Vulcan Energy und BASF starten Standortsuche für ihr Geothermie-Projekt
Das deutsch-australische Unternehmen Vulcan Energy und BASF haben vor drei Monaten eine Absichtserklärung unterzeichnet, um den Einsatz geothermischer Energie am Ludwigshafener Standort des Chemieunternehmens zu prüfen. Während BASF an der Erdwärme interessiert ist, steht bei Vulcan die Gewinnung von Lithium aus der Tiefengeothermie im Fokus. Nun können beide Seiten mit ersten Projekt-Vorbereitungen loslegen: Vulcan Energy gibt an, die behördlichen Genehmigungen für die erste Erschließungsphase erhalten zu haben. In deren Fokus stehen zweidimensionale seismische Messungen auf einem rund 75 Kilometer langen Areal in der Vorderpfalz, das zum Oberrheingraben gehört und unter anderem die Städte Bad Dürkheim, Deidesheim, Mutterstadt, Frankenthal und Ludwigshafen umfasst. Vulcan agiert dabei als Projektentwickler, der die Exploration verantwortet und technisch maßgeblich steuert.
Die Ergebnisse der seismischen 2D- und der anschließend geplanten 3D-Untersuchungen sollen den optimalen Standort für die nächste Phase der Erschließung bestimmen, wie Vulcan Energy schreibt. CEO Cris Moreno sieht das Projekt als Blaupause für potenziell weitere Kooperationen: „Wir werden versuchen, dieses Modell im gesamten Oberrheingraben durch strategische Partnerschaften mit großen Industrieunternehmen wie der BASF zu replizieren. Dieser Ansatz fördert nicht nur die nachhaltige Energieversorgung in den Regionen, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Übergang Europas zur grünen Elektromobilität.“
Tilmann Hezel, Senior Vice President Infrastruktur der BASF in Ludwigshafen, kommentiert: „Dieses Projekt ist eines der wichtigsten Transformationsprojekte an unserem Standort, das einen erheblichen Teil unseres zukünftigen Energiebedarfs ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe decken kann.“
Zur Einordnung: Vulcan Energy hat erst vor Kurzem verkündet, in Frankfurt-Höchst erstmals Lithiumhydroxid unter Rückgriff auf sein Lithiumvorprodukt aus geothermischer Sole hergestellt zu haben. Also Lithium made in Germany. Kurz darauf folgte eine weitere bedeutende Ankündigung: Vulcan und der Chemie-Riese BASF verbünden sich, um den Einsatz von geothermischer Energie am Stammsitz von BASF möglich zu machen.
Gemeinsam wollen die Partner die Nutzung von Erdwärme aus Tiefengeothermie evaluieren, die das BASF-Stammwerk in Zukunft mit grundlastfähiger, erneuerbarer Energie versorgen könnte. Auch die umliegenden Städte sollen den beiden Unternehmen zufolge von der nachhaltigen Wärme profitieren und beteiligen sich in einem ersten Schritt an der seismischen Erkundung im Oberrheingraben. Um Synergieeffekte im Zuge des Projekts zu nutzen, erwägt Vulcan auf dem Werksgelände der BASF darüber hinaus den Bau einer Lithiumextraktionsanlage zur Produktion von grünem Lithium.
„Eine erfolgreiche Aufsuchung vorausgesetzt, könnte Erdwärme aus dem Oberrheingraben mittels Wärmepumpen zur Erzeugung von CO2-freiem Dampf eingesetzt werden“, so BASF in einer früheren Mitteilung. Bei einer potenziellen Leistung von 300 Megawatt thermischer Energie könnten am Standort Ludwigshafen jährlich etwa vier Millionen Tonnen des für die chemische Industrie wichtigen Energieträgers produziert werden – ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe. „Rund 800.000 Tonnen CO2-Emissionen würden in diesem Fall vermieden – ein wesentlicher Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen am Stammwerk der BASF“, hieß es weiter.
Vulcan plant im Zuge des Vorhabens parallel nachhaltiges Lithium für die deutsche und europäische Batterie- und Automobilindustrie zu produzieren. Das Thermalwasser des Oberrheingrabens weist eine hohe Konzentration des Leichtmetalls auf. Während BASF also das heiße Thermalwasser zur Dampferzeugung nutzen würde, könnte Vulcan dieses im Anschluss zur Gewinnung von Lithium verwenden.
Vulcan will mit seinem Ansatz bekanntlich allen voran eine lokale Quelle für nachhaltiges Lithium in Europa schaffen. Die kombinierte Geothermie- und Lithium-Ressource von Vulcan ist die größte in Europa, wobei sich die Lizenzgebiete auf das Oberrheintal in Deutschland konzentrieren. Im Februar 2023 hatte Vulcan die Ergebnisse einer endgültigen Machbarkeitsstudie für die erste Phase seines Lithium-Projekts bekannt gegeben, wonach Vulcan zunächst 24.000 Tonnen Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) pro Jahr herstellen will. Dies entsteht in einem mehrstufigen Prozess aus Lithiumchlorid.
Dafür hat Vulcan in Deutschland zwei Testanlagen errichtet, um die Verfahren für die späteren, kommerziellen Anlagen zu verfeinern. So wurde im April 2024 das erste Lithiumchlorid in der sogenannten LEOP („Lithiumextraktions-Optimierungsanlage“) in Landau aus der Geothermie-Sole herausgefiltert. Dieses Vorprodukt wurde im November 2024 in der Zentralen Lithiumelektrolyse-Optimierungsanlage (CLEOP) im Industriepark Höchst zu Batterie-tauglischem Lithiumhydroxid weiterverarbeitet. Beide Anlagen sollen später als Vorlage für analoge Einrichtungen in größerem Maßstab dienen – potenziell wie oben erwähnt auf dem BASF-Gelände.
api.investi.com.au (PDF)
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