Renault-Zulieferer AESC fährt Zellenwerk in Douai hoch
Die Pläne für sein Batteriezellwerk im nordfranzösischen Douai machte AESC (früher Envision AESC) erstmals Mitte 2021 publik. Seitdem stutzte der in Japan ansässige Hersteller (mit chinesischem Mehrheitseigner) zwar den Umfang der Werkspläne, meldet nun aber Vollzug: Die erste Ausbaustufe mit 10 GWh Jahreskapazität und zunächst 650 Arbeitsplätzen ist in Betrieb gegangen. Bei voller Produktionskapazität soll es bereits 1.000 direkt Beschäftigte geben. Von weiteren Ausbaustufen erwähnt AESC in seiner aktuellen Mitteilung nichts. In früheren Statements war jedoch zuletzt die Rede von einem schrittweisen Ausbau der Fabrik auf bis hin zu „24 – 30 GWh im Jahr 2030“.
Zur jetzigen Eröffnung betont AESC allen voran, dass der Standort mit sauberem Strom betrieben werde und über fortschrittliche Fertigungsverfahren verfüge – „einschließlich Verfahren zur Elektrodenproduktion, Zellmontage und Modulintegration“. AESC-Vorsitzender Lei Zhang betonte zur Eröffnung zudem, dass die Aufnahme der Produktion in Douai ein entscheidender Schritt im Engagement von AESC sei, die Reindustrialisierung Frankreichs und dessen Führungsrolle bei der globalen Energiewende voranzutreiben: „Wir sind stolz darauf, durch Investitionen in modernste Batterietechnologie und qualifizierte Fachkräfte dazu beizutragen, die Dekarbonisierung des Verkehrs weltweit zu beschleunigen. Frankreichs kühne Vision für saubere Mobilität inspiriert uns jeden Tag aufs Neue.“
Die Bedeutung des Werks unterstrich auch der Besuch des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron bei der Einweihung. „Hier in Douai schlagen wir eine neue Seite in der Geschichte der französischen Industrie auf. Die Einweihung der AESC-Gigafabrik, die im Rahmen von ,Choose France 2021′ ins Leben gerufen wurde, ist der Höhepunkt von acht Jahren entschlossener Bemühungen“, sagte Macron in einer Rede vor Ort. „Dieses Vorzeigeprojekt spiegelt eine einzigartige französische Vision des ökologischen Übergangs wider: eine Vision, die Innovation, Entwicklung, Schaffung von Arbeitsplätzen und nachhaltigen Ehrgeiz miteinander verbindet. Es wird das Leben einer ganzen Region verändern [….].“
Auf die Beine gestellt wurde die Fabrik mit der Unterstützung mehrerer französischer und europäischer Finanzpartner wie Bpifrance, Caisse des Dépôts et Consignations, der European Investment Bank und einem Konsortium aus mehreren Geschäftsbanken. Anfang des Jahres nickte zudem die EU-Kommission einen Zuschuss der französischen Regierung in Höhe von 48 Millionen Euro ab.
Die in Douai vom Band laufenden Batteriezellen sollen anfangs für den vollelektrischen Renault R5 verwendet werden. Konkret handelt es sich um NMC-Zellen mit einer „erschwinglichen“ Zellchemie für die Renault-Volumenfahrzeuge. Die Performance-Zellen werden weiterhin von dem langjährigen Batterie-Partner LG Energy Solution zugeliefert.
Die AESC-Batteriefabrik ist dabei Teil des 2021 angekündigten eMobility-Industrieclusters Renault ElectriCity. Unter dem Dachunternehmen werden die Elektroauto-Aktivitäten der nordfranzösischen Renault-Werke Douai, Maubeuge und Ruitz gebündelt. Laut früheren Informationen geht mit dem Werk ein Investitionsvolumen von insgesamt 1,3 Milliarden Euro einher. 2023 hatte allein die Europäische Investitionsbank (EIB) ein Darlehen in Höhe von 450 Millionen Euro für das Vorhaben gewährt.
Ursprünglich wollte ASEC in Douai sogar eine Fabrik mit einer Kapazität von 43 GWh bis zum Jahr 2030 realisieren, stutzte diese Pläne jedoch Ende 2021. In der Folge war von 30 GWh oder mehr bis 2029 die Rede. Seit 2023 heißt es nun, dass AESC eine Produktionskapazität von 24 bis 30 GWh bis 2030 realisieren wolle. Die erstmalige Verkleinerung der Pläne folgte übrigens auf die Entscheidung, die Anlage auf einem Parkplatz neben dem Renault-Montagewerk Douai statt in einem Waldgebiet zu bauen.
Während in Frankreich die Einweihung gefeiert wird, hat der Hersteller übrigens erst dieser Tage angekündigt, die Bauarbeiten für eine weitere Zellenfabrik im US-Bundesstaat South Carolina zu pausieren. Die Anlage in Florence County sollte eigentlich BMW mit Rundzellen beliefern und rund 1.600 Arbeitsplätze schaffen. Grund für den vorläufigen Baustopp sind Unsicherheiten in Bezug auf US-Wirtschaftspolitik und die damit einhergehenden Marktbedingungen.
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