NPM stellt eigene PHEV-Studie vor

Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität hat auf Bitten der Bundesregierung einen Bericht mit Empfehlungen zum optimierten elektrischen Nutzungsgrad von Plug-in-Hybridfahrzeugen erarbeitet und nun vorgelegt. Die Ergebnisse lesen sich anders als jene aktueller Studien.

Laut den von externen Gutachtern begleiteten Untersuchungen der NPM können Plug-in-Hybride zur CO2-Minderung beitragen , wenn sie mindestens 50 Prozent elektrisch gefahren werden. Dies gelte insbesondere für die Nutzung als Dienstfahrzeuge.

Wir erinnern uns: Ende September hatten das Fraunhofer ISI und das ICCT eine Studie vorgestellt, bei der die realen Verbräuche von über 100.000 PHEV weltweit analysiert wurden. Kurz gesagt ist bei Privatwagen der Verbrauch doppelt so hoch wie in Testzyklen, bei Dienstwagen sind die realen Kraftstoffverbräuche und CO2-Emissionen vier Mal höher. Gründe hierfür sind unter anderem die hohen jährlichen Fahrleistungen der PHEV, aber vor allem das mangelnde Ladeverhalten. Die Dienstfahrzeuge, für die die NPM einen Elektro-Anteil von mindestens 50 Prozent anpeilt, liegt der Status quo in Deutschland bei gerade einmal 18 Prozent.

Diese niedrigen elektrischen Fahranteile zitiert auch die NPM in ihrer Mitteilung. Wie sie auf mindestens 50 Prozent kommen will? „Entlang der Themen Fahrzeugtechnik, Lade- und Netzinfrastruktur sowie Nutzungsverhalten haben wir grundlegende Fakten zusammengetragen, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten“, sagt Henning Kagermann, Vorsitzender des Lenkungskreises der NPM.

Hebel 1: In den Fahrzeugen selbst sollen E-Reichweite und Ladeleistung steigen. Von den derzeit rund 50 Kilometern E-Reichweite will die NPM in den Bereich 80-100 Kilometer. Zudem sollen statt einphasiger 3,7-kW-Onboard-Charger dreiphasige Geräte mit 11 kW verbaut werden. „Zudem sollen verstärkt digitale Dienste im Fahrzeug integriert werden wie beispielsweise der automatisierte Wechsel in den e-Modus in definierten Zonen oder die Bereitstellung von Informationen direkt im Fahrzeug oder per App zu Verbrauch, CO2-Emissionen und Ladeinfrastruktur“, so die NPM. Mit solchen Fahrzeugen sollen sich „99 Prozent der täglichen Fahrten elektrisch“ zurücklegen lassen, was 75 Prozent der jährlichen Fahrleistung entspreche.

Hebel 2: Der Ausbau der Ladeinfrastruktur zu Hause und am Arbeitsplatz sollte „entsprechend vorangetrieben werden“. Für private Ladepunkte müsse es Förderprogramme geben und die rechtliche Lage erleichtern werden – also eine „zügige Umsetzung des Wohneigentums-Modernisierungesetzes (WEMoG) sowie das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetzes (GEIG)“. Für den Ausbau der Ladeinfrastruktur beim Arbeitgeber empfiehlt die NPM die Schaffung steuerlicher Anreize.

Hebel 3: Um den besonders niedrigen E-Fahranteil bei den PHEV-Dienstwagen zu beheben, schlägt die NPM eine „PHEV-gerechtere Dienstwagen-Policy“ vor. So könnte der Arbeitgeber die Ladekosten bei Dienst- und auch Privatfahrten übernehmen, ist einer der Vorschläge. Zudem schwebt der NPM eine bessere Beratung vor, um „die Auswahl eines Dienstfahrzeugs an die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu knüpfen“.

Einen weiteren Hebel führt die NPM aber nicht konkret aus: die staatliche Förderung. „Mögliche Instrumente wären die Anpassung des Umweltbonus und der Innovationsprämie sowie eine Dynamisierung der Dienstwagensteuer“, heißt es in der Mitteilung. Aber auch: „Über den Zeitpunkt der Anpassungen konnte innerhalb der AG keine Einigkeit erzielte werden.“

Würden all diese Vorschläge der NPM befolgt, rechnet Kagermann mit Einsparungen von 2,5 bis 2,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2030, dann sind gemäß dem NPM-Szenario 3,3 Millionen PHEV in Deutschland unterwegs. Weshalb der Fokus auf die Plug-in-Hybride? Durch PHEV kann eine sozialverträglichere Transformation der bestehenden Wertschöpfungsnetzwerke erreicht werden, so die Meinung der NPM.

