Ford F-150 Lightning kommt 2022 mit zwei Batterieoptionen

Ford hat die in den USA lange erwartete rein elektrische Variante des Pickups F-150 vorgestellt. Das F-150 Lightning genannte Modell soll im Frühjahr 2022 mit zwei Batterieoptionen für 230 oder 300 Meilen Reichweite auf den Markt kommen.

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Das entspricht umgerechnet rund 370 bzw. 480 Kilometern geschätzte EPA-Reichweite. Der Pickup soll über mehr als 2.300 EV-zertifizierte Ford-Händler in den USA verkauft werden. Die Preise für den F-150 Lightning beginnen bei überraschend niedrigen 39.974 US-Dollar vor Subventionen.

Da Ford die bisherige Obergrenze für Elektroauto-Verkäufe in den USA noch nicht erreicht hat, qualifizieren sich die Fahrzeuge der Marke nach wie vor für die Steuergutschrift der US-Regierung in Höhe von 7.500 Dollar, womit der Einstiegspreis auf rund 32.500 Dollar in der sehr einfach gehaltenen Commercial-Variante sinkt. Die XLT-Ausstattung soll ab 52.974 Dollar erhältlich sein, für das Top-Modell sollen rund 90.000 Dollar fällig werden. Interessenten können das Fahrzeug ab sofort gegen eine Anzahlung von 100 Dollar reservieren.

Kommen wir zur Technik: Der F-150 Lightning wird ausschließlich mit Allradantrieb angeboten. In der Standard-Version liegt die Leistung bei 318 kW, die stärkeren Modelle kommen auf bis zu 420 kW und 1.050 Nm Drehmoment. Damit soll der E-Pickup eine Nutzlast von 2.000 Pfund (907 Kilogramm) und eine Anhängelast von 10.000 Pfund (4,53 Tonnen) bewegen können, so Ford. Einschränkend muss hier aber erwähnt werden, dass die genannte Nutzlast für die kleine Batterie gilt (Extended Range: 1.800 Pfund oder 816 Kilogramm), die Anhängelast aber für die große Batterie angegeben wurde (Standard Range: 7.700 Pfund oder 3,5 Tonnen).

Zur Größe der Batterie machen die Amerikaner keine Angaben, wohl aber zur Ladedauer. Mit den maximal 19,2 kW AC-Ladeleistung soll eine Ladung von 15 auf 100 Prozent acht Stunden dauern, was einer Energiemenge von 153,6 kWh im Ladefenster und hochgerechnet 176,6 kWh für die Extended-Range-Batterie entspräche. Da von diesem Wert noch die nicht bekannten Ladeverluste abgezogen werden müssen, dürfte der nutzbare Energiegehalt irgendwo zwischen 150 und 170 kWh liegen. US-Portale wie „Electrek“ schätzen anhand dieser einfachen Berechnung den Brutto-Energiegehalt auf 170 bis 180 kWh. (Hinweis der Redaktion: Inzwischen sind die Batteriegrößen bekannt, wir haben das Update am Ende des Textes ergänzt)

Die DC-Ladeleistung liegt bei 150 kW in der Spitze, die Ladedauer von 15 auf 80 Prozent gibt Ford mit 41 Minuten an. Unsere an dieser Stelle übliche Berechnung der durchschnittlichen Ladeleistung in dem angegebenen Bereich ist hier mit besonderer Vorsicht zu genießen, da die Netto-Kapazität der Batterie nur errechnet wurde und kein offizieller Wert ist – die acht Stunden Ladedauer sind sicher keine sehr genaue Angabe. Legt man 150 kWh nutzbaren Energiegehalt zu Grunde, werden in dem 15-80-Prozent-Fenster 97,5 kWh geladen, was in 41 Minuten einer durchschnittlichen Ladeleistung von 143 kW entspräche. Sprich: Bei 150 kW Maximalleistung gäbe es bis 80 Prozent State of Charge kaum ein nennenswertes Abregeln der Ladeleistung.

Für den Elektro-F-150 hat Ford den bestehenden Leiterrahmen an einigen Stellen verstärkt, um das zusätzliche Batterie-Gewicht im Rahmen aufnehmen zu können. Bilder von US-Medien zeigen, dass die Batterie im hinteren Bereich doppelstöckig ausgelegt ist. Der Hochvolt-Speicher ist aber komplett zwischen den Achsen verbaut, womit auch der F-150 Lightning über ein vollwertiges Ersatzrad verfügt, das unter dem Heckrahmen montiert ist.

Wie schon der E-Transit kann auch der F-150 Lightning Strom abgeben. In der Basisversion kann er Geräte mit bis zu 2,4 kW mit Strom versorgen, in den Ausstattungen Larait und Platinum sind ab Werk sogar 9,6 kW möglich. Der Strom kann entweder über den Ladeport vor der Fahrertüre oder Steckdosen im Innenraum, der Ladefläche oder dem Frunk entnommen werden.

