Italien: Alstom baut sechs BZ-Züge für die Lombardei

Alstom wird sechs Brennstoffzellenzüge für das in der italienischen Region Lombardei aktive Verkehrsunternehmen FNM bauen. Der Vertrag enthält außerdem die Option auf acht weitere BZ-Züge. Unterdessen hat Alstoms Brennstoffzellenzug Coradia iLint einen dreimonatigen Testbetrieb in Österreich absolviert.

Zunächst nach Italien: Der frisch unterzeichnete Vertrag zwischen Alstrom und der FNM (Ferrovie Nord Milano) hat einen Gesamtwert von rund 160 Millionen Euro. Die erste Zuglieferung soll binnen drei Jahren nach der Bestellung erfolgen, also ab Ende 2023. Bei den Schienenfahrzeugen für die Lombardei handelt es sich um Wasserstoffzüge auf Basis von Alstoms Regionalzug-Plattform Coradia Stream, die für den europäischen Markt bestimmt ist und bereits von den wichtigsten italienischen Alstom-Standorten für Italien gebaut wird.

Die BZ-Antriebstechnologie wird der Cordia Stream vom Cordia iLint übernehmen. Dabei sollen Betriebsleistung und Reichweite denen von Dieselzügen entsprechen. Genauer wird Alstom bei diesem Punkt nicht. Die Projektentwicklung, Herstellung und Zertifizierung der Coradia-Stream-Züge erfolgen größtenteils am Konzernstandort in Savigliano. Die fahrzeugseitigen Signalsysteme werden vom Standort Bologna geliefert.

„Wir sind immens stolz darauf, die Wasserstoffzugtechnologie in Italien einzuführen, und wir würdigen das Vertrauen, das unser italienischer Kunde in uns setzt“, sagt Gian Luca Erbacci, Senior Vice President von Alstom Europa. Diese Entwicklung bestätige die Rolle von Alstom bei der Definition der Zukunft der Mobilität. „Diese Züge stellen zusammen mit den Coradia iLint, die sich bereits im kommerziellen Einsatz in Deutschland bewährt haben, einen weiteren wichtigen Schritt beim Übergang zu globalen nachhaltigen Verkehrssystemen dar.“

In Deutschland ist Alstoms erstes H2-Zugmodell in der Tat bereits punktuell im Einsatz: Seit September 2018 sind zwei Coradia iLint im Elbe-Weser-Netz in Niedersachsen unterwegs. Für 2021 strebt auch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) den Einsatz von 14 Coradia iLint auf der Strecke an. Nachziehen will zudem der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), der über seine Tochtergesellschaft Fahma 27 Exemplare bei Alstom bestellt hat, die zum Fahrplanwechsel 2022/2023 bereitstehen sollen.

In Österreich hat der von Alstom im niedersächsischen Salzgitter gebaute Coradia iLint unterdessen einen dreimonatigen Testbetrieb auf den Regionalstrecken der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) erfolgreich abgeschlossen. Außerdem hat das Modell vom Klimaschutzministerium die offizielle Zulassung für das Streckennetz in Österreich erhalten. Nach Deutschland ist Österreich damit das zweite Land in Europa, das den Coradia iLint als emissionsfreie Alternative zu Dieseltriebzügen in vollem Umfang genehmigt.

Die ÖBB testeten den H2-Zug auf vier anspruchsvollen Strecken im südlichen Niederösterreich, in Wien und in der Oststeiermark. Auch auf steilen Streckenabschnitten und unter unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen lieferte das Modell die versprochene Leistung. Die gesammelten Daten werden nach Angaben von Alstom nun ausgewertet, „um die Technologie für den Einsatzkontext weiter zu perfektionieren“.

41 Coradia iLint-Exemplare hat Alstom in Deutschland inzwischen verkauft. Hinzu kommen nun die Coradia-Stream-Züge für Italien. Als weitere interessierte Länder nennt der Hersteller Großbritannien und die Niederlande. In der niederländischen Provinz Groningen hat der Zug bereits im Frühjahr 2020 Tests absolviert, deren Ergebnisse Anfang Oktober veröffentlicht wurden.

Schließlich erreicht uns noch die Neuigkeit, dass die geplante Übernahme der Bombardier-Zugsparte durch Alstom stattfinden kann. Alle notwendigen regulatorischen Genehmigungen sind nach Angaben der Franzosen eingetroffen. Die Fusion soll demnach am 29. Januar abgewickelt werden.
alstom.com (Italien), alstom.com (Österreich), alstom.com (Übernahme der Bombardier-Zugsparte)

2 Kommentare

zu „Italien: Alstom baut sechs BZ-Züge für die Lombardei“
Manfred Stummer
03.12.2020 um 19:23
Und ich bleibe bei meiner Meinung:Gerade bei einer gleichbleibenden Bahnstrecke ist eine nachträgliche Strecken-Elektrifizierung die effizienteste Lösung, technisch nicht besonders aufwändig und eine Investition für 100 Jahre.In Österreich wurde auch schon der Akku-Zug getestet und soweit mir bekannt auch zugelassen.Auch Österreich ist noch meilenweit von 100% erneuerbarem Strom für den "aktuellen Bedarf" entfernt. Da bleibt mit Sicherheit, noch für Jahrzehnte, kein Überschussstrom für die Wasserstoffproduktion.Alternativ bleibt dann nur ein "Mogel-Grünwasserstoff" oder eine abermalige Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern.Klug ist das sicher nicht.
Martin Berchtold
18.01.2021 um 19:21
Alle 20 Jahre muss das elektrische System ersetzt werden. (Fahrdraht, Masten, Erdungssystem, etc) Das kommt einem Neubau gleich. In 100 Jahren sind das 5 Bauten.Ja, für den Aussenstehenden sieht es hingegen immer gleich aus.Die Bahnen haben nicht einfach so die Strecken nicht elektrifiziert.Und wenn dann mal ein Güterwagon in den Bahnhöfen steht, geht von der Fahrleitung auch eine Gefahr für Jugendliche aus, wenn sie im Übermut diese Wagen besteigen.

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