Wolfenbüttel: Parkplatz-Vermietung der grünen Art

In Wolfenbüttel entsteht innenstadtnah ein circa 2.000 Quadratmeter großer Parkplatz – teils mit Großgaragen ausgestattet, Photovoltaikanlage und einer umfangreichen Ladeanlage. Hinter dem Projekt steht ein Mann mit grüner Vision und Geschäftssinn. Zu den Mietern der Parkflächen gehört unter anderem ein Pflegedienst, der aktuell auf Elektroautos umstellt.

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Henning Kramer ist Fotograf, Besitzer eines Postkartenverlages – und seit geraumer Zeit Besitzer eines großen Platzes nahe der Wolfenbütteler Innenstadt. Die im flachen Harzvorland gelegene niedersächsische Kleinstadt mit rund 53.000 Einwohnern ist umgeben von Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter. „Inmitten der Industriestädte wird in Wolfenbüttel mit intakter Altstadt gerne gewohnt und zur Arbeit gependelt“, erzählt er. Einen Parkplatz einzurichten, erschien ihm eine gute Idee. Inzwischen hat er auf der Hälfte der Fläche 16 Großgaragen gebaut. Auf der restlichen Fläche sind 40 umzäunte Pkw-Parkplätze entstanden.

Kramer bezeichnet sich selbst als grün veranlagt. Er überlegte also, wie sich das Thema Elektromobilität vor Ort sinnvoll umsetzen lässt. Sein Ansatz: Auf den Dachflächen der Großgaragen, die 3,5 Meter breit, 9 Meter tief und 4,5 Meter hoch sind und Fahrzeuge mit zulässigem Gesamtgewicht bis zu 7,5 Tonnen fassen, ließ Kramer eine Photovoltaikanlage installieren. Derzeit leistet sie etwa 50 Kilowatt (kW). „Ich will die PV aber erweitern, sodass sie knapp 100 kW Leistung bringt“, sagt er. Auch ein Pufferspeicher wird dann installiert, um überschüssigen Strom bevorraten zu können. Wie groß der sein wird, steht noch nicht fest. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, steht auch eine 75-kW-Leitung der Stadtwerke am Parkplatz zur Verfügung, die einspringt, wenn der aus Sonnenenergie produzierte Strom nicht ausreicht.

Direkt neben den Garagen hat Kramer inzwischen sechs AC-Ladepunkte aufstellen lassen. „Grüner geht es nicht, als ein paar Meter neben der Erzeugung den Strom in E-Fahrzeuge zu laden“, ist er überzeugt. Mitte August werden dort weitere sieben Ladepunkte aufgebaut. Später sollen noch einmal acht installiert werden, so dass künftigen Mietern auf dem gesamten Parkplatz 21 Ladepunkte zur Verfügung stehen. Schnellladesäulen kamen nicht infrage, da sich die benötige Leistung weder mit der eigenen PV-Anlage, noch mit der von der Stadt zur Verfügung gestellten 75 kW-Leitung erzeugen lässt. Eine stärkere Stromleitung hätte Kramer selbst bezahlen müssen, was für ihn nicht nachvollziehbar ist. „Schließlich verschaffe ich den Stadtwerken doch Kunden, die viel Strom benötigen.“ Kunden, die beispielsweise von der Autobahn abfahren und nur kurz laden wollen, kann er somit jedenfalls nicht ansprechen.

Enttäuschte Förder-Hoffnungen

Als ärgerlich empfindet der Parkplatzbetreiber auch das Thema Förderung. Als er sein Projekt vor einigen Jahren geplant hat, waren „wir in Niedersachsen fördermäßig noch in einer Wüste“, erzählt er. Inzwischen wurden jedoch verschiedene Programme aufgelegt. Für den Landkreis Wolfenbüttel etwa hat die Stiftung Zukunftsfonds Asse das Sonderprogramm „Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrzeuge (LIS)-Förderung“ aufgelegt. Von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kann man unter bestimmten Bedingungen pro Ladepunkt 900 Euro bekommen. Und auch das niedersächsische Wirtschaftsministerium unterstützt den Aufbau von Ladeinfrastruktur im eigenen Bundesland.

„Es stellte sich schnell heraus, dass verschiedene Ausschlusskriterien in den Programmen verhindern, dass ich überhaupt nur einen Cent Zuschuss bekomme. Oder das Programm lohnt sich nicht“, bedauert Kramer. So habe beispielsweise die KfW festgeschrieben, dass nur Privatleute gefördert werden. Wer wie Kramer einen Parkplatz samt Ladepunkt an eine Firma vermietet, geht leer aus. „Ich habe einen Pflegedienst als Mieter, der seine Flotte derzeit elektrifiziert und im Moment drei, in Kürze sechs und später vielleicht noch mehr Parkplätze mit Ladepunkten mietet“, sagt er.

Die Stiftung Zukunftsfonds Asse gewährt nur dann einen Zuschuss, wenn der Antragsteller die Anlage zum Selbstkostenpreis einrichtet und den Strom drei Jahre verschenkt. „Das ist für mich keine Option. Ich muss Einnahmen generieren, um rentabel zu werden und um das Investitionsrisiko eingrenzen zu können“, erläutert Kramer. Das Programm vom Land Niedersachsen schien auf den ersten Blick perfekt zu passen. Da der Parkplatzbetreiber seine Plätze aber vermietet, kann er auch davon nicht profitieren, was zu seinem Ärger vorher nicht aus dem Programm hervorging.

Geärgert hat ihn vor allem, dass die Kommunikation nur auf postalischem Weg vonstatten ging und somit von der Antragstellung bis zur endgültigen Antwort mehrere Monate vergingen. „Das Programm lief vom 13.12.2020 bis zum 31.3.2021. Ich habe erst Mitte Mai den Ablehnungsbescheid bekommen. So hat sich dieses Programm eher als Verhinderungs- als ein Förderprogramm für Ladesäulen herausgestellt“, sagt er und hofft nun, zumindest für seinen geplanten Speicher eine Förderung von der NBank, der Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsen mit Sitz in Hannover, zu erhalten.

Voraussichtlich zehn Jahre bis zur Amortisation

Alles in allem hat Kramer bereits rund 150.000 Euro in die Lade- und PV-Technik investiert und rechnet damit, dass sich die Ausgaben in rund zehn Jahren amortisiert haben. Neben dem Pflegedienst sind auch erste private E-Auto-Fahrer Mieter eines Parkplatzes mit Ladepunkt. Mehr Kunden kann er im Moment auch noch nicht bedienen, da die nächste Ausbaustufe erst ansteht. Kramer ist aber überzeugt, dass er schnell weitere Nutzer findet, die dankbar sind, in Innenstadtnähe nicht nur einen Parkplatz, sondern auch eine eigene Ladesäule zu haben.

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