Wirbel um günstiges Elektroauto: Setzt Tesla voll aufs autonome Fahren?

Tesla soll laut Insidern die Entwicklung eines Kompaktmodells mit Lenkrad und Pedalen für rund 25.000 US-Dollar gestoppt haben. Elon Musk reagiert umgehend auf das Gerücht und kündigt kurz darauf den Präsentationstermin für das auf derselben Plattform basierende „Robotaxi“ an. Was ist da los?

Laut einem am Freitag von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichten Bericht, der sich auf drei mit der Angelegenheit vertraute Quellen und Unternehmensmitteilungen beruft, hat Tesla die Entwicklung seines geplanten Kompaktmodells für rund 25.000 US-Dollar gestoppt. Jedenfalls jener Version mit Lenkrad und Pedalen – nur die Entwicklung des auf derselben Plattform basierenden „Robotaxis“ werde fortgesetzt.

Zwei Quellen sagten der Nachrichtenagentur, sie hätten Ende Februar bei einem Treffen, an dem zahlreiche Mitarbeiter teilnahmen, von einer entsprechenden Entscheidung Teslas erfahren. „Elons Anweisung ist, voll auf das Robotaxi zu setzen“, wird eine Quelle zitiert. Eine weitere Quelle bestätigte die Absage und sagte, dass neue Pläne die Produktion von Robotertaxis vorsähen, allerdings in viel geringeren Stückzahlen als für die Variante mit Lenkrad und Pedalen prognostiziert.

Tesla-CEO Elon Musk reagierte umgehend auf den Bericht. „Reuters lügt (wieder)“, ätzte er auf seiner Kurznachrichten-Plattform X – ohne nähere Erläuterungen folgen zu lassen. Wenige Stunden später setzte Musk – wohl ebenfalls in Reaktion auf die Reuters-Meldung, welche den Wert der Tesla-Aktie zwischenzeitlich einbrechen ließ – einen weiteren Post auf X ab, in dem er die Vorstellung des „Robotaxis“ für den 8. August ankündigt.

Die neuen Gerüchte haben eine Vorgeschichte. Im September 2023 erschien eine Elon-Musk-Biografie, aus der hervorging, dass das neue Kompaktmodell nach dem Willen von Musk eigentlich ein reines Robotaxi werden sollte. Es überhaupt mit einem Lenkrad und Pedalen auszustatten wird, soll die Ingenieure viel Überredungskunst gekostet haben. Sie waren aber offenbar erfolgreich. Ende 2023 erklärte Elon Musk, dass Tesla sein Kompaktmodell für rund 25.000 Dollar zuerst in der bestehenden Fabrik in Texas produzieren und erst später in dem neuen Werk in Mexiko werde. Die Entwicklung des Modells sei bereits weit fortgeschritten. Der Produktionsstart sollte wie berichtet 2025 erfolgen.

Bemerkenswert ist, dass Elon Musk jetzt für den 8. August, also in rund vier Monaten, die Präsentation eben jenes Robotaxis ankündigt – also der Variante des Kompaktmodells, die wohl ohne Lenkrad und Pedale auskommt. Wurde die andere Version fürs menschliche Fahren also tatsächlich gestrichen oder zumindest auf Eis gelegt? Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu beurteilen.



Aktuell sind selbstfahrende Autos von US-amerikanischen und chinesischen Aufsichtsbehörden auf öffentlichen Straßen nur in einigen Städten für einen begrenzten Einsatz zugelassen und somit weit entfernt von einem globalen Masseneinsatz. Wie die angebliche Neuausrichtung, voll aufs autonome Fahren zu setzen, zu dem von Elon Musk mehrfach ausgegebenen Ziel passt, dass Tesla bis zum Jahr 2030 einen Jahresabsatz von 20 Millionen Fahrzeugen anstrebt, ist unklar. Es stellen sich eine Reihe weiterer Fragen: Ist Musk so überzeugt von Teslas Technik für das autonome Fahren, dass er wirklich damit rechnet, innerhalb weniger Jahre den weltweiten Standard setzen und es innerhalb weniger Jahre quasi weltweit legal machen zu können? Er hatte erklärt, Teslas Technik an andere Autobauer lizenzieren zu wollen. Unterstützt Teslas Aufsichtsrat den Kurs von Musk? All das ist bislang spekulativ.

Nähere Infos aus erster Hand gibt es hoffentlich spätestens bei der Präsentation im August – oder vielleicht sogar noch in diesem Monat: Am 23. April wird Tesla seine Quartalszahlen vorlegen. Beim „Earnings Call“ zu diesem Anlass werden Investoren sicherlich einige Fragen haben.

reuters.com, spiegel.de, zeit.de

7 Kommentare

zu „Wirbel um günstiges Elektroauto: Setzt Tesla voll aufs autonome Fahren?“
MM
07.04.2024 um 10:07
Als Außenstehender kommt mir das, was im Artikel beschrieben ist wie eine Art Panikreaktion auf Aktienkurse vor mit dem bekannten Mittel, andere Meinungen zu diffamieren und Wolkenschlösser zu bauen in der Hoffnung diese werden auf fruchtbaren Boden fallen um erst einmal für wenige Monate Ruhe zu bekommen. Für mich gab es in letzter Zeit zu viele Punkte, da klaffte eine Lücke zwischen Ankündigungen und Umsetzungen, zu geringe Information über Probleme und zu wenig Innovationen, die beim Nutzer ankommen.
Andreas V.
10.04.2024 um 13:20
Das ist doch immer so. Warum also überhaupt unruhig werden??
Martin
08.04.2024 um 07:38
Es ist leichter, in ein Robotaxi ein (Drive-by-wire-)Lenkrad und Pedale einzubauen, als ein Auto mit mechanischer Lenkung zu einem Robotaxi umzubauen. Von daher sehe ich kein Problem. Ist das Robotaxi fertig entwickelt, dann kann innerhalb kürzester Zeit auch eines für menschliche Fahrer gebaut werden.
Andreas V.
10.04.2024 um 13:19
Wer sagt denn, daß das "Model 2" eine mechanische Lenkung haben wird? Hat der CT doch auch nicht!
Stephen
08.04.2024 um 08:43
Tesla => läuft Starlink => läuft ….. im Sinne von Funktionieren SpaceX => läuft Neuralink => läuftDeutschland => Neid, Missgunst, Paragrafe
Max
08.04.2024 um 13:28
Elon Musk hat den neue Roadster im November 2017 vorgestellt, es wurden sogar kurze Testfahrten gemacht. Jetzt haben wir das Jahr 2024. Das hilft zumindest mir, die Glaubwürdigkeit von Musk's Ankündigungen zu beurteilen.
Andreas V.
10.04.2024 um 13:22
Und es gibt keine vollmundigen Ankündigungen von anderen Herstellern, die nie erfüllt wurden??

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