Feststoffakku: Factorial liefert B-Muster seiner Zellen an Mercedes
Wie Factorial Energy mitteilt, handelt es sich bei den B-Mustern um Feststoffakkuzellen mit mehr als 106 Ah Ladekapazität, die nun explizit an Mercedes-Benz weitergegeben werden. Anfang Oktober 2023 – als es um erste Lieferungen der A-Muster, also einer Vorstufe, der jetzigen Zellen, ging – war noch von mehreren Automobilhersteller als Adressaten die Rede. Factorial gibt an, dass es sich um „die weltweit erste angekündigte B-Musterlieferung von Festkörperbatteriezellen an einen globalen Automobilhersteller“ handele. Überprüfbar ist das nicht. Konkurrent QuantumScape hat beispielsweise gesichert A-Muster im Umlauf, ob auch B-Muster ist nicht bekannt.
Doch zurück zu Factorial Energy. Die Firma ist ein von Mercedes-Benz, Stellantis sowie Hyundai-Kia unterstützter US-Entwickler von Feststoffbatteriezellen, der im Herbst 2023 eine erste Entwicklungs- und Produktionsstätte in der Nähe von Boston eröffnet hat. Mit einer Kapazität von 200 MWh soll es sich dabei um die bisher größte Fertigungsstraße für Festkörperbatterien in den USA handeln. Die Mittel zum Aufbau der Fabrik stammen unter anderem aus einer Anfang 2022 abgeschlossenen Finanzierungsrunde über 200 Millionen US-Dollar, die Stellantis und Mercedes-Benz seinerzeit anführten.
Mit diesen beiden Autobauern sowie Hyundai-Kia bestehen nicht näher offenbarte Entwicklungsvereinbarungen. In Bezug auf Mercedes präzisieren die Amerikaner nun, dass man „Tausende von großformatigen Festkörperbatterien hergestellt und im Rahmen der A-Musterphase über 1.000 100+Ah Festkörperbatteriezellen an Mercedes-Benz geliefert“ habe. Die nun folgende Phase bezeichnet der Feststoffakkuspezialist als entscheidend, da mit den B-Mustern die Validierung der Modul- und Pack-Designs anhand der eigenen Leistungsspezifikationen von Mercedes-Benz bevorstehe.
Factorial setzt bei den Zellen auf seine „FEST“ genannte Technologie (Factorial Electrolyte System Technology) mit Lithium-Metall-Anode, die das Potenzial haben soll, „das Gewicht von Elektrofahrzeugen radikal zu reduzieren, die Reichweite zu erhöhen, die Ladezeit zu verkürzen und die Sicherheit zu verbessern“. Erstmals nennt das Unternehmen in seiner aktuellen Mitteilung auch einen konkreten Energiedichte-Wert: nämlich 391 Wh/kg – ob auf Zell- oder Systemebene präzisiert der Entwickler allerdings nicht. Dafür betont Factorial, dass die Feststoffakkus auf bestehenden Anlagen aus der Lithium-Ionen-Batterieproduktion hergestellt werden können. Dazu seien nur minimale Änderungen nötig, heißt es.
„Wir freuen uns sehr, dass wir die B-Musterphase erreicht haben und diesen Meilenstein mit einem weltweit führenden Automobilhersteller wie Mercedes-Benz feiern können“, sagt Siyu Huang, CEO und Mitbegründer von Factorial. „Dieser schnelle Fortschritt von der A-Muster- zur B-Musterlieferung in weniger als einem Jahr unterstreicht die rasante Innovationsfähigkeit von Factorial, und wir werden auch weiterhin alles daran setzen, die Einführung von Festkörperbatterien im Automobilsektor zu beschleunigen.“
„Wir sind bestrebt, bei innovativen Batterietechnologien führend zu sein, und unsere Partnerschaft mit Factorial ist ein wichtiger Teil dieser Strategie“, äußert Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG und Chief Technology Officer. „Die B-Muster-Batterien geben uns die Möglichkeit, diese Batterietechnologie der nächsten Generation weiter zu validieren, mit dem Ziel, Reichweite und Leistung zu erhöhen, die Gesamtfahrzeugkosten zu senken und unseren Kunden die attraktivsten Elektrofahrzeuge anzubieten.“
Aufmerksamkeit erregte Factorial Energy übrigens vor wenigen Wochen mit der Ankündigung, zusammen mit Südkoreas LG Chem an neuen Batteriematerialien arbeiten zu wollen. Auf dieser Basis planen beide Seiten später auch Gespräche über die Lizenzierung von Feststoffbatterie-Technologien und Materiallieferungen. Ziel sei es, bei der Kommerzialisierung von Feststoffakkus voranzugehen, verkündete das Duo im April.
2 Kommentare