Südafrika liebäugelt mit Lkw-Ladenetz auf Basis von Solar-Insellösungen

In Südafrika soll ein Lkw-Ladenetz entstehen, das ausschließlich vor Ort generierten Solarstrom an Trucks weitergibt. Genehmigungsverfahren für die ersten sechs Standorte laufen bereits. Wir beleuchten, welches Standortkonzept den Initiatoren dabei vorschwebt.

südafrika charge zero logistics 2024
Bild: Zero Carbon Logistics

Die Idee zu den netzunabhängigen Ladestationen stammt vom Unternehmen Zero Carbon Charge mit Hauptsitz im südafrikanischen Vredendal. Die Firma arbeitet in Südafrika aktuell am Aufbau eines HPC-Netzes für Pkw, das auf dem Prinzip des Solarstrom-Inselbetriebs basiert. Die ersten 120 Ladestationen sollen bis September 2025 entstehen. Um das Konzept auf den Lkw-Bereich zu übertragen, hat Zero Carbon Charge Anfang diesen Monats eine Tochtergesellschaft namens Zero Carbon Logistics gegründet, die ihrerseits ebenfalls den Aufbau von 120 Ladestationen für Elektro-Lkw an nationalen Autobahnen in ganz Südafrika anstrebt. Die ersten Lkw-Ladestandorte sollen 2027 eröffnen.

Die architektonische Gestaltung und die Baupläne für die Ladeparks sehen eine ultraschnelle Ladetechnologie in Verbindung mit modularen Batteriepaketen vor, die in China entwickelt werden, wie Zero Carbon Charge mitteilt. Einen großen Teil des Raum nehmen an den Standorten jeweils die Photovoltaikanlagen ein, die 35 Megawatt Peak liefern sollen. Zur konkreten Leistung der geplanten Ladegeräte äußern sich die Initiatoren zwar noch nicht, geben aber als Ziel an, „einen Lkw innerhalb von 20 Minuten aufladen zu können“, was ja bei schweren Trucks quasi nur mit Ladeleistungen im Megawattbereich möglich ist.

Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Schaffung sicherer und sauberer Rastplätze für Lkw-Fahrer. Jede Station werde über Toiletten und einen Shop, schnelles Wifi sowie Reparatur- und Waschanlagen für Lkw verfügen, heißt es. Die Lkw-Parkplätze sollen zudem rund um die Uhr von CCTV-Kameras überwacht werden, die mit lokalen Sicherheitsunternehmen verbunden sind.

„Dieses Angebot ist eine Reaktion auf die zunehmende Umstellung der großen Lkw-Hersteller auf die Produktion von Elektro-Lkw-Modellen. Viele Lkw-Hersteller haben sich bereits verpflichtet, bis zum Jahr 2040 eine vollständige Umstellung auf Elektrofahrzeuge zu erreichen“, äußert Zero Carbon Logistics. „In Südafrika haben bereits acht Marken ihr Angebot an Elektro-Lkw eingeführt“.

Die ersten sechs Standorte will die frisch gegründete Unternehmenstochter an der Güterverkehrsstrecke N3 zwischen Durban und Johannesburg errichten. Jeden Tag sollen auf dieser Route rund 8.700 Lkw verkehren. Laut den Projektinitiatoren könnten durch den Ersatz dieser benzinbetriebenen Lkw durch Elektromodelle pro Lkw und Tag 670 Kilogramm CO2-Emissionen eingespart werden. Zu einer sauberen Technologie wird die Elektrifizierung aus Sicht des Teams aber nur durch den Solarstrom.

Denn: „Allein der Strombedarf zum Aufladen der 8.756 Lkw, die täglich die N3-Route befahren, beläuft sich auf 2,3 Milliarden kWh/Jahr zusätzlich. (…) Angesichts der Tatsache, dass das Stromnetz von Eskom auf absehbare Zeit hauptsächlich mit schmutziger Kohle betrieben wird, birgt eine Umstellung auf Elektro-Lkw die reale Gefahr eines erhöhten CO2-Ausstoßes. Die Untersuchungen von Zero Carbon Charge zeigen, dass ein über das Eskom-Netz aufgeladener Elektro-Lkw im Vergleich zu einem entsprechenden dieselbetriebenen Lkw 37,5 Prozent mehr CO2-Emissionen pro Kilometer ausstoßen könnte.“ Bei Eskom handelt es sich um den staatlichen Energieversorger Südafrikas. Laut „Tagesspiegel“ ist der Konzern durch Korruption und Missmanagement einer der Mitverantwortlichen an der „dramatischen Stromkrise in Südafrika“. Das aber nur am Rande.

