Dienstantritt: Elektro-Fähre E-Kat erreicht Einsatzort in der Nordsee
Ab der Hauptsaison 2025 wird der Katamaran namens E-Kat etwa acht Mal täglich mit bis zu 150 Fahrgästen zur Nordseeinsel Norderney und zurück pendeln. Laut der AG Reederei Norden-Frisia handelt es sich um das erste elektrische Schiff auf offener See in Deutschland. Das auf der niederländischen Damen Werft gebaute Exemplar wurde wie berichtet Mitte 2023 auf Kiel gelegt und nach seiner Fertigstellung kürzlich zunächst aus Rotterdam in Richtung der Hochseeinsel Borkum geschleppt, ehe es aus eigener Antriebskraft seinen künftigen Bestimmungsort erreichte.
„So haben wir bereits einmal das Einsatzgebiet des E-Kats auf der Route zwischen der Insel und dem Festland unter Echtbedingungen testen können“, äußert Michael Garrelts, technischer Inspektor der AG Reederei Norden-Frisia. Auch die Ladeinfrastruktur sei bereits vor Ort in Norddeich installiert.
Technisch wartet der 32,3 Meter lange E-Kat mit 1.800 kWh Speicherkapazität auf. Dazu sind in jedem Rumpf des Katamarans 90 NMC-Batteriemodule á 10 kWh verbaut. Zudem verfügt jeder Rumpf über einen eigenen Antriebsmotor mit 600 kW, was eine Gesamtleistung von 1.200 kW ergibt. Geladen werden kann die E-Fähre mit zwei Mal 900 kW über je einen MCS-Stecker. In Summe lädt das Schiff also mit 1,8 Megawatt.
Das bis zu 19 Knoten (35 km/h) schnelle Schiff ist nach Vorgaben der Reederei Norden-Frisia speziell für den Einsatz im ostfriesischen Wattenmeer konzipiert – so hat der Aluminium-Rumpf einen Tiefgang von nur 1,20 Metern, um die Insel auch bei Niedrigwasser zu erreichen. Die Fahrzeit zwischen Norddeich und Norderney soll dadurch auf 30 Minuten fast halbiert werden. In Norddeich wieder angekommen, wird das Schiff geladen und kann anschließend seine nächste Fahrt zur Insel starten.
Um den kalkulierten Stromverbrauch des E-Kats zu decken, haben die Verantwortlichen zudem mehrere Projekte zur regenerativen Energieerzeugung und -speicherung angestoßen. So hat die Reederei Norden-Frisia auf ihren Parkflächen in Norddeich 600 Pkw-Einstellplätze mit Photovoltaik-Dächern ausgestattet. Zudem wurden Solaranlagen auf Dächern und Carports in Norddeich, Harlesiel, auf Norderney und Juist installiert. Ein Batteriespeicher puffert dabei zukünftig Überschüsse aus der Solarstromerzeugung tagsüber für nächtliche Bedarfe.
Der E-Kat ist also in eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie der AG Reederei Norden-Frisia eingebettet. „Langfristig streben wir einen geschlossenen Kreislauf aus Stromproduktion und Stromverbrauch an“, bekräftigt Reederei-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann.
Update 24.03.2024: Die Reederei Norden-Frisia hat am 21. März ihren neuen Elektrokatamaran (E-Kat), das erste rein elektrisch angetriebene Seeschiff unter deutscher Flagge, auf den Namen Frisia E-I (sprich: Frisia E – 1) getauft. Ab dem 4. April wird die Frisia E-I bis zu achtmal täglich mit bis zu 150 Gästen vom Heimathafen Norddeich zur Nordseeinsel Norderney und zurück fahren.
Das E und die I (1) im Namen der Frisia E-I stehen für das erste Schiff mit Elektroantrieb der Reederei. „Ich freue mich sehr, diesem wirklich innovativen und bislang einzigartigen Projekt als Taufpatin offiziell den Namen zu geben“, sagt die Aufsichtsratsvorsitzende der Reederei, Karin Pragal. Nach vielen Monaten der Entwicklung, des Baus und der Erprobung von Schiff und Ladetechnik sei nun alles sicher einsatzbereit. „Mit der Frisia E-I startet die Hauptsaison 2025 elektrisch und CO2-neutral“, so Pragal.
reederei-frisia.de, linkedin.com
12 Kommentare