SVOLT baut 24-GWh-Batteriefabrik im Saarland

Der chinesische Batteriezellhersteller SVOLT wird seine europäische Batteriezellfabrik im Saarland errichten. In Überherrn soll die Zellfabrik selbst entstehen, in Heusweiler eine Montage von Modulen und Packs. Die Zellproduktion soll Ende 2023 starten.

Das kündigten Vertreter von SVOLT Europe und der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) bei einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei in Saarbrücken an. In Überherrn soll auf 840.000 Quadratmetern die europäische Zellfabrik des chinesischen Unternehmens entstehen, in der finalen Ausbaustufe soll die Kapazität 24 GWh pro Jahr betragen. Wann diese Ausbaustufe erreicht werden soll und welchen Umfang die erste Stufe hat, wurde bei der Pressekonferenz nicht genannt. Klar ist aber, dass die Zellfabrik Ende 2023 ihre Produktion aufnehmen soll.

Bereits für Mitte 2022 strebt SVOLT an, einen zweiten Standort im Saarland in Betrieb zu nehmen. Im ehemaligen Laminatepark Heusweiler – rund 30 Kilometer von Überherrn entfernt – sollen aus Batteriezellen Module und Packs montiert werden, die dann einbaufertig an die Autobauer geliefert werden. Insgesamt werden die Chinesen für die beiden Standorte bis zu zwei Milliarden Euro in dem Bundesland investieren, in der finalen Ausbaustufe sollen bis zu 2.000 Arbeitsplätze entstehen.

„Wir glauben nach langen Gesprächen mit der Landesregierung, dass das Saarland im Zentrum Europas der richtige Standort ist“, sagte SVOLT-Energy-Präsident Yang Hongxin in einer Videobotschaft. An der Veranstaltung in der Staatskanzlei konnte Yang aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht teilnehmen.

„Das ist eine Ankerinvestition in die Zukunft der saarländischen Automobilwirtschaft“, sagt Ministerpräsident Hans. „Autobauer und Zulieferer im Saarland hängen am Verbrennungsmotor, diesen Fakt kann man nicht negieren.“ Die saarländische Wirtschaftsminsterin Anke Rehlinger fügte hinzu, dass man mit der Zellfabrik und der Batteriemontage den Kern der Werkschöpfung der Elektroautoproduktion in das Saarland geholt habe. „Wir wollen den Strukturwandel nicht über uns ergehen lassen, sondern wollen den Wandel aktiv gestalten“, so Rehlinger.

„Deutschland ist ein Autoland, das Saarland ist ein Autoland“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der gebürtiger Saarländer ist, in einer Videobotschaft. „Das wollen wir künftig auch bleiben. Deshalb ziehen die Bundesregierung, die Landesregierung, aber auch die EU-Kommission an einem Strang, um den Wandel zu begleiten.“

Unter 32 Kandidaten in ganz Europa hat sich also das Saarland durchgesetzt. „Für SVOLT zeichnet sich das Saarland durch fünf Faktoren aus“, sagt SVOLT-Europapräsident Kai-Uwe Wollenhaupt. „Das sind die verfügbaren und qualifizierten Mitarbeiter, vorhandene grüne Energie, die zentrale Lage im europäischen Wirtschaftsraum, eine hervorragende Infrastruktur und das bestehende Umfeld internationaler und innovativer Unternehmen.“

Forschungszentrum im Saarland soll folgen

Die Entscheidung für zwei Standorte anstelle des ursprünglichen Plans mit einem Werk begründete Wollenhaupt mit einer „signifikant höheren Umsetzungesgeschwindigkeit“. Zudem handelt es sich bei der Montage in Heusweiler um ein bestehendes Gebäude, das von SVOLT für seine Zwecke umgerüstet wird. Diese Arbeiten können parallel zu dem Bau der eigentlichen Zellfabrik durchgeführt werden.

Früheren Berichten zufolge will SVOLT neben der eigentlichen Zellfabrik auch ein Werk für Kathodenmaterial und ein Forschungszentrum in Europa errichten. Ein Forschungszentrum im Saarland solle später folgen, so Wollenhaupt. Von der Fabrik für Kathodenmaterial war aber keine Rede mehr.

„Unser Anspruch ist es, als nachhaltiger Partner der Automobilindustrie wahrgenommen zu werden“, so Wollenhaupt. „Uns sind nachhaltige Produktionsprozesse sowie eine transparente Lieferkette extrem wichtig. Dazu gehört auch ein klares und nachhaltiges Entsorgungskonzept nach der Zweitnutzung.“

Mit mehreren Autobauern im Gespräch

In Überherrn könnten auch die kobaltfreien Batteriezellen produziert werden, die das Unternehmen im Juli 2019 angekündigt hatte. Wie es nun hieß, soll die Testphase in den Fahrzeugen kurz vor dem Abschluss stehen und die Technologie allen Kunden im kommenden Jahr zur Verfügung stehen.

Die Zellen aus dem Saarland dürften zu einem Teil an PSA gehen. Der französische Konzern hatte Berichten zufolge mit SVOLT einen Liefervertrag über sieben GWh abgeschlossen. Aktuellen französischen Medienberichten nach könnten die Zellen im Citroën e-C3 verbaut werden. SVOLT zeigt sich aber zuversichtlich, die Fabrik schnell mit Zellen für weitere Autobauer auslasten zu können. Man sei im aktiven Gespräch mit allen europäischen Autobauern, hieß es.

Konkret wird die gwSaar, die Wirtschaftsförderung des Saarlandes, die Flächen kaufen, wie gwSaar-Geschäftsführer Thomas Schuck angab. Die gwSaar werde auch im Auftrag von SVOLT die Gebäude errichten. Später werde dann entschieden, ob man die Anlagen an SVOLT verkaufen oder vorerst nur vermieten werde. Aber: Noch gibt es weder einen Kaufvertrag für das Gelände noch eine Baugenehmigung.

Wie Hans angab, habe es Anfang des Jahres auf „ganz informellem Weg“ ersten Kontakt mit dem Unternehmen gegeben, als man von der Standortsuche erfahren hatte. Bis zuletzt konnte ein hohes Niveau an Vertraulichkeit bewahrt werden, es wurden seitens der Staatskanzlei und des Wirtschaftsministeriums nur wenige Mitarbeiter eingebunden. Einen kleinen Seitenhieb auf Elon Musk konnte sich Hans aber nicht verkneifen, als er darauf verwies, dass bei anderen Unternehmen die Standortfrage in der Öffentlichkeit auf Twitter geklärt werden. Auch für die europäische Gigafactory war das Saarland im Rennen bzw. hatte sich selbst ins Spiel gebracht. Am Ende erhielt Brandenburg den Zuschlag, obwohl in der Öffentlichkeit Niedersachsen als Favorit galt.
Quelle: Webcast der Pressekonferenz, svolt-eu.com

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