Den Ergebnissen der über 100.000 PHEV-Datensätze, die vom ICCT und dem Fraunhofer ISI analysiert wurden, traut die NPM übrigens nicht komplett: Es sei „eine sofortige Initiierung eines Monitoring-Prozess zur Nutzung von PHEV notwendig, um eine valide Datenbasis zu erhalten“.

Was halten Sie von der Förderung von Plug-in-Hybriden? Stimmen Sie in unserer These des Monats ab: Förderung nur noch bei elektrischer Fahrt?
plattform-zukunft-mobilitaet.de, plattform-zukunft-mobilitaet.de (Studie als PDF)

6 Kommentare

zu „NPM stellt eigene PHEV-Studie vor“
Paul Hoos
10.10.2020 um 06:57
Ich bin der Meinung, dass Autos mit Verbrennungsmotoren, dazu zähle ich auch Hybridfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, nicht auf die Straße gehören. Es macht umwelttechnisch keinen Sinn Verbrennungsmotoren mobil zu betreiben, weil der größte Teil der Energie in Form von Abwärme in diesen Fahrzeugen nicht nutzbar ist. Wir sollten uns nichts vormachen. Der Wirkungsgrad liegt in der Praxis irgendwo zwischen 5 und 25 Prozent. Motoren Geräusche, Abgase auf höhe von Kindern die unterwegs in den Kindergarten sind, Kaltlaufbetrieb vor allem im Wohngebiet weil ja soeben losgefahren wird; Das alles haben wir akzeptiert. Klar, ein Hybrid kann da auch elektrisch fahren. Trotzdem ist diese Übergangstechnologie aus meiner Sicht nicht Förderungswürdig. Ich hatte mal eine Gasanlage im Auto und musste trotzdem Steuer zahlen, so als würde ich mit einem Beniner fahren. Gas war aber billiger. Also lasst uns konsequent sein und es hier so beibehalten. Das macht den geringsten bürokratischen Aufwand und fördert die geräuschlose, emissionsfreie und vor allem Abgasfreie Mobilität. Ganz abgesehen davon hat jedes rein elektrisch betriebene Fahrzeug einen Akku, der zu 90% der Zeit am Netz hängen könnte wenn die Steckdose dafür vorhanden wären. Eine Flotte kleiner Speicherkraftwerke die meist gar nicht ganz vollgeaden sind müssen,weil man ja meist nur 40 km zur Arbeit fährt. Weil die Infrastruktur noch nicht da ist, können die Vorteile nicht ausgeschöpft werden. Deshalb gibt es hier diese Förderung. Dazu hat man solche Instrumente. "Um den Übergang voranzutreiben." Deshalb nur rein Elektromobilität fördern.Das ist meine Meinung.
c-base
11.10.2020 um 22:44
Generell bin ich der Meinung, dass es deutlich sinnvoller wäre den Fahrstrom zu fördern und nicht die Fahrzeuge.
Nicolas Block
11.10.2020 um 17:43
Kein laden ohne Infrastruktur - Da die Ladeinfrastruktur vor allem im Stadtbereich noch nicht ausreichend ist, ist es schwer zu wissen, welche Ladeanteile möglich sind.
Max
12.10.2020 um 12:20
Ein meiner Meinung nach wichtiger Hebel fehlt: induktive Ladesysteme in den Fahrzeugen, in den heimischen Garagen und auf den Firmenparkplätzen. Und weil die Fahrzeughersteller von der EU-Kommission an den realen Verbräuchen gemessen werden, wird induktives Laden kommen, davon bin ich überzeugt.
Mike
13.10.2020 um 07:38
Vorschlag: normale 1%-Regelung wie fuer Verbrenner und den staatlichen Anteil der Foerderung gibt es in Form von kostenfreien kWh.
mike
13.10.2020 um 10:21
wenn die Energie in Form von Kraftstoff günstiger ist, die Folgen deren Nutzung an die Allgemeinheit gehen, braucht man sich nicht wundern, wenn die Leute nicht den sauberen, aber teureren Energieträger nutzen. Freie Marktwirtschaft.

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