Van Hool geht an VDL und Schmitz Cargobull

Nachdem der belgische Bushersteller Van Hool am Montag für insolvent erklärt wurde, ist die Zukunft des Unternehmens bereits geklärt: Die Kuratoren haben dem gemeinsamen Angebot des niederländischen Konkurrenten VDL und des deutschen Anhänger-Bauers Schmitz Cargobull den Zuschlag gegeben.

Bild: Van Hool

Die beiden Bieter galten bereits zuvor als Favoriten. Der flämische Unternehmer Guido Dumarey hatte gemeinsam mit ABC Companies, dem US-Händler von Van Hool, jedoch ein Gegenangebot abgegeben – wohl auch, um im Falle von Dumarey mehr Arbeitsplätze in Belgien zu erhalten.

Unter VDL und Schmitz Cargobull werden wohl nur 650 bis 950 der 2.500 Angestellten ihre Arbeitsplätze erhalten können. Schmitz Cargobull ist an der in Belgien ansässigen Anhänger-Sparte von Van Hool interessiert. Und VDL hat seinen Fokus auf das Reisebus-Geschäft gelegt – (elektrische) Stadtbusse hat VDL selbst im Angebot. Für die Stadtbus-Sparte von Van Hool sieht es also schlecht aus.

Die Perspektive wäre aber auch ohne die Insolvenz und den Verkauf schlecht gewesen, denn selbst das Van-Hool-Management hatte zuletzt einen Fokus auf die Reisebusse favorisiert – und den Ausstieg aus dem defizitären Stadtbus-Geschäft. Bei den Stadtbussen, die bereits heute in Mazedonien und nicht mehr in Belgien gebaut werden, ist die Konkurrenz und der Preisdruck zu groß. Zudem hat Van Hool zu spät auf die Elektrifizierung gesetzt und dabei zunächst mehr auf den Wasserstoff als die Batterie – mit der Folge, dass man dann Batterien zu höheren Preisen einkaufen musste, da nicht frühzeitig entsprechende Rahmenverträge geschlossen wurden.

Die Kuratoren haben sich für das Gebot von VDL und Schmitz Cargobull entschieden, da sie der Meinung sind, dass so ein Neustart viel schneller erfolgen könne. „Sie befürchteten, dass bis zum Neustart mit anderen Erwerbern zu viel Zeit verloren gehen würde. Dadurch stünden Kunden und Mitarbeiter nicht mehr zur Verfügung, um den Neustart erfolgreich zu gestalten“, schreibt etwa die belgische Zeitung „De Standaard“, die früh über den Fall Van Hool berichtet hatte.

„Wenn das Ausschreibungsverfahren erneut eröffnet werden müsste, würden wir mindestens sechs Wochen verlieren“, sagte der Kurator Jeroen Pinoy dem Sender VRT NWS . „Dann kämen sowohl die Produktion als auch der Vertrieb völlig zum Erliegen. Das würde Werte vernichten und negative Folgen für die Beschäftigung haben. Die Kunden wollten nicht länger warten. Das Auftragsbuch drohte schnell leer zu werden.“ Pinoy widersprach Gerüchten, dass es seitens VDL ein Ultimatum für einen schnellen Abschluss gegeben habe und das Angebot ansonsten zurückgezogen worden wäre.

Die Kuratoren befürchteten stattdessen auch, dass Fachkräfte das Unternehmen während einer Hängeparte von sich aus verlassen hätte. „Spezialisierte Mitarbeiter werden benötigt, insbesondere für die speziellen Produkte, die Van Hool herstellt – Tankwagen, Doppeldeckerbusse. Dabei handelt es sich um Menschen in Mangelberufen, beispielsweise Schweißer. Wenn man diese Menschen monatelang in Ungewissheit lässt, werden sie sich einen anderen Job suchen und finden“, wird Pinoy zitiert.

Und zumindest ein Teil von ihnen wird auch in Zukunft benötigt: „Schmitz Cargobull möchte weiterhin in Lier produzieren und dort sogar einen neuen Produktionsstandort errichten. Und VDL plant auch, die Beschäftigung in Lier aufrechtzuerhalten“, so Pinoy.

standaard.be, sustainable-bus.com

2 Kommentare

zu „Van Hool geht an VDL und Schmitz Cargobull“
Christian Marquordt
11.04.2024 um 15:08
Ist das jetzt definitiv? Schon am Montag hiess es: VDL und Schmitz-Cargobull. Und dann waren da doch wieder plötzlich ujhd unerwartet Dumarey und Marc Van Hool mit seiner CIM. Natürlich ist es richtig, dass eine monatelange Hängepartie Van Hool endgültig umbringt. Um die neue Stadtbus-Baureihe "A 12" ist es unendlich schade.
Hilgermann
16.04.2024 um 17:14
Es freut mich das es ein europäischer Käufer geworden ist. Wir freuen uns auf den bestellten Altano und hoffen auf eine fristgerechte Lieferung

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