AMG Lithium erwirbt Grundstück für Fabrik in Sachsen-Anhalt

Die AMG Lithium GmbH, eine Tochter der niederländischen Advanced Metallurgical Group (AMG), hat ein Grundstück im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen erworben. Dort soll bis 2023 ein Lithiumhydroxid-Werk entstehen – unweit der geplanten Batterie-Produktion von Daimler-Partner Farasis.

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Nachdem die Advanced Metallurgical Group mit Sitz in den Niederlanden im Herbst 2019 die Errichtung einer Raffinerie für Lithiumhydroxid in Sachsen-Anhalt angekündigt hatte, hat das Tochterunternehmen AMG Lithium nun mit der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH einen Kaufvertrag über ein Grundstück auf dem Gelände des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen abgeschlossen.

Auf diesem Grundstück wird AMG Lithium eine Produktionsanlage für Lithiumhydroxid in Batteriequalität errichten. Ziel sei es, die europäische Batterieindustrie mit diesem Schlüsselrohstoff verlässlich und mit kurzen Lieferwegen zu versorgen. Auf dem Grundstück wird zunächst eine Anlage mit einer Jahreskapazität von 20.000 Tonnen errichtet, die 2023 in Betrieb gehen soll. Die Grundstücksgröße sei so bemessen, dass in den Folgejahren durch weitere Module die jährliche Kapazität auf bis zu 100.000 Tonnen gesteigert werden kann.

Woher AMG Lithium mit Sitz im Frankfurter Industriepark Höchst die Rohstoffe beziehen will, geht aus der Mitteilung zum Grundstückskauf nicht hervor. Lithiumhydroxid wird im Bereich der Elektromobilität zur Herstellung von Kathodenmaterialen verwendet. Für die „Batteriequalität“ dürfen nur sehr wenige Verunreinigungen enthalten sein, wie AMG Lithium betont. Die Anlage in Bitterfeld-Wolfen soll auch die erste Lithium-Raffinerie in Deutschland sein.

„Durch die Ansiedlung der AMG werden wir unsere Stellung im Bereich Energy Materials weiter ausbauen“, sagt Patrice Heine, Geschäftsführer der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH. „Wir spüren momentan viel Dynamik in dem Segment, seien es neue Batteriewerkstoffe oder z.B. poröse Materialien für Kondensatoren.“ Mittelfristig wolle man die gesamte Wertschöpfungskette für Batteriematerialien an den Standort holen, inklusive eines Recycling-Projekts für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.

Das Lithiumhydroxid der AMG-Anlage könnte künftig direkt im Chemiepark weiter verarbeitet werden. Im Mai 2019 hatte der Daimler-Parnter Farasis Energy aus China angekündigt, dort eine Batteriefabrik zu bauen. In der Anlage, die nach damaligen Angaben Ende 2022 in Betrieb gehen soll, sollen neben Zellen auch Module und Packs gefertigt werden – zunächst mit einer Kapazität von 6 GWh, später mit 10 GWh pro Jahr. Mitte Februar 2021 wurde jedoch bekannt, dass noch keine Baugenehmigung erteilt ist.

Update 07.04.2022: Knapp ein Jahr, nachdem AMG Lithium das Grundstück in Bitterfeld-Wolfen gekauft hat, wird der Bau der geplanten Lithiumhydroxid-Raffinerie konkret: AMG Lithium hat die EPC Group mit der Ausführungsplanung betraut. Schon in den nächsten Wochen soll mit dem Bau begonnen werden.

Wie das Unternehmen mitteilt, wurde der Vertrag mit der EPC Group bereits Ende März von den Geschäftsführern unterzeichnet. Die Ausführungsplanung umfasse „neben den üblichen Finanz-, Zeit- und Qualitätszielen, auch spezielle Umweltziele und die Arbeitssicherheit“, wie AMG Lithium mitteilt. Konkret werden die „weitgehende Vermeidung von Abwässern, Vermeidung von Produktexposition sowie CO2-Reduzierung durch energieeffiziente Verfahren“ genannt.

„Mit unserer Entscheidung für die EPC Group haben wir bewusst ein mittelständisches Familienunternehmen ausgewählt, welches im chemischen Anlagenbau über die notwendige internationale Projekterfahrung verfügt und in der Region gut vernetzt ist“, sagt Stefan Scherer, Geschäftsführer von AMG Lithium.

Scherer und EPC-Geschäftsführer Franz-Josef Willems betonen, dass man bei der engen Zusammenarbeit in den vergangenen Wochen und Monaten festgestellt habe, „dass wir sehr gut übereinstimmen in der Definition von Zielen und die beiden Teams sich auf deren Umsetzung fokussieren“. Daher beabsichtigen die beiden Unternehmen, auch bei zukünftigen Projekten in Bitterfeld zusammenzuarbeiten.

Update 12.05.2022: AMG Lithium hat mit dem Bau seines angekündigten Lithiumhydroxid-Werks in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) begonnen. Das Werk soll im Herbst 2023 in Betrieb gehen. Das Bitterfelder Werk wird zunächst auf eine Jahreskapazität von 20.000 Tonnen ausgelegt. Damit können Batterien für 800.000 Elektroautos gefertigt werden. Wie oben berichtet ist das Grundstück aber so ausgelegt, dass die Produktion später auf bis zu 100.000 Tonnen verfünffacht werden. Das Rohmaterial wird aus einer Mine in Brasilien angeliefert.

AMG Lithium investiert am Standort rund 120 Millionen Euro und will 80 Arbeitsplätze schaffen. Von Bitterfeld-Wolfen aus soll dann die europäische Batterieindustrie mit Lithiumhydroxid beliefert werden – für Elektroauto-Batterien, aber auch Consumer Electronics. Eine lokale Verarbeitung ist derzeit nicht in Sicht, da Farasis Energy wie berichtet seine Batteriefabrik-Pläne für Bitterfeld-Wolfen derzeit nicht mehr verfolgt.
Quelle: Info per E-Mail, amglithium.com, epc.com (beide Update I), mdr.de, faz.net (beide Update II)

1 Kommentar

zu „AMG Lithium erwirbt Grundstück für Fabrik in Sachsen-Anhalt“
Wilf
13.05.2022 um 21:06
Das Lithium aus Brasilien wird übrigens aus einer zum AMG Konzern gehörigen Mine bezogen. Teilweise werden Abraumhalden früherer anderer Prozesse verwendet, da der Gehalt an Lithium im Abraum jetzt wirtschaftlich verwendbar ist. Soviel zu den „Umweltschäden“ bei der Lithium Förderung.

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