Für die ersten sechs Standorte auf der N3 haben die Projektbeteiligten inzwischen das Genehmigungsverfahren eingeleitet – „und wir hoffen, dass sie bis November 2027 betriebsbereit sind“, so Andries Malherbe, Mitbegründer von Zero Carbon Charge. Südafrika verfügt aus seiner Sicht über ein beträchtliches Potenzial an erneuerbaren Energien, insbesondere an Solar- und Windenergie, die für den Betrieb von Ladestationen genutzt werden könnte.

Die Akquisition von geeigneten Standorten haben die Initiatoren im vergangenen Jahr eingeläutet. Den Vertrag über das erste Areal zum Aufbau eines Lkw-Ladeparks unterzeichnete das Unternehmen im April 2023. Mit den Bauarbeiten hofft das Team, Mitte 2025 beginnen zu können. Nach dem Auftakt entlang der N3 sollen die weiteren Ladeparks an allen wichtigen Verkehrsrouten Südafrikas entstehen.

Joubert Roux, ebenfalls Mitbegründer von Zero Carbon Charge, bezeichnet die nun erfolgte Gründung der Unternehmenstochter als wichtiges Etappenziel: „Wir freuen uns sehr, unser ehrgeiziges Projekt Zero Carbon Logistic zu starten, das auf dem Fundament von Zero Carbon Charge aufbaut.“ Er verweist allerdings auch darauf, dass für den Erfolg des Ladenetzes für Elektro-Lkw die Erlangung der notwendigen staatlichen Genehmigungen für den Bau der Standorte entscheidend sei. „In diesem Zusammenhang möchten wir der Abteilung für grüne Energie von InvestSA im Ministerium für Handel, Industrie und Wettbewerb (DTIC) sowie der Handels- und Industriebehörde von KwaZulu Natal für die Unterstützung danken, die sie bisher geleistet haben, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Wir sind weiterhin entschlossen, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um Lösungen für erneuerbare Energien in großem Maßstab zu schaffen, die den Übergang unseres Landes zu einer umweltfreundlichen Mobilität und die Schaffung einer Netto-Null-Transportindustrie unterstützen werden.“

Südafrika verfolgt im Verkehr Umweltziele, die in der sogenannten Green Transport Strategy festgehalten sind. Angestrebt wird demnach, „die Treibhausgasemissionen und andere Umweltauswirkungen des Verkehrssektors bis 2050 um 5 Prozent zu reduzieren und gleichzeitig die Rolle des Verkehrs bei der Förderung des Wirtschaftswachstums zu maximieren“.

charge.co.za, zerocarbonlogistics.co.za

1 Kommentar

zu „Südafrika liebäugelt mit Lkw-Ladenetz auf Basis von Solar-Insellösungen“
erFahrer
19.04.2024 um 07:47
So viel zu staatlichen Stromkonzernen - so dass Inselsysteme in diesem Maßstab Finanzierung finden. Seit mehr als 10 Jahren nutzt Eskom die Chancen der Solarenergie nur marginal. Der wirtschaftliche Aufschwung den das Land erlebt(e) wird durch die Unterversorgung von Strom gebremst, den auch ein Kohlekraftwerk dauert eben 10 x so lange wie ein Solarpark und benötigt wohl auch 10 x so lange für die Refinanzierung. Egal es ist halt eine zentralistische Energiequelle und staatliche Einnahme und PV könnte ja jeder machen. Was, - vielen Dank für diesen Bericht -, nun auf „Umweg“ dennoch nun wohl umgesetzt wird. Bleibt nur, viel Erfolg für dieses Projekt zu wünschen in einem der schönsten Länder die es ebenfalls zu bewahren gilt.

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