Audi: Konzept für HPC-Parks mit Lounge und Pufferspeicher

Audi arbeitet an einem eigenen Schnellladekonzept für seine Elektroautos. In der zweiten Jahreshälfte soll ein Pilot entstehen, um einen möglichen Serieneinsatz zu erproben. Kern des Konzepts ist „premiumgerechtes“ HPC-Laden in Kombination mit einem Lounge-Angebot. Die Stromzufuhr soll über Pufferspeicher laufen.

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Konkret sehen die „Audi Charging Hub“ sechs reservierbare Ladepunkte à 300 kW vor. Sie sind zweistöckig aufgebaut: Unten sind die Lader zugänglich, oben steht ein Lounge-Bereich als Verweilort zur Verfügung.

Als Basis des Konzepts dienen modulare Container-Würfel, die unter anderem auch gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien als Pufferspeicher beherbergen sollen. Dabei schwebt Audi der Einsatz von 2nd-Life-Modulen aus zerlegten Entwicklungsfahrzeugen vor. So soll am Standort ein aufwendiger Infrastrukturausbau mit Hochspannungszuleitung und Trafos vermieden werden.

„Dank eines solchen rund 2,45 MWh großen Zwischenspeichers benötigen die insgesamt sechs Ladepunkte lediglich einen gängigen 400-Volt-Starkstromanschluss. Dabei ist eine Leistung ab 11 kW pro Cube ausreichend, um die drei Speicher-Module mit einer Gesamtkapazität von 2,45 MWh kontinuierlich füllen und über Nacht aufladen zu können. Photovoltaik-Module auf dem Dach liefern zusätzliche grüne Energie“, führen die Ingolstädter zum technischen Ansatz aus. Das Setup soll die spätere Auswahl möglicher Standorte erleichtern, Kosten sparen und die zeitliche Planung beschleunigen.

Auch vom würfelartigen Aufbau des Konzepts verspricht sich Audi Vorteile in puncto Flexibilität und Skalierbarkeit: „Der Hub kann in kurzer Zeit transportiert, installiert und auf die jeweiligen Anforderungen vor Ort angepasst werden – weitestgehend unabhängig von den lokalen Netzkapazitäten.“ Zur Lounge führt Audi aus, dass dort Snacks, Getränke und Non-Food-Artikel angeboten werden sollen.

Zunächst ist also in der zweiten Jahreshälfte die Inbetriebnahme eines Pilotstandorts in Deutschland geplant. Gespräche zum Ort und möglichen Partnern laufen laut Audi zurzeit. Die gewonnenen Erkenntnisse und die Kundenakzeptanz sollen über eine weitere Umsetzung des Konzepts entscheiden. Für die Pilotphase will Audi sein Charging Hub übrigens auch gegenüber Fahrern anderer Marken öffnen. Es sei geplant, dass andere Fahrer „freie und nicht reservierte Ladepunkte sowie Teile der Lounge nutzen können“. Dies impliziert, dass die Hubs an sich als proprietäre Einrichtungen geplant sind.

„Der Audi charging hub zeigt unseren Anspruch für das elektrische Zeitalter und unterstreicht, wie Audi Vorsprung durch Technik denkt“, sagt Oliver Hoffmann, Vorstand für Technische Entwicklung der Audi AG. „Ein solch flexibler, hochperformanter HPC-Ladepark stellt nur geringe Anforderungen an das lokale Stromnetz und nutzt ein nachhaltiges Batteriekonzept. Unsere Kund_innen profitieren gleich mehrfach: mit einer exklusiven Reservierungsmöglichkeit, einem Loungebereich und einer kurzen Standzeit dank hoher Ladeperformance. Das ist konsequent premium gedacht.“

Update 30.08.2021: Das von Audi im Mai vorgestellte Konzept für HPC-Parks mit Lounge und Pufferspeicher wird konkreter: Wie der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung schreibt, soll  der erste Audi Charging Hub im Herbst dieses Jahres in Nürnberg an den Start gehen. Nähere Angaben zum Standort und Termin machen die Ingolstädter noch nicht.

