Scania will bis 2040 Verbrennungsmotor aufgeben

Bild: Scania

Die Lkw-Marke Scania will bis zum Jahr 2040 auf den Verbrennungsmotor verzichten und nur noch Fahrzeuge mit Batterie-elektrischen Antrieben auf den Markt bringen. Das kündigte Christian Levin, CEO von Scania und der Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton, jetzt in einem Interview an.

Mit dieser Formulierung wagt sich Scania im Lkw-Markt weit vor. Allerdings schränkt Unternehmenschef Levin im Interview mit dem Portal Eurotransport.de ein, dass als Voraussetzung für das Verbrenner-Aus bei Scania die Rahmenbedingungen stimmen müssten – konkret: „Ladeinfrastruktur, Ökostrom und der Preis pro Kilowattstunde“. Scania sei aber „der einzige Lkw-Hersteller, der so weit geht und den Dieselmotor bereits 2040 infrage stellt“, betont der Manager. Konzernmutter Traton, zu der Scania gehört, strebt unterdessen als Zwischenziel an, 2030 jedes zweite Nutzfahrzeug mit einem Elektromotor zu verkaufen.

Levin betont in dem Interview, dass Deutschland mehr für den Hochlauf von E-Lkw machen könne und nennt als Stichworte vor allem Anreize, den Netzaufbau, Energienachschub und die Vereinfachung von Genehmigungen. Und: Wolle man ganz Europa elektrifizieren, müsse man von 30.000 bis 40.000 erforderlichen Lkw-Ladesäulen ausgehen. Konzernmutter Traton will zusammen mit Daimler Truck und Volvo bekanntlich den Aufbau eines Hochleistungs-Ladenetzes für schwere Lkw und Reisebusse in Europa mit zunächst 1.700 Ladepunkten einleiten. Vor diesem Hintergrund hat das Trio im Juli sein bereits zuvor angekündigtes Joint Venture namens Commercial Vehicle Charging Europe gegründet.

Innerhalb von fünf Jahren sollen die Hochleistungs-Ladepunkte für Ökostrom an und in der Nähe von Autobahnen sowie an Logistik-Hubs in Europa errichtet und betrieben werden. Das Joint Venture will die 1.700 Stationen als sogenannter „Charge Point Operator“ (CPO) errichten und betreiben. Somit eifert CV Charging Europe seinem Vorbild aus der Pkw-Welt nach: Dort hatten sich die Hersteller mit Ionity ebenfalls einen Anbieter gezimmert, der ein Schnellladenetz für Elektroautos auf dem gesamten Kontinent hochgezogen hat – und es weiter ausbaut.

Doch zurück zu Traton: Die Gruppe kündigte im Frühjahr an, ihre Investitionen in die Forschung und Entwicklung von Elektromobilität zu erhöhen. Das Unternehmen macht dafür nun 2,6 Milliarden Euro bis 2026 locker, zuvor waren 1,6 Milliarden Euro bis 2025 geplant. Gleichzeitig fährt Traton die Investitionen in Verbrennungsmotoren zurück. Hintergrund ist, dass der Konzern mit seinen Marken eine führende Rolle beim nachhaltigen Transport einnehmen will.

„Unsere Planung für die nächsten fünf Jahre haben wir daher konsequent auf den Batterie-elektrischen Antrieb ausgerichtet“, äußerte CEO Christian Levin bereits bei der neuen Budgetplanung im März. Dieser sei „auch für die Langstrecke klar die umweltfreundlichste, schnellste und gleichzeitig für unsere Kunden günstigste Lösung“. Traton stellt also weiterhin reine Batterie-elektrische Lösungen in den Vordergrund, schließt den Wasserstoff als weitere alternative Antriebsform jedoch nicht gänzlich aus. Wasserstoff könne in gewissen Nischen eine sinnvolle Ergänzung darstellen, so Levin.

Schon vor dem nun genannten Verbrenner-Ausstiegsdatum war klar, dass Scania bei der BEV-Entwicklung der Gruppe vorangehen soll. Die Marke stellt neben Lkw und Bussen auch Industrie- und Marinemotoren her. Die Forschung und Entwicklung befinden sich in Schweden, Brasilien und Indien, die Produktion findet in Europa, Lateinamerika und Asien statt. Weltweit beschäftigt der OEM etwa 51.000 Mitarbeiter.

Die Markteinführung eines BEV- sowie eines PHEV-Lkw für den städtischen Verteilverkehr im November 2020 bezeichnete Scania-CEO Henrik Henriksson Ende seinerzeit als „Auftakt unseres Engagements für eine langfristige Elektrifizierung“. In den nächsten Jahren werde man jährlich neue Elektrofahrzeuge für das gesamte Produktangebot auf den Markt bringen. „Dabei ist es von besonderer Bedeutung, dass wir in wenigen Jahren auch Elektro-Lkw für den Fernverkehr einführen werden, die auf eine Schnellladung während der vorgeschriebenen 45-minütigen Ruhezeiten der Fahrer ausgelegt sind“, so der Manager.

Neben BEV und PHEV hat Scania übrigens noch eine weitere elektrifizierte Lkw-Variante im Angebot – allerdings nicht im freien Verkauf. Die Schweden sind Partner der deutschen eHighway-Testerprobungen und stellen als dieser die 15 umgerüsteten Lkw mit Pantografen für die drei Teststrecken in Hessen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg zur Verfügung.
eurotransport.de

2 Kommentare

zu „Scania will bis 2040 Verbrennungsmotor aufgeben“
erFahrer
09.09.2022 um 08:29
Danke - klare Worte sind da zu hören. Und betrachtet man die riesigen Dachflächen der Spediteure die für Solarstrom meist in MW-Größenordnung Ladestrom einsammeln können, ergeben sich ganz neue und saubere Wirtschaftlichkeiten. Dazu noch bidirektional realisieren, um den LKW-Akku auch am Sonn- und Feiertag arbeiten zu lassen, beinhaltet zusätzlichen Schwung.
Eride
09.09.2022 um 08:48
Interessante Aussage bzgl. Batterie vs. Wasserstoff im LKW Bereich. Wie lange es wohl dauern wird, dass das bei der Politik ankommt?

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