Deutschlandnetz: Ausschreibung der Regionallose gestartet

Bild: Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur

Das Bundesverkehrsministerium hat am Freitag die erste Ausschreibung für das geplante Deutschlandnetz veröffentlicht. Dabei geht es um regionale HPC-Ladeparks jenseits von Autobahnen. Betreiber können für 900 Suchräume in 23 Regionallosen bieten – und haben für die Teilnahmeanträge sechs Wochen Zeit.

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Die Deutschlandnetz-Ausschreibung hatte zuletzt Protest der großen Ladestationsbetreibern hervorgerufen. In einem u.a. von Allego, Aral, Chargepoint, EnBW, Fastned, Ionity, Mer, Tank & Rast und Tesla unterzeichneten Schreiben wird zum Deutschlandnetz gefordert, „sowohl die Vollfinanzierung als auch die Preisobergrenze auszusetzen und durch geeignetere und weniger wettbewerbsverzerrende Instrumente zu ersetzen.“

Davon unbeeindruckt ging am Freitag (01. Oktober) die erste von zwei Ausschreibungen für die Errichtung und den Betrieb des Deutschlandnetzes online. Im Mittelpunkt stehen dabei 900 Suchräume für HPC-Ladeparks in 23 Regionallosen. Diese sollen ganz Deutschland abdecken und „weiße Flecken auf der Ladelandkarte tilgen“, wie es NOW-Geschäftsführer Kurt-Christoph von Knobelsdorff in der begleitenden Pressemitteilung formuliert. Die NOW betreibt für das BMVI die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur und hat die Ausschreibung auf den Weg gebracht. Die Unterlagen sind über die e-Vergabeplattform des Bundes abrufbar. Die zweite Ausschreibung für etwa 200 Schnellladestandorte an unbewirtschafteten Rastplätzen an den Bundesautobahnen soll im Herbst durch die Autobahn GmbH erfolgen.

Für die erste Phase, die als sogenannter Teilnahmewettbewerb durchgeführt wird, gilt eine Bewerbungsfrist von sechs Wochen. Nach der Prüfung und Wertung der Teilnahmeanträge werden die verbliebenen Bieter um die Abgabe eines Erstangebots gebeten. Diese sollen anschließend für jeden Standort verhandelt werden – auch und gerade auch mit Rücksicht auf bestehende HPC-Infrastruktur. Das kann natürlich dauern: Mit endgültigen Zuschlägen rechnet das Bundesverkehrsministerium frühestens im dritten Quartal 2022.

Debatte um „atmende Preisobergrenze“

Neu an dem Verfahren ist nicht nur das Ausschreibungsmodell, welches die bisherige Standort-unabhängige Förderung ergänzt. Sondern auch, dass der Bund bestimmte Vorgaben für die Ladeparks macht. So muss eine Mindestladeleistung von 200 kW an jedem Ladepunkt jederzeit verfügbar sein. Auch soll eine „am Markt und am Strompreis orientierte flexible Preisobergrenze“ festgelegt werden. Insbesondere dieser Punkt bringt die bestehenden HPC-Betreiber auf die Palme. Sie fürchten einen Preiswettbewerb mit dem neuen Deutschlandnetz. Die Verantwortlichen der Ausschreibung versuchen hinter den Kulissen freilich, die Bedenken zu zerstreuen und spricht von einer „atmenden Preisobergrenze“ ohne Preisdumping, aber auch ohne Mondpreise. Außerdem greife die Preisobergrenze nur beim Ad-hoc-Laden, wobei die Kilowattstunde nicht mehr als 44 Cent (brutto) kosten soll. Man mische sich nicht in den B2B-Preis von Ladekarten-Anbietern ein. In den Ausschreibungen wird nun dennoch etwas vorsichtiger formuliert, dass die Preisobergrenze „unter Berücksichtigung der aktuellen Parameter und vorbehaltlich der im Vergabeverfahren zu führenden Verhandlungen“ stehe. Offensichtlich will man sich hier nicht unnötig festlegen. Auch weist die Ausschreibung darauf hin, dass die Auftragnehmer „ab dem kommenden Jahr pro verkaufter kWh Zusatzerlöse über die THG-Quotenregelung erzielen können“. Auch ist hinter vorgehaltener Hand zu vernehmen, dass die 44 Cent nicht als starrer Preis bis 2030 zu verstehen seien. Wenn sich beispielsweise die Stromkosten verändern sollten, dann könne sich die Grenze nach oben oder unten bewegen.

Ob sich die Kritik der Betreiber an dem weltweit einzigartigen HPC-Ausschreibungsmodell dadurch beruhigen lässt, ist offen. Klar ist, dass sich der Bund beim Deutschlandnetz stärker an den Bedürfnissen der Elektroautofahrer als an den Wünschen der Betreiber orientiert. Er gewichtet die Gewissheit zur Flächendeckung und eine besonders nutzerfreundliche Infrasturktur höher. Das muss im rasanten Markthochlauf keine schlechte Idee sein.

Update 13.11.2012: Im Rahmen der Anfang Oktober gestarteten ersten von zwei Ausschreibungen für die Errichtung und den Betrieb des Deutschlandnetzes ist die sechswöchige Bewerbungsfrist nun abgelaufen. Wie die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur mitteilt, sind für die 23 Regionallose zu 900 Suchräumen für HPC-Ladeparks rund 400 Teilnahmeanträge eingegangen. „Jedes der Lose trifft auf eine zweistellige Anzahl von Interessenten. Diese Nachfrage und Dynamik nutzen wir im Wettbewerb um das wirtschaftlichste und nutzerfreundlichste Angebot“, teilt die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur mit.
bmvi.de (Pressemitteilung zur Ausschreibung), linkedin.com (Update)

1 Kommentar

zu „Deutschlandnetz: Ausschreibung der Regionallose gestartet“
Gerd
04.10.2021 um 08:30
Marktwirtschaft made in Germany. Danke.

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