Dafür werden die im Mai genannten technischen Daten bestätigt: Drei Speichermodule bestehend aus Second-Life-Akkus aus Entwicklungsfahrzeugen des Herstellers sollen bis zu 2,45 MWh Strom vorhalten. Das soll laut Audi für bis zu 70 Ladevorgänge (mit bis zu 300 kW) am Tag ausreichen. Nachgeladen wird der Speicher über die Solarmodule auf dem Dach des Charging Hubs oder netzschonend über einen gewöhnlichen 400-Volt-Anschluss. Eine Anbindung an das Mittelspannungsnetz – wie sonst bei HPC üblich – soll für das Charging Hub nicht nötig sein.

Update 02.10.2021: Auf dem Nürnberger Messegelände haben nun offiziell die Bauarbeiten für den ersten „Audi charging hub“ begonnen. Die Inbetriebnahme ist für Ende November 2021 vorgesehen.

„Für unsere Aussteller und Besucher können wir mit diesen zusätzlichen Elektro-Schnellladestationen jetzt einen weiteren echten Mehrwert auf unserem Messegelände bieten“, so Dr. Roland Fleck, CEO der NürnbergMesse Group. „Mit dem Audi charging hub wollen wir nicht nur eine Lösung für künftige Spitzenbedarfe bieten, sondern das Laden zu einem Premium-Erlebnis machen“, sagt Ralph Hollmig, Projektleiter für den Audi charging hub. Und auch Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, äußert sich zu dem Vorhaben: „Die Stadt Nürnberg unterstützt das Vorhaben durch eine schnelle und unkomplizierte Genehmigung. Solch ein ‚High Power Charging Hub‘ an einer der wichtigen Verkehrsachsen der Stadt ist ein wichtiger Baustein für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Nürnberg.“

Der „Audi charging hub“ wurde“ innerhalb kurzer Zeit zwischen den Partnern Audi, NürnbergMesse und Stadt Nürnberg geplant und vertraglich festgelegt“. Der Bauantrag wurde von der Bauordnungsbehörde der Stadt Nürnberg Ende August genehmigt und bereits Ende November sollen erste Elektrofahrzeuge zum Laden vorfahren können.
audi-mediacenter.com, audi-mediacenter.com (Update), audi-mediacenter.com (Update II)

4 Kommentare

zu „Audi: Konzept für HPC-Parks mit Lounge und Pufferspeicher“
Hans Herbert
21.05.2021 um 14:56
Das geht schon in die richtige Richtung! Das Verhältnis von 6 Ladepunkten zu einem "Hub" klingt nach hohen Kosten für den Nutzer. Die andere Frage ist: wer sollte den Kunde eines solchen Konzepts sein? Was die Autobahn angeht, vielleicht braucht es da noch die Ergänzung eines Audi-Ladepark-Hubs. Es werden vielleicht von 6 Ladenden nicht alle die Lounche besuchen wollen, auch werden nicht alle Plätze belegt sein; die sinnvolle Ausnutzung des Würfels steht in Frage.Für das Ladepark-Hub braucht es folgendes: Toiletten, Wickelstation, Kiosk (mindestens Getränke), Lounge. Besser natürlich noch mit Duschen, Restaurant, Aussichtsplattform und Münzeinwurf-Ruheräume. Dann braucht es halt auch einen Pfleger.
Kevin Power Bohla
21.05.2021 um 16:09
Die Pufferspeicher sollen mit 11 kW aus dem Netzanschluss geladen werden? Selbst wenn wir PV dazu nehmen, kämen wir je Sonnenlage auf eine Ladung von 1-2 Fahrzeugen pro Stunde. Auch nachts "Vorladen" der überdimensionierten Speicher würde nicht ausreichen. Die resultierende sehr geringe Auslastung kann ich mir nicht als kosteneffizient vorstellen.
Hans Herbert
24.05.2021 um 11:46
So ist es! Das Konzept stammt offenbar noch aus Omas Zeiten (als man von 1-2 E-Fahrzeugen je 6 Stunden ausging). Das wird sich jetzt rasch ändern und da werden noch Entwicklungsversionen zu erwarten sein, ich hoffe es. Die Idee ist gut, den Platz zu nutzen und über den Ladesäulen Räume für Menschen anzubieten, die wollen nämlich auch wiederaufladen und nicht im Regen stehen. In Norwegen würde eine Holzbalustrade vermutlich mehr Eindruck machen.
Foersom
22.05.2021 um 16:14
"Gespräche zum Ort und möglichen Partnern laufen laut Audi zurzeit."Audi, bitte bauen ein am Nürburgring Nordschleife auf dem Parkplatz am Eingang für Touristenfahrten.

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