Mit Strom durch die Berge: Wie Peter Lacher bei PostAuto Schweiz die Busflotte elektrifiziert
Mit einer Flotte von rund 2.300 Fahrzeugen – vom Kleinbus bis zum Überlandbus – bewegt PostAuto Schweiz täglich Menschen durch städtische Agglomerationen und über alpine Pässe. Aktuell sind bereits etwa 100 Busse rein elektrisch unterwegs. Doch das Unternehmen denkt weiter: Bis 2035 sollen alle Fahrzeuge emissionsfrei fahren, zudem wird bis dahin die gesamte Postflotte inklusive der Lieferfahrzeuge mit rund 10.000 eigenen Ladestationen ausgestattet.
Die Herausforderungen dabei sind nicht zu unterschätzen: „Wir haben 160 Betriebshöfe im ganzen Land verteilt, manche mit nur drei oder vier Fahrzeugen. Dort die passende Ladeinfrastruktur zu installieren, ist eine komplexe Aufgabe – vor allem in kleineren Ortschaften, wo die Stromversorgung oft nicht ausreicht“, erklärt Peter Lacher, Leiter Betrieb und Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmens im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz. Unterstützung von Politik und Industrie ist daher zentral, um die Ziele zu erreichen.
Praxis, Partnerschaft und Pioniergeist
Trotz der technischen Herausforderungen – etwa bei der Kompatibilität zwischen verschiedenen Bus- und Ladesystemherstellern – zeigt sich Lacher zufrieden mit den bisherigen Erfahrungen. „Der Entscheid, Elektrobusse zu fahren, ist gut. Bei den Fahrerinnen und Fahrern kommt es sehr gut an.“ Dass selbst steile Bergstrecken elektrisch bewältigt werden können, sei eine erfreuliche Erkenntnis.
Gleichzeitig appelliert er an die Industrie: Die Batterieentwicklung müsse vorankommen – leistungsfähiger, langlebiger und günstiger. Zudem brauche es eine größere Modellvielfalt: „Wir brauchen keine Einheitslösung – nicht überall kann ein 12-Meter-Bus fahren. Wir brauchen passende Fahrzeuge für alle Regionen.“
In puncto Infrastruktur verfolgt PostAuto Schweiz einen kooperativen Ansatz: Ladeinfrastruktur soll langfristig auch anderen Akteuren offenstehen – und umgekehrt. „Nicht jeder macht es für sich, sondern wir machen es gemeinsam“, so Lacher. Ein neuer Bereich innerhalb des Mobilitätsservices koordiniert diese übergreifende Elektrifizierungsstrategie.
Was können deutsche Verkehrsunternehmen von PostAuto Schweiz lernen? Für Lacher ist es weniger eine Frage des Kopierens als der Haltung: „Was man braucht in dieser Veränderung, ist die Offenheit. Die Offenheit, zusammen zu sprechen und neue Modelle zu entwickeln.“
Dass auf dem Weg auch Rückschläge dazugehören, ist für ihn Teil des Prozesses. So war eine der größten Überraschungen, dass ein langjährig zuverlässiger Buslieferant plötzlich massive Verzögerungen hatte. Ebenso stellte sich heraus, dass selbst genormte Schnittstellen zwischen Bus und Ladestation im Detail problematisch sein können.
Lachers Fazit fällt dennoch positiv aus – mit einem Augenzwinkern in die eigene Zukunft: „Wenn dann 2035 alles umgestellt ist, bin ich in Rente. Und dann werde ich als Fahrgast mit einem gewissen Stolz sagen können: Da war ich auch dabei.“
Viel Spaß mit dem Video-Interview von der „mobility move“ 2025!
0 Kommentare