Porsche plant Bau eines Batteriezellenwerks in Tübingen

Porsche will im schwäbischen Tübingen eine eigene Batteriezellenfabrik zur Herstellung von „Hochleistungsbatterien“ aufbauen. Zwar plant der Stuttgarter Sportwagen-Hersteller, für seine E-Autos künftig auch Batterien von Mutterkonzern Volkswagen zu beziehen, aber Hochleistungszellen – das sei „eine Porsche-Domäne“.

Das sagte Porsche-Chef Oliver Blume gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. In dem Artikel wird er zudem mit folgenden Worten zitiert: „Die Batteriezellen sind eine Kerntechnologie für die deutsche Autoindustrie, die wir auch im eigenen Land haben müssen. In der Entwicklung und in der Fertigung. Porsche möchte dabei eine Pionierrolle einnehmen.“ Die Batteriezellenfabrik von Porsche solle in Tübingen entstehen, „weil wir zeigen wollen, dass wir Batteriezellen in einem Hochlohnland wie Baden-Württemberg fertigen können“.

Porsche werde auch Batterien vom Volkswagen-Konzern verbauen. „Aber zusätzlich wird es ein Segment für Hochleistungszellen geben“, äußerte Blume. „Genauso wie wir Hochleistungsverbrennungsmotoren entwickelt haben, wollen wir jetzt bei den Hochleistungsbatterien ganz vorn sein.“ Einen Zeitplan für die Errichtung und Inbetriebnahme des Werks nennt der Porsche-Chef in dem Artikel nicht. Ebensowenig die geplante Produktionskapazität.

Die Entwicklung kommt nicht ganz überraschend: Porsche-Chef Oliver Blume hatte schon beim „Power Day“ von Volkswagen Mitte März angekündigt, dass Porsche bei der Batterie-Strategie einen eigenen Weg verfolgen will – mit einer Silizium-basierten Anode anstelle des üblichen Graphits. Für Performance-Zellen für Straßen-Sportwagen und den Motorsport wollen die Zuffenhausener an neuen Materialien und effizienteren Kühllösungen arbeiten, so Blume damals.

Interessant vor diesem Hintergrund: Anfang April war bereits publik geworden, dass Porsche kurz vor der Gründung eines Batterie-Joint-Ventures namens Cellforce Group zusammen mit Fraunhofer-Ausgründung Custom Cells und der P3 Group steht. Der Antrag für dieses Joint Venture wurde aber inzwischen zurückgezogen, wie aus der Liste laufender Fusionskontrollverfahren beim Bundeskartellamt hervorgeht. Es ist also noch unklar, auf welcher Struktur Porsches Batteriezellwerk in Tübingen fußen wird.

Der Volkswagen-Konzern hatte beim „Power Day“ im März seinerseits sechs europäische Batteriezellfabriken bis 2030 angekündigt. Bisher stehen zwei der sechs Fabriken mit Standorten in Salzgitter und dem schwedischen Skellefteå fest. In Salzgitter wird Volkswagen die Zellfertigung in Eigenregie stemmen und dort allen voran die sogenannte „Einheitszelle“ bauen, in Schweden agiert der Wolfsburger Konzern zusammen mit dem Batterie-Startup Northvolt. Offen ist, ob die Porsche-Fabrik als drittes der sechs Batterwerke zählt – diese sollen eigentlich auf eine Produktionskapazität von 40 GWh pro Jahr kommen, was für die Hochleistungszellen von Porsche (wohlgemerkt für wenige Hochleistungsmodelle und den Motorsport, nicht für jeden elektrischen Porsche) ein hoher Jahres-Output wäre.

Bisher kauft Porsche seine Batteriezellen übrigens komplett zu – etwa für den Taycan. Zu einbaufertigen Batteriepacks werden diese zugekauften Zellen von Dräxlmaier in der Nähe der Fahrzeugwerke montiert und dann ans Band geliefert.
faz.net (Paywall)

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