Wolfspeed und ZF wollen Entwicklungszentrum bei Nürnberg bauen

Wolfspeed und ZF planen ein gemeinsames Forschungs- und Entwicklungszentrum für Siliziumkarbid-Leistungselektronik in der Metropolregion Nürnberg. Der Entwicklungsstandort soll die geplante Siliziumkarbid-Chipfabrik im Saarland ergänzen – steht aber wie die Fabrik noch unter einem wichtigen Vorbehalt.

Die neue Einrichtung wird von der deutschen Bundesregierung und der bayerischen Landesregierung unterstützt. Wie die geplante Siliziumkarbid-Chipfabrik von Wolfspeed im saarländischen Ensdorf, an der sich ZF finanziell beteiligt, steht die Finanzierung des neuen F&E-Zentrums noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung im Rahmen des EU-Programms „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI). Auch die vorherige Zustimmung der zuständigen Behörden, insbesondere der Kartellbehörden, ist erforderlich.

Die Arbeiten in der Metropolregion Nürnberg sollen laut der ZF-Mitteilung beginnen, sobald die IPCEI-Finanzierungsgenehmigung für beide Projekte vorliegt, was im Laufe dieses Jahres erwartet wird. Das erklärte Ziel der beiden Unternehmen ist es, das Entwicklungszentrum zusammen mit der Fabrik „zum Mittelpunkt eines europäisches Siliziumkarbid-Netzwerks auszubauen“.

In dem Entwicklungszentrum wollen ZF und Wolfspeed die Technologie mit Blick auf Systemdesign, Modulstruktur und Produktionsprozesse „signifikant verbessern“. Dort sollen Siliziumkarbid-Systeme, -Produkte und -Anwendungen entwickelt werden, die die gesamte Wertschöpfungskette vom Modul bis zum Komplettsystem abdecken und so die Zeit bis zur Markteinführung erheblich verkürzen.

Anwendungen über E-Autos hinaus

Dabei geht es aber nicht nur um den Einsatz der SiC-Halbleiter im Elektro-Pkw, sondern auch um Anwendungen in Nutz-, Landwirtschafts- und Industriefahrzeugen, sowie mit den Märkten für Industrie und erneuerbare Energien. „Das Siliziumkarbid-Know-how von Wolfspeed und der Zugang von ZF zu allen Mobilitätssegmenten ermöglichen einen schnellen und nahtlosen Übergang zu neuen Technologien“, heißt es dazu seitens ZF.

Wie genau diese Anforderungen zum Beispiel für landwirtschaftliche Fahrzeuge aussehen, wird nicht genannt. SiC-Halbleiter sind zwar effizienter als jene aus reinem Silizium, aber auch teurer – weshalb sie sich trotz ihrer Vorteile wohl nicht für kleinere und günstigere Pkw rechnen werden. Welche Vorteile zu welchen Kosten bei Landmaschinen möglich wären, ist offen. In Anwendungen mit hohem Energieverbrauch könnten die SiC-Halbleiter ihre Effizienz ausspielen – die Frage ist, zu welchem Preis. Offiziell heißt es zu den Entwicklungszielen, dass man „Verbesserungen wie einen höheren Wirkungsgrad, eine höhere Leistungsdichte und eine höhere Leistung von Elektrifizierungslösungen“ erreichen wolle.

„Das Forschungszentrum ist von herausragender Bedeutung für die Energie- und Mobilitätswende in der EU und unterstützt die strategischen Ziele Europas“, sagt Holger Klein, Vorstandsvorsitzender von ZF. „Darüber hinaus treibt die Optimierung der Siliziumkarbid-Technologie den industriellen Wandel voran und stärkt die Unabhängigkeit der europäischen Lieferketten.“

„Diese Forschungseinrichtung stärkt unsere Partnerschaft mit ZF und unterstreicht unser langfristiges Engagement, unser einzigartiges Know-how aus mehr als 35 Jahren Erfahrung in der Siliziumkarbid-Leistungselektronik in hochmoderne Lösungen für unsere Industriepartner umzusetzen“, kommentiert Wolfspeed-CEO Gregg Lowe.
zf.com

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