Mobilize rückt Twizy-Nachfolger Duo ins Rampenlicht

Die Renault-Mobilitätsmarke Mobilize hat im Vorfeld der Paris Motor Show den Twizy-Nachfolger Duo und dessen Cargo-Ableger Bento im Detail vorgestellt. Der Duo wird ab Ende 2023 im Abonnement oder in Langzeitmiete verfügbar sein. Die Cargo-Version Bento für Gewerbetreibende folgt 2024.

Der bereits 2021 angekündigte Twizy-Nachfolger ist als solcher zu erkennen: Auch im Mobilize Duo können zwei Personen hintereinander Platz nehmen. Bei der Optik gibt es ebenfalls Parallelen. Aber: Der Duo hat am Komfort gearbeitet. So ist der Innenraum nun gänzlich verschließbar. Im Twizy war es ja angesichts der fensterlosen Türen permanent zugig.

Was gibt’s an harten Fakten? Der Mobilize Duo kommt in zwei Versionen mit 45 oder 80 km/h Höchstgeschwindigkeit auf den Markt. Erstere Variante kann ohne Führerschein gefahren werden (je nach Land ab frühestens 14 Jahren), letztere Version setzt einen klassischen Führerschein der Klasse B voraus. Die Reichweite gibt Mobilize mit 140 Kilometern nach World Motorcycle Test Cycle (WMTC) an. Das Resümee dieser Angaben belegt: Der kleine Elektro-Zweisitzer ist als reines Stadtauto konzipiert.

Mit Maßen von 2,43 x 1,30 x 1,46 Meter fällt er 20 Zentimeter länger und 8 Zentimeter schmaler aus als der Twizy. Vielleicht noch ein interessanter Vergleich: Der Ami, mit dem Konkurrent Citroen ebenfalls einen urbanen E-Leichtfahrzeug-Ansatz verfolgt, kommt auf 2,41 x 1,39 x 1,52 Meter. Der besonders schmale Aufbau des Duo soll nach Angaben von Mobilize dafür sorgen, dass „drei Duo-Autos senkrecht in einer Standardparklücke parken können“.

Zum Laden verbirgt der Elektro-Floh unter seiner kleinen Motorhaube an der Vorderseite den Zugang zu einem festen Ladekabel, das mit einem Typ-2-Stecker oder für die Haushaltssteckdose ausgestattet sein kann. Aber weder zur Ladeleistung noch zur Batterie oder dem Elektroantrieb macht Mobilize bis dato Angaben.

Stattdessen erfahren wir zum jetzigen Zeitpunkt viel zum Design und zur Zielgruppe des Fahrzeugs. „Duo ist vernünftig und kitzelt die Sinne. Es wurde für das Teilen von Autos konzipiert, ist aber auch eine Antwort auf die Bedürfnisse von Stadtbewohnern, die sich besonders für Umweltfragen interessieren“, so Eric Diemert, Design Projects Director von  Mobilize. Vor diesem Hintergrund will der Hersteller mehr als 50 % recycelte Materialien für den Bau des Fahrzeugs verwenden und es am Ende seiner Lebensdauer zu 95 % wiederverwertbar machen.

Die Karosserie hat nicht viel mit „ausgewachsenen Pkw“ gemeinsam. Sie besteht aus einer Kunststoff-Struktur ohne Lack. Außerdem setzen die Entwickler auf Gleichteile – etwa bei den Stoßstangen, die hinten und vorne identisch sind. Dieses Prinzip treibt bekanntlich der Citroen Ami auf die Spitze. Hintergrund ist, dass sich dadurch Produktions- und Reparaturkosten einsparen lassen.

Was den Fahrgastraum angeht, betont Mobilize, dass dieser vollständig geschlossen ist. Die beiden Sitze sind laut Unternehmensangaben vollständig gepolstert und sollen den gleichen Haltungskomfort wie ein normaler Pkw bieten. Damit grenzt sich Mobilize vom Citroen-Konkurrenten ab. die Botschaft: Man will verspielt und funktional sein, aber nicht am Komfort sparen.

Was noch: Der Fahrersitz lässt sich um 20 Zentimeter nach hinten oder vorne verschieben, um den Zugang zum Rücksitz zu erleichtern. Wobei letzterer groß genug sein soll, dass ein 1,80 m großer Fahrgast bequem sitzen kann. Auf beiden Seiten des Vordersitzes befinden sich Ablagefächer. Weitere Merkmale sind große Fenster für viel Licht, ein Lenkrad mit Airbag („bei dieser Art von Fahrzeugen selten“) und ein Armaturenbrett mit Instrumentenbildschirm, Schalthebel, Lautsprecher und Smartphone-Halter.

Am Armaturenbrett zeigt sich auch der verspielte Charakter des Elektro-Kleinfahrzeugs. Das Design hat laut Mobilize einen popkulturellen Touch: Es sei eine Anspielung auf die Boomboxen, die in den 1980er und 1990er Jahren im Mittelpunkt der Straßenkultur standen. Das soll eindeutig einer jungen Zielgruppe gefallen.

Aber nicht nur: Mit seiner Fähigkeit zur Vernetzung soll sich der Duo auch für Unternehmensflotten, Mitfahrzentralen und Mikromobilitätsdienste eignen. Das Modell könne einige Echtzeitdaten wie Batterieladung oder Standort auf einen Server hochladen und so Flottenmanagement-Plattformen verfügbar machen, teilt Mobilize mit. Außerdem unterstützt der Duo Firmware-Over-the-Air-Updates, sogenannte FOTAs, und ein Smartphone-basiertes Zugangs- und Zündsystem, „so dass es für mehrere Nutzer einfach sein wird, Fahrzeuge in Firmen- oder Betreiberflotten gemeinsam zu nutzen“, wie der Hersteller betont.