A propos Frunk: Hier spricht Ford von einem „High-Tech-Mega-Power-Frunk“, nicht nur wegen der Steckdose. Das Ladeabteil unter der Fronthaube fasst stolze 400 Liter und kann bis zu 182 Kilogramm Nutzlast aufnehmen. In dem wasserdichten Abteil sollen zwei Handgepäck-Koffer oder zwei Sätze Golfschläger transportiert werden können, so Ford.

Noch kurz die Abmessungen der Karosserie: Der F-150 Lightning ist 5,91 Meter lang bei 3,70 Metern Radstand. Der Wagen ist glatte zwei Meter hoch und inklusive der Spiegel 2,44 Meter breit. Die Ladefläche misst 1,70 Meter in der Länge, an der schmalsten Stelle zwischen den Radkästen ist 1,28 Meter Platz.

Im Innenraum verfügt der F-150 Lightning über ein 12 Zoll großes digitales Kombiinstrument. Je nach Ausstattung ist ein 15,5 Zoll großer Infotainment-Bildschirm verbaut, auf dem das neue „Sync 4A“-System von Ford läuft. Darüber soll nicht nur eine Cloud-basierte Routenführung möglich sein, sondern auch Dienste wie Android Auto, Apple CarPlay oder integrierte Amazon-Alexa-Apps genutzt werden können. Der Bildschirm selbst ist wie im Mustang Mach-E hochkant verbaut.

US-Präsident Biden enthüllte den Elektro-F-150 vorab

Eine große Überraschung war das Design mit dem LED-Leuchtenband an der Front bei der Premiere nicht mehr: Das hatte Ford nicht nur auf Teaserbildern angedeutet, sondern auch einen Tag vor der lange geplanten Premiere selbst enthüllt. Da US-Präsident Joe Biden relativ kurzfristig Ford besuchte, wollte man dem bekennenden Elektroauto-Befürworter Biden natürlich das neueste Modell vorführen. So stand der F-150 Lightning bei der Rede Bidens nicht nur unverhüllt im Hintergrund, sondern wurde von dem US-Präsident auch für eine kurze Probefahrt bewegt.

Beinahe wäre Biden bereits etwas früher mit dem F-150 Lightning in Kontakt gekommen: Ford will für das Modell bekanntlich Zellen von SK Innovation nutzen. In dem Rechtsstreit mit LG Energy Solution drohte SKI zwischenzeitlich mit einem Rückzug aus dem US-Geschäft, sollte Biden die von der US-Handelskommission auferlegten Importbeschränkungen nicht aufheben. Dieses Eingreifen wurde Biden erspart, da sich die beiden koreanischen Unternehmen inzwischen geeinigt haben.

Statt nach einem US-Rückzug sieht es nun nach einer intensiveren Zusammenarbeit von SKI mit Ford aus: Laut Reuters soll es heute noch eine Mitteilung zu einem Batterie-Joint-Venture von Ford und SK Innovation geben.

Update 21.05.2021: Ford und SK Innovation haben sich wie erwartet auf die Gründung eines Joint Ventures für die Produktion von Batteriezellen und -modulen zum Einsatz in Elektrofahrzeugen des US-Autobauers verständigt. Das Gemeinschaftsunternehmen namens BlueOvalSK strebt eine jährliche Produktionskapazität von 60 GWh an. Die Zellen und Module sollen in mehreren zukünftigen BEV-Fahrzeugen von Ford zum Einsatz kommen, darunter in dem gerade vorgestellten F-150 Lightning.

Das Interesse an dem Modell ist nach der gestrigen Vorstellung offenbar groß: Nach Angaben von Ford-CEO Jim Farley gingen alleine in den ersten zwölf Stunden nach der Präsentation 20.000 Reservierungen für das Modell. ein.

Update 21.12.2021: Ford hat im Rahmen einer Onlineveranstaltung nun auch Angaben zu den Batteriekapazitäten des im Mai präsentierten E-Pickup F-150 Lightning gemacht. Diese waren bislang unbekannt. Die Nettokapazitäten liegen bei 98 kWh für die Standard-Range-Version und 131 kWh für die Extended-Range-Variante. Die bekannten Reichweiten-Angaben von 230 bzw. 300 Meilen (370 oder 480 Kilometer) bestätigte Ford nochmals.

Damit liegen die Batteriegrößen etwas unterhalb der Berechnungen, die anhand der bekannten Informationen zu Ladeleistung und Ladezeit angestellt wurden. Im dem Ladefenster von 15 auf 80 Prozent werden in 41 Minuten 85 kWh nachgeladen, was im Schnitt 124 kW ergibt – bei 150 kW in der Spitze.

