Versuchslauf für Gütertram in Frankfurt

Pakete CO2-neutral per Straßenbahn transportieren – dafür ist nun in Frankfurt/Main ein Versuchslauf gestartet, für den sich die Frankfurt University of Applied Sciences mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) und Amazon zusammengetan hat.

guetertram im einsatz bildquelle vgf web
Bild: VGF

Bereits seit 2018 wird an der Hochschule an der Idee geforscht, eine Gütertram im Rahmen des Zustellprozesses von Paketen auf der „letzten Meile“ (last mile) zu nutzen.  Der Weg des Forschungsprojekts führte über verschiedene Iterationsstufen, zuletzt mit Prozess-Simulationen, zum vergangenen Freitag angelaufenen Realbetrieb der LastMileTram. Die Güterstraßenbahn der VGF wird einen Monat lang Pakete von Amazon von der Haltestelle „Stadion“ zu der Haltestelle „Zoo“ und zum Betriebshof Gutleut befördern.

Dabei erfolgt der gesamte Transportprozess CO2-frei: Die Päckchen und Pakete werden von einem Verteilzentrum von Amazon in Raunheim mit E-Transporter zur Tram-Station „Stadion“ in Stadtrandlage gebracht. in der Innenstadt werden die Sendungen von der Haltestelle „Zoo“ und vom Betriebshof Gutleut mit elektrisch betriebenen Lastenrädern an die Haustüren der Kund*innen geliefert. Gefördert wird das Projekt mit dem dreistufigen System aus Lastenrad, Straßenbahn und elektrischem Transporter vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum.

Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, sagte anlässlich des Projektstarts: „Ich freue mich, dass mit der Gütertram in Frankfurt der Probebetrieb jetzt starten kann. Es ist wichtig, dass wir alle Optionen prüfen, um eine stadtverträgliche Logistik auf den Weg zu bringen. Gemeinsam mit den Projektpartnern können wir hier Machbarkeit, Praxistauglichkeit und Skalierbarkeit der Gütertram im Probebetrieb gut testen und anschließend evaluieren.“

Auch wenn Paketdienstleister vielerorts an nachhaltigeren Zustellkonzepten arbeiten und etwa die Elektrifizierung ihrer Flotten vorantreiben, erfolgt die Paketzustellung größtenteils noch immer durch konventionelle Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Deshalb sind alternative Lösungsansätze wie der Pakettransport via Schiene interessant, glauben die Leiter des Projekts. Im Rahmen des Realversuchs erfolgt eine ganzheitliche Betrachtung des Betriebs der Gütertram. Dies soll unter anderem Aufschluss darüber bringen, wie ein derartiges Lieferkonzept im Vergleich zur konventionellen Belieferung ausfällt.

„Unsere bisherigen Simulationsergebnisse zeigten, dass der dreistufige Prozess gegenüber der herkömmlichen einstufigen Belieferung ökonomische wie auch ökologische Vorteile erzielen kann“, erklärt Projektleiter und Hochschulpräsident Prof. Dr. Kai-Oliver Schocke von der Frankfurt University of Applied Sciences. „Wir erhoffen uns, das Konzept in Zukunft dauerhaft in Frankfurt etablieren zu können und auch an weiteren Standorten umzusetzen, um so den Straßenverkehr in Großstädten deutlich zu entlasten.“

Ganz neu ist die Idee eine Gütertram allerdings nicht – die ersten Gütertransporte per Straßenbahn gab es schon 1882 in Nürnberg, später folgten einige weitere Städte, bis es in den 1960er Jahren ruhig um das Thema wurde. Später finanzierte Volkswagen zwischen 2001 und 2020 in Dresden die Güterstraßenbahnzüge „CarGoTram“, die Teile in die Gläserne Manufaktur lieferten. Wir berichteten hier zuletzt über ein Gütertram-Projekt in Karlsruhe.

frankfurt-university.de

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