Cellforce baut Batteriefabrik nahe Reutlingen

Der Standort für die von Porsche und Customcells geplante Batteriezellenfabrik steht fest: Ihr Joint Venture Cellforce Group wird ihre Entwicklungs- und Produktionsstätte für Hochleistungs-Batteriezellen im interkommunalen Wirtschaftsgebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt errichten.

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Dort soll von 2022 an eine Produktionsstätte errichtet werden, die zunächst pro Jahr Hochleistungs-Batteriezellen für 1.000 Fahrzeuge herstellen soll. Ihre Kapazität beträgt 100 MWh pro Jahr. Der Produktionsstart ist für das Jahr 2024 geplant, wie beide Unternehmen mitteilen.

Bereits im September gab es Berichte, wonach die Standortentscheidung bald fallen wird – damals stand nur fest, dass die Zellfabrik in Baden-Württemberg entstehen soll, es waren aber noch mehrere Standorte im Rennen. Genannt wurden damals Tübingen, Gärtringen im Landkreis Böblingen sowie ein Ort in Heilbronn.

Das Gewerbegebiet wird zwar als Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt bezeichnet, der Großteil der Fläche liegt aber in der Gemarkung Kirchentellinsfurt – und damit im Landkreis Tübingen. Die Gemeinde mit knapp 5.600 Einwohnern liegt genau zwischen Reutlingen und Tübingen. Übrigens: In diesem Gewerbegebiet befindet sich auch der Hauptsitz der Manz AG, das unter anderem Zellkontaktiersysteme für die Batterieherstellung produziert. Bisher ist aber noch kein Auftrag von Cellforce bei Manz bekannt, nur bei Dürr hat das Joint Venture bereits Fertigungsmaschinen bestellt.

Cellforce wird in dem Industriegebiet ein 28.151 Quadratmeter großes Gelände erwerben. Den Ausschlag für diesen Standort gab laut Porsche die geografische Lage. „Ein klares Bekenntnis zum Standort Baden-Württemberg war für uns ein zentrales Kriterium. In Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt profitieren wir von kurzen Wegen zu zahlreichen wichtigen Forschungs- und Industrialisierungspartnern im Raum Stuttgart“, sagt Markus Gräf, Chief Operating Officer der Cellforce Group. „Die räumliche Nähe möglichst vieler Projektpartner ist für uns die zentrale Voraussetzung für einen schnellen Erfolg.“

Das Gewerbegebiet ist unmittelbar an die B464 angebunden, die Bundesstraßen B27 und B297 sind direkt erreichbar. Zum Porsche-Entwicklungsstandort Weissach sind es über die B27 und A8 rund 50 Kilometer, der Customcells-Standort in Tübingen liegt noch näher – Gräf spricht hier von „einem Katzensprung“.

Obwohl der Standort im Landkreis Tübingen liegt, handelt es sich dabei nicht um die zunächst untersuchte Fläche im Gebiet der Stadt Tübingen. „Der ursprüngliche avisierte Standort in Tübingen wurde letztlich nicht ausgewählt, weil sich die Planung im Laufe der Zeit erheblich weiterentwickelte“, schreibt Cellforce in der Mitteilung. „Trotz der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Tübingen ließ sich dieser Standort nicht umsetzen. Die Stadt Reutlingen hat dann im Einvernehmen mit der Gemeinde Kirchentellinsfurt und der Stadt Tübingen einen Standort im Industriegebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt aktiv angeboten.“ Customcells-CEO Leopold König drückt es so aus: „Durch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt war es uns möglich, einen Fläche in der benachbarten Region von Tübingen zu finden, die den Anforderungen des Projektes gerecht wird und gleichzeitig räumliche Nähe zu unserer Serienproduktion in Tübingen bietet.“

Bisher hieß es, dass die Hochleistungszellen in elektrischen Hochleistungssportwagen von Porsche eingesetzt werden sollen. In der aktuellen Mitteilung lautet die Formulierung etwas anders: „Denkbar ist, dass die Cellforce-Batteriezellen in ein elektrisch angetriebenes High Performance Modell von Porsche eingebaut werden.“

Viele Details zu den Zellen sind noch nicht bekannt. Porsche-Chef Oliver Blume hatte in der Vergangenheit davon gesprochen, dass der Autobauer an Zellen mit Silizium-Anode arbeite. Das bestätigt jetzt auch Cellforce. „Damit ist es möglich, die Energiedichte gegenüber aktuellen Serienbatterien erheblich zu steigern. Die Batterie kann bei gleichem Energieinhalt kompakter ausfallen“, heißt es in der Mitteilung. „Die neue Chemie verringert zudem den Innenwiderstand der Batterie. Dadurch kann diese mehr Energie bei der Rekuperation aufnehmen und ist zugleich beim Schnellladen leistungsfähiger.“ Eine weitere Besonderheit der Cellforce-Batteriezelle: Sie soll widerstandsfähiger gegenüber hohen Temperaturen sein.

Auf der IAA Mobility im September hatte Porsche den Rennwagen-Prototyp Mission R vorgestellt, der in Das Schema für die Cellforce-Batteriezellen passen würde. Einen limitierten Straßensportwagen mit Elektroantrieb hat Porsche noch nicht angekündigt.

Die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg fördern das Vorhaben mit rund 60 Millionen Euro.

Update 19.08.2022: Nach dem Erhalt der ersten Teilbaugenehmigungen hat die Cellforce Group, das Batteriezellen-Joint-Venture von Porsche und Customcells, mit den Bauarbeiten für ihren neuen Unternehmenssitz begonnen. Bereits zu Beginn dieses Jahres hatte die Cellforce Group ihre neue Nachbarschaft im Industriegebiet Mahden sowie die Öffentlichkeit ausführlich über die Pläne für ihren Entwicklungs- und Produktions­standort informiert.

„Wir freuen uns, dass wir bereits vorbereitende Erdbau- und Verbauarbeiten auf dem Grundstück durchführen können“, sagt Dr. Markus Gräf, Geschäftsführer der Cellforce Group GmbH. „So kommen wir unserem Ziel jeden Tag etwas näher, Ende 2023 unseren neuen Standort im Industriegebiet Mahden beziehen und 2024 mit der Pilotproduktion beginnen zu können. Die Bauarbeiten dafür laufen auf Hochtouren.“

Neben Verwaltungsgebäuden sollen dafür auf dem Gelände Einrichtungen zur Erforschung der Zellchemie sowie eine Pilotproduktion für die Kleinserienfertigung von Batteriezellen entstehen, um die entwickelten Batterien zu testen. Zusätzlich plant die Cellforce Group ein „hochmodernes Powerhouse, um den eigenen Energiebedarf vor Ort effizient und nachhaltig zu managen“.
porsche.de, customcells.de, cellforce.de (Update)

1 Kommentar

zu „Cellforce baut Batteriefabrik nahe Reutlingen“
Udo
20.12.2021 um 08:32
Na dann schauen wir mal was die Umweltschützer dazu sagen Eigentlich sollte die ersten Proteste losgehen

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