Update 05.01.2022: Einen Tag, nachdem Ford das Produktionsziel für den vollelektrischen F-150 Lightning auf jährlich 150.000 Einheiten erhöht hat, ist der Konfigurator online gegangen. Dadurch sind nun alle Preise bekannt. Wie bei der Vorstellung angekündigt, startet das Basismodell Pro ab 39.974 US-Dollar vor Subventionen und die XLT-Ausstattung ab 52.974 Dollar. Neu sind die Preise für die Ausstattungen Lariat (ab 67.474 Dollar) und Platinum (90.874 Dollar).

Das Basismodell ist dabei für Privatkunden nur mit der Standard-Range-Batterie erhältlich, das Top-Modell Platinum nur mit der Extended-Range-Batterie. Bei den beiden mittleren Ausstattungen sind die genannten Preise mit der kleinen Batterie, der große Akku kann hier optional geordert werden. Die zusätzlichen 33 kWh kosten allerdings 10.000 Dollar Aufpreis. Flottenkunden sollen auch beim Pro die große Batterie für denselben Aufpreis ordern können.
carscoops.com, electrek.co, ford.com (alle F-150 Lightning), insideevs.com (Biden), reuters.com (Uodate I), f150gen14.com, motortrend.com (beide Update II), ford.com, insideevs.com (beide Update III)

10 Kommentare

zu „Ford F-150 Lightning kommt 2022 mit zwei Batterieoptionen“
EdgarW
20.05.2021 um 11:14
153,6 kWh bei vollständiger AC-Auflladung würde den Ladeverlust enthalten. Beträgt dieser übliche ca 10%, wäre der Akku (153,6/110*100) ungefähr 140 kWh netto groß.
BEV
20.05.2021 um 12:50
Achtung. Laut Ford ist die Ladung von 15-100% also 85% von der nutzbaren Kapazität in 8 Stunden bei 240V*80A=19,2kW. 10% Ladeverluste ist auch schon eher etwas viel, würde eher auf 5% hoffen. So oder so kommt man dann eher auf die genannten 160-170kWh nutzbar.
Alexander
22.12.2021 um 14:57
Die Ladeverluste liegen aktuell bei ca. 12%
Sebastian Schaal
20.05.2021 um 13:37
Das stimmt, vielen Dank für den Hinweis. Wir haben die Stelle korrigiert.Viele Grüße Sebastian Schaal
BEV
20.05.2021 um 12:19
Echt der Hammer. Erst dachte ich, was soll diese große "Motorhabe", bis ich den wahnsinns Frunk gesehen hab :DWenn es das Fahrzeug auch etwas kleiner für Europa gäbe...
Alefro66
26.06.2022 um 18:55
Was habt ihr immer mit eurem Kleiner? Ich will den in genau der Größe. Kleiner bedeutet weniger Tonnage in Form eines Anhängers mit Ladung. Auch die Länge des Fahrzeugs auf der Ladefläche ist für längeren Geräte geeignet. Genauso bloss für eine europäische Stromversorgung, mit z. B. Deutschem Stromstecker, möchte ich den haben. Und wenn er in D das Gleiche in Euro kostet was in Dollar in den Staaten kostet. Ideal.
John
21.05.2021 um 09:10
Ich habe mal etwas gerechnet. Bei 300Wh/kg (auf Systemebene viel zu hoch!) kommt man auf ein Batteriegewicht von 600 kg. Bei 100 $/kWh kommt man auf Batteriekosten von 18000$. Würde sagen da muss noch deutlich Luft nach oben sein oder der Rest vom Fahrzeug muss etwas kostengünstiger gehalten werden. Ich hoffe die Batterie behält auch die Kapazität für mindestens 100000 km Laufleistung. Ich würde mir solch ein Fahrzeug nur leasen oder zumindest die Batterie mieten.
Peter
21.05.2021 um 15:02
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Marcel
24.05.2021 um 00:33
Echt cooles Teil. Schade,das es den in Deutschland nicht zu kaufen gibt. Oder kann man den hier auch kaufen? Wenn ja, wo und was würde das Kosten? Finanzierung? Förderung? Batterie Garantie / Kosten? Wäre sehr interessant. Was haben eigentlich die unterschiedlichen Ausstattungen so an Bord. Interessant wäre für mich nur die große Reichweite. Gibt es da zwischen der US und EU Reichweitenberechnung sehr große Unterschiede?
Alefro66
26.06.2022 um 19:00
Anfrage an Ford. Je mehr Anfragen, desto eher wird Ford darüber nachdenken und der Lightning landet auch, für weniger als 180.000 € wie von einem Importeur verlangt, in Deutschland. Ich habe schon eine entsprechende Mail versendet. Bin mal auf die Antwort gespannt.

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