„Das Design unserer Fahrzeuge und unsere Dienstleistungen spiegeln die DNA der Marke Mobilize wider. (…) Mit Mobilize erfinden wir eine völlig neue Art der Mobilität, die sich auf digitale Technologien stützt und sich um das Objekt selbst dreht. Die Menschen werden sich für Mobilize entscheiden, weil es ein Erlebnis ist: Es bietet nachhaltige und vernetzte Mobilität und ist gleichzeitig unterhaltsam, praktisch, robust und einfach zu bedienen“, sagt Patrick Lecharpy, Vice President Design von Mobilize.

Zu Kaufen wird es den Duo nicht geben. Privatkunden werden verschiedene Abonnements ab drei Monaten zur Auswahl stehen. Die Bestellung erfolgt rein online. Gewerbliche Kunden kommen über die firmen-eigene Finanzierungssparte Mobilize Financial Services an Langzeit-Leasingverträge. Erste Modelle dürften Ende 2023 auf die Straßen rollen.

Etwas später – 2024 – soll dann auch die Cargo-Variante namens Bento herauskommen. Sie hat anstelle des Beifahrersitzes einen geschlossenen Kofferraum mit knapp 700 Litern nutzbarem Volumen im Heck. Die Box besteht aus grauem Kunststoff und verfügt über zwei asymmetrische Türen, die sich um 140 Grad öffnen lassen. Eine Klappe ermöglicht laut Mobilize auch den Transport langer Gegenstände auf der rechten Seite des Fahrers. Bento werde ab 2024 im Rahmen von Langzeitmietverträgen für Gewerbetreibende erhältlich sein, teilen die Franzosen mit.

Übrigens: Es geht auch noch kleiner. Mit dem Solo Concept stellt Mobilize auf der Paris Motor Show die Studie eines bis zu 25 km/h schnellen dreirädrigen Elektro-Einsitzers vor. Außerdem arbeitet die Renault-Marke an neuartigen Ladelösungen. Davon zeugt das ebenfalls für die Messe vorgesehene Ileo Concept, eine Art modulare und mobile „Ladeinsel“. Neben einem Ladepunkt für 22 kW Gleichstrom bietet das Konzept je nach Ausführung eine Mikromobilitäts-Station für E-Bikes und E-Tretroller oder eine kleine Sitzgelegenheit mit Tisch. Das Ileo Concept kann Second-Life-Batterien der Autoindustrie nutzen und sie mit Photovoltaikmodulen koppeln.

Bei Mobilize handelt es sich um die 2021 gegründete Mobilitätsmarke von Renault. Sie bündelt Mobilitäts-, Energie- und Datendienste. Mitte Juni des vergangenen Jahres stellte die Marke ihre Projekte für die nächsten Jahre vor. Erst gestern kündigte sie an, zusammen mit Renault-Händlern in Europa den Aufbau eines HPC-Netzes namens Mobilize Fast Charge anzustreben. Dieses soll bis Mitte 2024 europaweit 200 Standorte umfassen. Alleine in Frankreich sind 90 Standorte geplant.
media.mobilize.com, media.mobilize.com (Solo Concept und Ileo Concept)

3 Kommentare

zu „Mobilize rückt Twizy-Nachfolger Duo ins Rampenlicht“
Twizyflu
12.10.2022 um 08:36
Wobei es für den Twizy im Laufe der Zeit sehr wohl verschließbare Seitenscheiben gab. Sozusagen als Zusatz. Es durfte halt nicht dicht sein, weil er sonst eine Heizung benötigt hätte und das wiederum hätte ihn dann als Quad / L7e nicht zugelassen (afaik…)In jedem Fall fein, dass der Twizy endlich einen Nachfolger erhält. Das hat er sich verdient und wäre nun zeitgemäß - auch bei der Technik…
Nostradamus
13.10.2022 um 16:03
So kleine Fahrzeuge gab es schon Jahrzehnten lang, seit Isetta und anderen Zeitgenossen. Das Raumangebot: – Kann die Länge von 2,43 m ausreichend Platz für zwei Erwachsene und einen ordentlichen Einkauf anbieten? – Die Breite von 1,30 m ist sinnlos klein. Damit hat man keine Vorteile in Verkehr aber Nachteilen in Punto Seitenstabilität und Passagierraum, da die Passagiere hintereinander sitzen, der Zugang hinten ist schwierig und Innenraum wird schlecht ausgenutzt. Wie beim Twizzy, wegen der seitlichen Stabilität die schmale Spur verlangt harte Federung, Also, Abrollkomfort wird schlecht. – Die Höhe von 1,45 m ist heutzutage sogar bei kleinen Verbrenner zu klein – z.B. VW Up ist 1,50 m hoch und viele andere kleine E-Autos sind noch höher, bis zu 1,60 m. Es ist zu betrachten, dass in städtischen Verkehr man muss in kurzen Zeitabständen mehrere Mal ein- und aussteigen und das bei einem niedrigen Fahrzeug verlangt Zeit und Kraft. – Antrieb hinten verlangt eine intensive elektronische Stabilitätskontrolle. Frontantrieb ist von „Natur her“ viel stabiler. Motor vorne zwischen Fronträder? Nein! Zwei Radnabenmotoren bieten eine sehr simple Lösung, mit Minimum Mechanik und maximum passive Sicherheit. Das Fazit – der „Duo“ ist sympathisch aber ineffizient. Für mich NO GO.
Battie
15.10.2022 um 20:40
Playmobil für Große; immerhin ein europäischer Hersteller, der in die Bresche springt, wenn der Smart Fortwo, ebenfalls in Frankreich zusammengebaut, mal Geschichte sein sollte

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