Nordamerika: Nickel, Kobalt und Vorprodukte lokal gefertigt

Image: Electra Battery Materials

Das kanadische Unternehmen First Cobalt will den ersten Fabrikkomplex Nordamerikas zur Herstellung von Batteriematerialien speziell für Elektrofahrzeuge errichten. Im Zuge der Neuausrichtung benennt sich First Cobalt dabei in Electra Battery Materials um.

Electra Battery Materials (die Namensänderung muss noch von den Aktionären abgesegnet werden) stellt in Aussicht, nordamerikanischen Automobilherstellern inländisches Nickel und Kobalt in Batteriequalität, recycelte Batteriematerialien und Vorläufermaterialien lokal zur Verfügung zu stellen. Allerdings nicht alles sofort, sondern im Einklang mit einem vierstufigen Wachstumsplan. An dessen Anfang steht die Kobaltfertigung: Zurzeit geht das Unternehmen davon aus, in einem „Batteriematerial-Industriepark“ in Ontario im vierten Quartal 2022 mit der Produktion von Kobaltsulfat auf einer bestehenden, aber noch zu modifizierenden Anlage beginnen zu können. Zu diesem Zeitpunkt soll auch eine erweiterte hydrometallurgische Batterierecyclinganlage in der Lage sein, 5.000 Tonnen Kobalt wieder aufzubereiten. Für 2022 ist konkret die Inbetriebnahme einer Demonstrationsanlage und für 2023 der Start der kommerziellen Aufbereitung der „schwarzen Masse“ avisiert.

Außerdem befinde man sich in Gesprächen, um sich im nächsten Wachstumsschritt Nickel für eine geplante Nickelsulfatanlage zu sichern, teilt das Unternehmen mit. Zunächst für gut 60.000 Tonnen des Batteriematerials pro Jahr. Als Betriebsstart schwebt Electra Battery Materials 2024/25 vor. Ab dann wolle man in der Lage sein, alles in allem „genügend Rohstoffe für den Bau von mehr als 1,5 Millionen Elektrofahrzeugen pro Jahr liefern“. Darauf aufbauend soll es „frühe Gespräche“ mit Herstellern von Batterie-Vorprodukten geben, um im vierten Wachstumsschritt einen Joint-Venture-Partner für den Bau einer Batterie-Vorprodukt-Anlage im Jahr 2025 zu finden.

Electra will nach eigenen Angaben „als Brücke zwischen nordamerikanischen Elektrofahrzeugen und einer nordamerikanischen Quelle von Primär- und Recyclingmaterial fungieren“. Angesichts der reichhaltigen Bodenschätze des Kontinents sei es nicht sinnvoll, Batteriematerialien über Asien in den wachsenden US-Elektroautomarkt zu liefern. Der groß angelegte Industriepark soll durch die Erweiterung von Electras bestehenden Standort in Ontario entstehen.

Batteriemetalle wie Nickel und Kobalt werden in Nordamerika freilich bereits hergestellt. Die Electra-Anlage soll aber nach Unternehmensangaben der erste Fabrikkomplex sein, der sich speziell auf Materialien für Elektroauto-Batterien konzentriert. „Die Globalisierung hat eine Lieferkette für Elektrofahrzeuge geschaffen, die zu lang, zu kostspielig und zunehmend unzuverlässig ist“, so Firmenchef Trent Mell. „Unsere Kunden, die Automobilhersteller, haben ein starkes Interesse an einer stärkeren Lokalisierung der Lieferkette, um eine größere Zuverlässigkeit, langfristige Versorgungssicherheit und eine geringere CO2-Bilanz zu erreichen.“

Michael Insulan, Electras Vice President Commercial, ergänzt: „In den vergangenen Monaten wurden in Nordamerika mehrere neue Batteriewerke angekündigt, die zu einer Pipeline von bereits über 500 GWh hinzukommen. Für diese Anlagen werden Tausende von Tonnen an lokal bezogenen Rohstoffen benötigt. Electra beabsichtigt, der erste regionale Raffineriebetreiber zu werden, der in der Lage ist, diese Materialien durch ein modulares Anlagendesign in großen Mengen zu liefern.“

Politisch wird die Stärkung der Batterie-Lieferkette unterstützt. Biden hatte zu Anfang seiner Amtszeit bekanntlich eine 100-Tage-Überprüfung kritischer Versorgungsketten im Land anberaumt. Dabei wurde unter anderem festgestellt, dass die US-Regierung in Abstimmung mit ihren Verbündeten in Nickelraffineriekapazitäten investieren sollte. Grundsätzlich empfiehlt der Report, den heimischen Batterierohstoff-Abbau und – noch wichtiger – die heimische Verarbeitung durch einen Fördermix aus Abnahmegarantien, Bundesmitteln sowie Forschung und Entwicklung im Bereich der verbesserten Verwertungstechnologie zu forcieren.
reuters.com, prnewswire.com

0 Kommentare

zu „Nordamerika: Nickel, Kobalt und Vorprodukte lokal gefertigt“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch