EU-Parlament winkt aufgeweichte CO2-Ziele durch

Das EU-Parlament hat die von der Kommission beantragte Aufweichung der CO2-Flottenziele für 2025 abgenickt. Der Vorstoß erhielt 458 Ja-Stimmen, 101 Nein-Stimmen und 14 Enthaltungen. Nun muss nur noch der Rat zustimmen, was aber wohl eine reine Formalie ist.

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Bild: Audi

Die flexibleren CO2-Flottenziele sind eine der Maßnahmen, mit der die EU-Kommission die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie verbessern will. Der Vorschlag räumt den Autoherstellern ein, die bekannten CO2-Flottenziele für 2025 nicht direkt in diesem Jahr erreichen zu müssen, sondern stattdessen nur im Drei-Jahres-Mittelwert zwischen 2025 und 2027. Das ist eines der Ergebnisse des EU-Strategiedialogs zur Zukunft der Autoindustrie, der Anfang des Jahres gestartet wurde.

Mit dem am Donnerstag getroffenen Beschluss des Europaparlaments steht in der EU-Gesetzgebung noch die Zustimmung des EU-Rats aus, in dem die Mitgliedsstaaten organisiert sind. Dieser Schritt gilt allgemein eher als Formalie, in diesem Fall aber besonders: Wie das EU-Parlament mitteilt, hat der Rat den gleichen Text bereits am Mittwoch gebilligt, jetzt bedarf es also nur der förmlichen Zustimmung des Rates zu einem Text, der bereits inhaltlich gebilligt wurde.

Als Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Anfang März die Ergebnisse des EU-Strategiedialogs vorgestellt hatte, war die Abschwächung der lange bekannten CO2-Ziele für 2025 eines der größten Themen. In den geltenden Vorschriften werden für Fünf-Jahres-Zeiträume Vorgaben zur Reduzierung der durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Pkw und Transporter festgelegt. Die für die Spanne von 2025 bis 2029 geltenden Ziele entsprechen einer jährlichen CO2-Reduktion um 15 Prozent gegenüber den Werten von 2021.

Die Zielwerte an sich sollen auch nicht angepasst werden. Der Ende März vorgelegte und im April offiziell gestellte Änderungsentwurf der EU-Kommission führt die Flexibilität ein, die Ziele über einen Drei-Jahres-Zeitraum zu erfüllen. Im Wesentlichen bedeutet dies, dass die Automobilhersteller die CO2-Flottenziele in den Jahren 2025, 2026 und 2027 nicht mehr direkt im jeweiligen Jahr erreichen müssen – es soll vielmehr nun der Durchschnitt zählen. Das bedeutet, dass ein Autohersteller, der die CO2-Emissionsgrenzwerte in diesem Jahr deutlich unterschreitet, sie im nächsten Jahr überschreiten könnte – und umgekehrt. Nach Abschluss des Jahrs 2027 wird dann Bilanz gezogen – und Autohersteller, die ihr CO2-Flottenziel im Durchschnitt der drei Jahre erreicht haben, würden ohne Strafzahlung ausgehen. Bisher war das Schreckgespenst der Branche hingegen, direkt nach 2025 hohe Strafzahlungen leisten zu müssen, sollte das CO2-Flottenziel 2025 nicht erreicht werden.

Die Kritik an der „Mittelwertbildung“ der CO2-Emissionen haben wir in diesem Artikel ausführlich behandelt. In Kurzform: NGOs gehen davon aus, dass die Autobauer aufgrund des steigenden E-Auto-Absatzes ohnehin die strengeren CO2-Ziele für 2025 erreicht hätten und die Aufweichung daher der Verbreitung von Elektroautos eher schadet, weil wieder mehr Verbrenner verkauft werden können. Das könnte zur Folge haben, dass die CO2-Ziele 2025 dann doch wieder überschritten werden, um sie dann später im Mittelwert genau zu erfüllen.

Übrigens: Das EU-Parlament hat tatsächlich erst am heutigen Donnerstag über die CO2-Emissionen abgestimmt, mit dem eingangs erwähnten, eindeutigen Ergebnis. Teilweise wurde schon am Dienstag berichtet, dass es einen solchen Beschluss gebe. An diesem Tag hatte das EU-Parlament aber nur beschlossen, das Dossier im Dringlichkeitsverfahren zu behandeln – damit schon an diesem Donnerstag darüber abgestimmt werden konnte.

europa.eu

18 Kommentare

zu „EU-Parlament winkt aufgeweichte CO2-Ziele durch“
Klima sagt
08.05.2025 um 13:19
uncool :-(
Simon
08.05.2025 um 14:07
Das ist egal. Dank CATL und dem Durchbruch von Na-Io-Batterien ist sowieso klar wer das Rennen gewinnt. Das Eu-Regime kann also tun was es will, ums Klima ging es sowieso nie denn nach wie vor müssen Privatjets u. Privatjachten keine CO2-Steuer zahlen. Ebenso nicht das Militär. Auch die Landsitze und Villen von Superreichen, von denen jeder mehrere hat stört die Eu nicht, die dürfen die Umwelt verdrecken und keinen interessierts.
Der Beobachter
08.05.2025 um 20:12
Die EU gehört dringend neu aufgestellt. Aber anyway, Europa ist seit vielen Jahren im freien Fall. Ein Volk das der Merkel 16 Jahre als Bundeskanzlerin erlaubt ... passt doch alles. Ich habe nicht viel Hoffnung, die AFD ist so stark, weil Deutschland seit Jahrzehnten keinen anderen Plan hat, als Besitzstände zu wahren. Koste es, was es wolle.
Simon
09.05.2025 um 18:57
Das mit der Eu funktioniert nicht, und das hat Lenin schon 1915 exakt vorausgesehen. Merkel war noch vergleichsweise harmlos zu den folgenden, aber schlimmer zu denen vor ihr. Mit jedem neuen Kanzler wirds schlimmer.
Peter Nichtso Lustig
08.05.2025 um 14:11
Die deutsche Verbrecher-Bande wird gerade Luftsprünge vor Freude machen....
Der Beobachter
08.05.2025 um 20:16
Egal, das bittere Ende kommt noch. Leider nicht für die, die die Situation verursacht haben. VW als gesamte Gruppe, ist ja zwischenzeitlich intellektuell vollständig entkernt. Sämtliche Innovationen werden inzwischen aus China zugekauft. :-))
Aztasu
08.05.2025 um 18:31
Meinst du Tesla, die Steuern über ein Firmengeflecht in den Niederlanden am Fiskus vorbeischleusen? Und Tesla, die von direkten und indirekten Subventionen, Handelshemmnissen und vom CO2-Zertifikate-Handel, welcher natürlich ebenfalls politisch geregelt ist, lebt? Komisch das du die nicht meinst
Der Beobachter
08.05.2025 um 20:05
Puuh ... :-))
Robert
09.05.2025 um 07:15
nun werden wir wohl sehen wie die Verkaufszahlen von E-Autos im Dritten quartal wieder sinken werden da ja der Anreiz viele zu verkaufen weg ist und es werden natürlich auch die Rabatte wegfallen oder gekürzt werden und der Rest der Welt wird Europa enteilen.
Aztasu
09.05.2025 um 12:40
Die Zulassungszahlen sagen was anderes
Udo
09.05.2025 um 12:22
Der Rest von Europa wird Deutschland enteilen. Unsere westlichen Nachbarn lassen weit mehr neue BEV zu. Deutschland ist ein Sumpf voller Petrolheads.
Marc t. S.
09.05.2025 um 09:45
Die Verkaufszahlen kommen nicht hoch, weil es überwiegend an der Ladeinfrastruktur mangelt. Ich rede nicht über fehlende Ladesäulen an der Autobahn oder an Tankstellen, sondern über Millionen Menschen, die in Wohnblöcken, Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern wohnen und keine Energie für Ladestationen bekommen ! Ingesamt ist es fast unmöglich für solche Komplexe eine Ladeinfrastruktur zu beschaffen und umzusetzen. Und wer bitte kauft sich dann ein E-Fahrzeug, wenn er abends mal schnell paar km fahren muss, um irgendwo vielleicht laden zu können ?
Aztasu
09.05.2025 um 12:47
Sorry, wo hat man noch gleich den Verbrenner aufgeladen? Ach, an öffentlichen Tankstellen? Komisch... Fahr mit dem E-Auto einmal in der Woche an eine Ladesäule für 20 Minuten und schon kann man wieder eine Woche Stadtverkehr fahren. Oder man läd beim Einkaufen oder beim Parken, gibt ja auch einige städtische Ladestationen am Straßenrand. Warum muss jedes E-Auto eine eigene heimische Ladesäule haben?
Stefanie Uhlmann
09.05.2025 um 12:18
Habe ich jahrelang getan. Absolut kein Thema. IdR während des Einkaufs, in der Tiefgarage beim innerstädtischen Einkaufsbummel oder eben in der Querstaße neben dem Haus über Nacht. Mit den heutigen Batteriegrößen braucht es viel seltener eine Nachladung. Die Meisten die sich hier echauffieren, haben anscheinend noch nie ein BEV besessen und dabei regelmäßig öffentliche Ladeinfrastruktur genutzt. Alles möglich und eine Frage des Mindsets. Eine neue EU Regelung sieht in Zukunft vor, dass mind. 20% der Stellplätze (bei gr. Parkplätzen/Garagenkomplexen) mit AC-Ladern zu versehen ist.
Nikki
09.05.2025 um 11:07
Das sehe ich zu 100% genauso, wir haben einen Großteil an Menschen, die in Mietwohnungen wohnen. Wo bitteschön sollen diese laden?!?
Chris
09.05.2025 um 17:00
An öffentlichen Säulen, das hat bei mir schon 2015 geklappt und klappt jetzt erst recht. Allerdings ist der Strom da so teuer, dass man auch mit Diesel fahren kann. mit dem teureren Fahrzeug ist das dann finanziell nicht mehr so attraktiv. Mit meinem Netzstrom für 26 Cent sieht das schon besser aus und mit meinem PV Strom für 11 Cent erst recht.
Frieder
09.05.2025 um 13:38
Stimmt, ich stand mit meinem Verbrenner in den 90'ern immer eine halbe Stunde an der Tankstellenschlange an, weil alle gleichzeitig tanken wollten. *facepalm* In Norwegen läuft alles normal, da kommt kein Mensch auf solches Geschwurbel.
Jörg
09.05.2025 um 15:35
Ich hätte ja für diese Flexibilität gleich noch die Strafzahlungen erhöht, wenn man den Durchschnitt doch nicht schafft....

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