Kiel nimmt erste Fähre mit reinem E-Antrieb in Betrieb

Die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) hat ihre erste vollelektrische Fähre auf den Namen MS Düsternbrook getauft. In wenigen Tagen soll das Schiff auf der F2 Schwentinelinie in den Betrieb gehen, die vom Westufer ab der Anlegestelle Reventlou zum Ostufer nach Wellingdorf und Neumühlen führt.

Die 24,70 Meter lange und 7,20 Meter breite Fähre bietet Platz für bis zu 140 Fahrgäste und 60 Fahrräder. Angetrieben wird sie von zwei E-Motoren mit je 86 kW und einem unabhängigen Bugstrahler mit 40 kW. Mit einer Batteriekapazität von 819 kWh und 20 Solarzellen an Bord soll die MS Düsternbrook eine Betriebszeit von rund zehn Stunden erreichen, ehe sie wieder aufgeladen werden muss. Einer Mitteilung der NOW GmbH zufolge hat die SFK dazu den Fähranlegern Bahnhofsbrücke Kiel und Dietrichsdorf Ladeinfrastruktur errichtet.

Was den Aufbau der E-Fähre angeht, so verfügt sie über nur ein Deck, das im vorderen Bereich für die Fahrräder und im hinteren Bereich für die Fahrgäste vorgesehen ist. Der Zugang erfolgt über zwei 1,60 Meter breite Zugangsrampen. Fahrscheine können an Bord an einem Automaten gezogen werden. Außerdem gehört ein barrierearmes WC zur Schiffsausstattung.

Bei der Konstruktion der Elektro-Fähre hat SFK wie schon bei der ersten Plug-in-Hybrid-Fähre der Kieler Flotte mit Holland Shipyard Werft kooperiert. Die mit 32 Metern etwas größere PHEV-Fähre für 300 Fahrgäste und 40 Fahrräder hatte im Sommer 2020 ihren Dienst auf der Linie F1 für die SFK aufgenommen. Nun soll also am 1. Juni die MS Düsternbrook als erste Fähre mit reinem E-Antrieb folgen. Die Investitionskosten in das Schiff beziffert die NOW GmbH auf knapp drei Millionen Euro, zu denen das BMVI rund 400.000 Euro beisteuert. Insgesamt unterstützt Berlin die SFK mit 3,2 Millionen Euro – darin ist neben dem genannten Zuschuss auch die Förderung für die PHEV-Fähre, drei weitere Hybrid-Fähren und die Ladeinfrastruktur für die Schiffe enthalten.

„Für die SFK beginnt mit der MS Düsternbrook eine neue Ära unserer Schiffsflotte“, äußert Geschäftsführer Andreas Schulz. Es sei das erste Schiff an der norddeutschen Küste, welches keinen Verbrennungsmotor mehr hat. „Trotz der Corona Krise wurde die vertragliche Bauzeit bei der Werft in Hardinxveld-Giessendam eingehalten und das Schiff kam pünktlich im Heimathafen Kiel Ende 2020 an“, so Schulz weiter. Ein zweites Schiff dieser Art für die Linie F2 „wird schon diskutiert“.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer bezeichnet die Elektro-Fähre als einen wichtigen Baustein, den Kieler Hafen umweltfreundlicher zu machen. „Mit dem neuen Schiff setzt die SFK den Auftakt, Schiffe mit klimafreundlichem Antrieb zu bauen, fort. Weitere Schritte werden folgen.“ Kiel engagiert sich bekanntlich stark im Bereich Elektromobilität. Das vom Bund mit rund 3,7 Millionen Euro geförderte Projekt KielFlex macht die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt unter Federführung der Universität Kiel zum Reallabor für Elektromobilität. Ansatzpunkte des Projekts fangen beim ÖPNV an und hören beim Hafen auf.

Neben der Elektro-Fähre werden am 1. Juni auch günstigere Fahrpreise für die F2 Schwentinelinie eingeführt, die den ÖPNV auf dem Wasser „attraktiver machen sollen“. Erwachsene zahlen künftig 1 Euro pro Fahrt, Kinder 50 Cent. Die Mitnahme eines Fahrrades ist durch die Verlängerung des Modellversuches weiterhin umsonst.
now-gmbh.de

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