Siemens-Töchter wollen Wasserstoffsysteme für die Schiene entwickeln

Siemens Energy und Siemens Mobility haben ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, um gemeinsam Wasserstoffsysteme für Schienenfahrzeuge anzubieten. Ein konkreter Zeitplan wird aber noch nicht genannt.

Unterzeichnet wurde die Vereinbarung nun von Albrecht Neumann, CEO Rolling Stock von Siemens Mobility und Armin Schnettler, Executive Vice President (EVP) New Energy Business bei Siemens Energy. Seit der Abspaltung und dem Börsengang Ende September 2020 ist Siemens Energy zwar nicht mehr offiziell Teil des Siemens-Konzerns, die Siemens AG ist jedoch der größte Aktionär des ausgegründeten Unternehmens. Die Siemens Mobility GmbH ist weiterhin Teil der Siemens AG.

Mit der Forschungskooperation wollen die beiden Unternehmen eine Lösung entwickeln, um dieselbetriebene Triebwagen zu ersetzen. Solche Dieseltriebzüge werden auf Streckenabschnitten ohne Oberleitung eingesetzt, was in Deutschland bei rund 50 Prozent des Schienennetzes der Fall sei. Da in den nächsten 20 Jahren in ganz Europa „tausende dieselelektrische Triebzüge“ durch umweltfreundlichere Modelle ersetzt werden sollen, wittern die beiden Unternehmen eine Geschäftschance.

Siemens Energy arbeitet vor allem an der Dekarbonisierung der Energiesysteme und der damit verbundenen Sektorenkopplung. „Gemeinsam mit Siemens Mobility wollen wir die Sektorkopplung vorantreiben, indem wir unter anderem eine Elektrolyse- und Betankungslösung zur Schnellbetankung von Wasserstoffzügen entwickeln“, sagt Siemens-Energy-Manager Schnettler.

„So können wir unsere Kunden dabei unterstützen, dieselbetriebene Schienenfahrzeuge auf oberleitungsfreien Strecken langfristig durch emissionsfreie Wasserstofffahrzeuge zu ersetzen“, ergänzt Albrecht Neumann von Siemens Mobility. Neumann denkt dabei sogar über ein anderes Geschäftsmodell als den reinen Fahrzeug-Verkauf nach: „Gemeinsam mit Siemens Energy können wir den Wasserstoff sogar in einem ‚Hydrogen as a service: Modell über die Betriebsdauer des Fahrzeugs anbieten.“

Zunächst soll dabei gemeinsam eine „Standardlösung für die Wasserstoffinfrastruktur zur Versorgung der Wasserstoffzüge“ entwickelt werden, später sollen Pilotprojekte und konkrete Kundenprojekte folgen. Siemens Mobility konzentriert sich dabei auf die Ausrüstung der Fahrzeuge, deren Wartung und die entsprechenden Depot-Ausrüstrungen. Siemens Energy stellt die Systeme für die Erzeugung des grünen Wasserstoffs bereit. Ein konkreter Zeitplan für die Entwicklung und Pilotprojekte wird in der Mitteilung aber noch nicht genannt.

Von der Komplettlösung erhoffen sich die beiden Unternehmen eine höhere Kundenakzeptanz für Wasserstoff im Markt und eine „weitere Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland“.

Siemens Mobility bietet bereits heute Batterie-elektrische Züge an, aber auch Hybrid-Loks.
siemens.com

3 Kommentare

zu „Siemens-Töchter wollen Wasserstoffsysteme für die Schiene entwickeln“
Michael
06.10.2020 um 14:57
Auf der Schiene kann Wasserstoff funktionieren. Viele Platz, wenige definierte Haltepunkte und nur wenige Akteure. Aber Wasserstoff bleibt trotzdem noch teuer und ineffektiv. Ob sich das gegen immer billigere Batterietechnik durchsetzen wird kann der Markt entscheiden.
Wolfbrecht Gösebert
07.10.2020 um 07:03
Michael schrieb u.a.: [...] Wasserstoff bleibt trotzdem noch teuer und ineffektiv. Ob sich das gegen immer billigere Batterietechnik durchsetzen kann [, wird] der Markt entscheiden." Hint: Batterietechnik kann – bei nicht elektrifizierten Strecken – profitieren, wenn an ausgewählten Haltepunkten kostengünstig nur jeweils ein wenige Meter-Stück "Oberleitung" aufgestellt und zum Nachladen genutzt wird!
Driver
07.10.2020 um 10:41
Ein H2 Zug kostet auf die Lebensdauer gesehen 59 Mio. mehr als ein Batteriezug: https://www.handelsblatt.com/technik/thespark/elektromobilitaet-studie-batteriezug-schlaegt-wasserstoff-triebwagen/26080986.html?ticket=ST-4187133-eaWG27rpx6KmxBhbBpGe-ap2

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