Joby Aviation kündigt Fusion und US-Börsengang an

Das kalifornische E-Flugzeug-Startup Joby Aviation hat seinen US-Börsengang angekündigt. Wie üblich dient hierfür die Fusion mit einem Investmentunternehmen, in diesem Fall mit Reinvent Technology Partners. Die Transaktion dürfte bis zum Ende des zweiten Quartals 2021 abgeschlossen sein.

Mit dem Erlös aus dem Börsengang soll die Entwicklung des rein elektrischen fünfsitzigen Senkrechtstarters von Joby Aviation bis zum geplanten kommerziellen Betriebsstart 2024 vorangetrieben werden. Als Eckdaten seines Modells nennt Joby eine Höchstgeschwindigkeit von 200 Meilen pro Stunde (322 km/h) und eine Reichweite von 150 Meilen (241 km). Das Unternehmen, das erst vor einigen Monaten Uber Elevate übernommen hat, will einen Lufttaxi-Dienst einführen – und zwar erst in den USA und später weltweit.

Doch zurück zum geplanten Börsengang: Das kombinierte Unternehmen wird den Namen Joby Aviation behalten und an der Wallstreet notiert sein. Die Transaktion soll laut der Mitteilung 1,6 Milliarden US-Dollar (rund 1,3 Milliarden Euro) an frischem Kapital in die Kassen des Unternehmens spülen. In diese Summe ist eine Kapitalerhöhung in Form einer PIPE („Private Investment in Public Equity“) einkalkuliert, in deren Zuge ausgewählte Investoren 835 Millionen Dollar zuschießen. Erwartet wird eine Gesamtbewertung des Unternehmens in Höhe von rund 6,6 Milliarden Dollar. Zur „langfristigen Ausrichtung“ gehen mit der Transaktion laut Joby „bis zu fünfjährige Lock-up-Vereinbarungen“ einher.

Das Unternehmen äußert klar, dass der Erlös sämtliche Aktivitäten bis zum Start des Passagierdienstes finanzieren soll, einschließlich der Zertifizierung von Flugzeugen und dem Bau von Produktionsanlagen.  In beiden Bereichen meldet Job bereits Fortschritte. So erteilte die US-Luftwaffe Joby Aviation nach eigenen Angaben die erste Lufttüchtigkeitszulassung für ein eVTOL-Flugzeug überhaupt. Anfang dieses Monats sei zudem mit der Federal Aviation Administration (FAA) eine „G-1“-Zertifizierungsbasis für den elektrischen Senkrechtstarter vereinbart worden – auch hier eine Premiere für eVTOLs. Außerdem gibt Joby bekannt, dass noch in diesem Jahr der Bau einer Produktionsstätte starten soll. Den Standort nennt das Unternehmen nicht. Es heißt lediglich, dass Toyota am Entwurf der Fabrik beteiligt sei.

Das verwundert nicht, denn Toyota hat die Anfang 2020 abgeschlossene C-Finanzierungsrunde von Joby angeführt. Der japanische Autobauer investierte alleine 394 der 590 Millionen eingesammelten Dollar. Zusammen mit einer Investition aus dem Jahr 2018 hat Toyota AI Venture nun bereits 720 Millionen Dollar in Joby investiert. Aus diesem Grund ist auch Shigeki Tomoyama, Executive Vice President der Toyota Motor Corporation, seit inzwischen gut einem Jahr Mitglied des Board of Directors von Joby Aviation. Toyota bringt im Rahmen der Kooperation unter anderem sein Know-how in Bezug auf Produktion, Qualität und Kostenkontrolle ein.

Ein Paukenschlag war im Dezember 2020 zudem die Übernahme von Uber Elevate. Für viele kam die Ankündigung überraschend, dass der Fahrtenvermittler Uber seinerzeit sowohl sein Projekt zur Entwicklung von Technologie für selbstfahrende Autos als auch sein E-Flugtaxi-Projekt abstieß. Joby Aviation nutzte die Gunst der Stunde und übernahm die E-Flugtaxi-Sparte. Die finanziellen Bedingungen der Transaktion wurden nicht veröffentlicht. Joby Aviation gab aber im Zuge des Aufkaufs bekannt, auf Basis der bisherigen Zusammenarbeit und der erfolgten Übernahme von Uber Elevate jenen E-Taxi-Flugdienst aufbauen zu wollen, von dem weiter oben in diesem Text die Sprache war.

Uber bleibt dem Aufkäufer seiner Flugtaxi-Sparte verbunden, indem der Konzern im Dezember 75 Millionen Dollar an Investitionen in Joby ankündigte, zusätzlich zu einer bereits im Januar 2020 getätigten Investition in Höhe von 50 Millionen Dollar. Auch im Zuge der weiter oben genannten PIPE wird Uber Technologies als Geldgeber genannt.

Im Dezember sprach das Duo von einer „erweiterten Partnerschaft beider Muttergesellschaften“, die sich unter anderem darin niederschlagen soll, dass beide Konzerne ihre jeweiligen Dienstleistungen in die Anwendungen des jeweils anderen Unternehmens integrieren, um künftigen Kunden eine nahtlose Integration von Boden- und Flugreisen zu ermöglichen.
jobyaviation.com

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