SVOLT implementiert Zell-Technologie von Soteria BIG

Der aus dem chinesischen Autobauer Great Wall hervorgegangene Batteriezellen-Hersteller SVOLT hat neue Lithium-Ionen-Zellen angekündigt, bei denen erstmals Sicherheitstechnologie der Soteria Battery Innovation Group (BIG) zum Einsatz kommen wird. Der Marktstart dieser Zellen ist für das dritte Quartal 2021 geplant.

Die Technologie beseitigt laut einer Mitteilung von SVOLT die Grundursache für das thermische Durchgehen („thermal runaway“), bei dem sich der Elektrolyt in der Zelle entzündet, wodurch es zu einem Brand kommen kann. SVOLT will mit den von Soteria BIG lizenzierten Materialien Zellen mit NMC-811-Chemie herstellen. Es geht also nicht um die ersten kobaltfreien Batteriezellen des Unternehmens, die wie angekündigt ab Juni dieses Jahres vom Band rollen.

Zunächst zur Rolle der Soteria Battery Innovation Group mit Sitz im US-Staat South Carolina: Das 2017 gegründete Unternehmen bezeichnet sich als offenes Firmenkonsortium, das eigenentwickelte Materialien und Produktionsmethoden an möglichst viele Zellhersteller lizenzieren möchte. Laut Soteria ist die Technologie kompatibel mit verschiedenen Chemien wie NMC811, NMC523, NMC622, LFP und LCO. Ziel sei es, Lithium-Batterie-Materialien von der bestehenden gefährlichen und schweren Architektur auf die sicherere und leichtere Soteria-Architektur umzustellen, teilt Soteria BIG auf seiner Homepage mit. Bis 2030 strebt das Konsortium einen Marktanteil von 25 % an. Als Mitglieder führt Soteria auf seiner Webseite neben SVOLT eine ganze Reihe von Unternehmen auf, darunter auch die Batterie-Hersteller Saft, Xalt Energy, Customcells und Britishvolt sowie Voith, Bosch oder Rimac.

Zur Technologie selbst hat Soteria unter anderem mehrere Videos veröffentlicht. Kurz gefasst setzt das Konsortium auf ein innovatives Separator-Material auf Papierbasis, das allein Temperaturen von bis zu 300 Grad und ergänzt um Aramidfasern bis zu 550 Grad standhalten soll. Das Material brenne, aber schmelze nicht, erfülle also weiter seine Aufgabe, die Anode und die Kathode zu trennen, heißt es. Anode und Kathode selbst sind mit metallisierten Kunststofffilmen überzogen (bei der Anode kommt Aluminium, bei der Kathode Kupfer als metallischer Zusatz zum Einsatz). Bei übermäßiger Hitze schmilzt laut Soteria BIG der dünne metallisierte Kunststofffilm in dem Bereich, in dem er betroffen ist und wirke wie eine Sicherung in dem Bereich, in dem der Defekt aufgetreten ist. In der Folge funktioniere die Batterie selbst nach einer Beschädigung weiter.

Laut SVOLT ist die Technologie in der Lage, neben dem Sicherheitsaspekt auch die Energiedichte und das Gewicht zu verbessern. Konkret angekündigt werden optimierte Pouchzellen mit 5Ah, 10Ah, 20Ah und 60Ah sowie prismatische 60Ah-Zellen für vollelektrische Fahrzeuge und Fluggeräte. „SVOLT hat mit unseren Materialien hochwertige NMC 811-Zellen produziert, die eine außergewöhnliche Missbrauchstoleranz aufweisen“, äußert Carl Hu, CTO bei Soteria BIG. „Wenn die Soteria Battery Innovation Group ihren Sicherheitszertifizierungsstandard veröffentlicht, erwarten wir, dass die SVOLT-Zellen die ersten sein werden, die ihn bestehen.“ Hintergrund ist, dass Soteria die Entwicklung „einer Reihe von aggressiven Teststandards“ plant, die „in der Elektronik, in Elektrofahrzeugen, in der Energiespeicherung und in der gesamten Lithium-Ionen-Batterie-Industrie eingeführt werden“ sollen.

Dass nun SVOLT der voraussichtlich erste Konzern sein wird, der die Technologie implementiert, hängt damit zusammen, dass sich der Hersteller früh für das Konsortium interessierte. SVOLT sei „Gründungsmitglied unseres Konsortiums in China“, teilt Soteria BIG mit.

Die Great-Wall-Ausgründung strebt bis 2025 eine globale Produktionskapazität von 200 GWh und weltweit sieben F&E-Zentren an. Im Februar kündigte das Unternehmen vor diesem Hintergrund an, seine Produktionskapazitäten in China auszuweiten. Geplant sind neue Fabriken in Huzhou in der chinesischen Provinz Zhejiang sowie in Suining in der Provinz Sichuan, mit Jahreskapazitäten von jeweils 20 GWh.

Im November 2020 hatte SVOLT zudem bekannt gegeben, eine Batteriezellfabrik mit einer Kapazität von 24 GWh im Saarland bauen zu wollen. Die Zellproduktion soll bis Ende 2o23 starten, zudem sollen im Saarland an einem weiteren Standort aus den Batteriezellen Module und Packs montiert werden. Insgesamt wollen die Chinesen laut einer Ankündigung von 2020 für die beiden Standorte bis zu zwei Milliarden Euro in dem Bundesland investieren, in der finalen Ausbaustufe sollen bis zu 2.000 Arbeitsplätze entstehen.

Viel Entwicklungsarbeit hat SVOLT unterdessen in die Schaffung von kobaltfreien Zellen gesteckt. Vor wenigen Tagen soll die Massenproduktion des kobaltfreien Kathodenmaterials für die NMX-Batteriezellen des Unternehmens in Jintan, im Osten Chinas, begonnen haben. Die darauf basierenden kobaltfreien Batteriezellen sollen ab Juni hergestellt werden. Der chinesische Batteriezellenhersteller hatte die kobaltfreien Zellen erstmals 2019 angekündigt und im Mai 2020 erste Details dazu genannt. Seit Mitte Dezember sind die ersten Zellvarianten bestellbar.
prnewswire.com

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