehrwert von kobaltfreien und energiedichteren Batterien liegt dabei auf der Hand: Zum einen macht sich Panasonic unabhängig vom kostspieligen und kritischen Element Kobalt, das teilweise unter prekären Verhältnissen im Kongo abgebaut wird. Zum anderen können dank höherer Energiedichte entweder größere Reichweiten erzielt oder alternativ kleinere und leichtere Batterien verbaut werden. Ein Großteil der Branche strebt deshalb in diese Richtungen.

Panasonic nimmt insofern eine Sonderstellung innerhalb des Markts ein, als dass die Japaner bereits seit Jahren eng mit Elektroautobauer Tesla zusammenarbeiten. Reuters gegenüber äußert Takamoto nun, dass Panasonic ab September mit der Umrüstung der Produktionslinien in der gemeinsam mit Tesla betriebenen Gigafactory 1 beginnen und parallel die Energiedichte der Zellen weiter erhöhen wird. Apropos Gigafactroy 1: Erst kürzlich hat der Science Channel eine der seltenen Gelegenheiten genutzt, in der Fabrik in der Wüste Nevadas zu drehen – und ein rund 10-minütiges Video veröffentlicht.

Fakt ist, dass Tesla den Japanern ordentlich Druck macht: Der für seine Ambitionen bekannte Tesla-CEO Elon Musk drängt seit Langem auf kobaltfreie Batteriezellen. Gleichzeitig hat er die Exklusivität der Panasonic-Partnerschaft aufgehoben, indem er Kooperationen mit LG Chem aus Südkorea und CATL aus China anberaumt hat. Letzterer Hersteller wird die Tesla-Fabrik in Shanghai mit den verhältnismäßig kostengünstigen Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) ohne Kobalt beliefern. Dazu kann sich Takamoto übrigens einen Seitenhieb nicht verkneifen: Die durchschnittliche Dichte von LFP-Batteriezellen sei weniger als halb so hoch wie die der neuesten NCA-Batterien von Panasonic, äußerte er gegenüber Reuters – ohne Firmennamen zu nennen.

So oder so: Tesla und Panasonic haben jüngst eine neue dreijährige Preisvereinbarung zur Herstellung und Lieferung von Batteriezellen in der Gigafactory 1 in Nevada unterzeichnet. Die Zusammenarbeit läuft nicht immer reibungslos, aber beide Seiten profitieren in erheblichem Maß voneinander. Seitdem die Nachfrage nach Tesla-Elektroautos stark steigt, konnte auch Panasonic die Produktion steigern und brachte die Gigafactory 1 im ersten Quartal 2020 erstmals in die Gewinnzone.

Tesla will seinerseits auf seinem lange angekündigten Battery Day signifikante Fortschritte in puncto Batterietechnologie präsentieren. Der Termin sollte im Frühjahr stattfinden, wurde angesichts der Corona-Pandemie aber auf den 22. September verschoben.
reuters.com

3 Kommentare

zu „Panasonic stellt kobaltfreie und energiedichtere 2170er-Zellen für Tesla in Aussicht“
Michael
31.07.2020 um 19:28
Die Eisenphosphatzellen sind vermutlich für stationäre Batterien gedacht. Da ist die DIchte egal.
Max
03.08.2020 um 10:58
Nein, für das chinesische Model-3-Basismodell. Ich vermute, dass LFP noch eine große Zukunft haben wird, als robuste und günstige Zellen für Kleinwägen mit relativ geringen Reichweiten. Der baldige massenhafte Einsatz für Busse, Züge und stationäre Speicher und die daraus folgenden Weiterentwicklungen und Preisreduktionen machen's möglich.
wiesmaim
08.12.2020 um 08:56
VW plant für den ID.2 auch mit LFP-Batterien. Diese dürfe aber unter Null Grad nicht geladen werden, weshalb man eine Akkuheizung braucht.

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