Batteriespeicher-Startup Voltfang bekommt 15 Millionen Euro
Voltfang wurde 2021 aus der RWTH Aachen ausgegründet und hat sich auf stationäre Batteriespeicher spezialisiert, die heute von Kunden wie Aldi Nord, McDonald’s oder Schaltbau genutzt wurden. Anfangs gehörte es zum Alleinstellungsmerkmal des Startups, bei diesen Stationärspeichern auf ausrangierte Elektroauto-Batterien zu setzen und ihnen ein zweites Leben einzuhauchen, in der Branche auch Second Life genannt.
Mittlerweile setzt Voltfang aber nicht mehr ausschließlich auf Second Life, wie ein neues Speichersystem am Flughafen Stuttgart zeigt: Die dort verwendeten Batterien „sind sogenannte ‚New Life‘-Batterien, welche aus der Mobilitätsbranche kommen, aber aufgrund von Überproduktion und zu wenig Nachfrage der EV-Wende nie benutzt wurden“, erläuterte uns dazu im April ein Voltfang-Sprecher.
In der Pressemitteilung zur neuen Finanzierungsrunde taucht der Begriff Second Life gar nicht auf, darin heißt es aber, durch „den Einsatz hochleistungsfähiger Batteriemodule aus der europäischen Automobilindustrie“ leiste Voltfang einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und unterstütze den Aufbau einer widerstandsfähigen Energieinfrastruktur. Und auf der Website heißt es bei „über uns“: „Unsere 2nd Life und New Life Batterien ermöglichen Unternehmen Autarkie in der Stromversorgung und reduzieren gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck. Diese aussortierten oder überproduzierten Batterien verfügen in der Regel über eine Restkapazität von mindestens 80% und eignen sich ideal für den Einsatz in stationären Speichersystemen, die einen zentralen Beitrag zur nachhaltigen Energiewende leisten.“
Zur Finanzierungsrunde selbst: Die Serie B wurde wie schon die Serie A im vergangenen Oktober erneut vom niederländischen Deeptech-Investor FORWARD.One als Lead-Investor angeführt. Zu den weiteren Investoren zählen sowohl bestehende Partner wie Interzero, PT1, Helen Ventures, Daphni, Aurum Impact (Family Office der Goldbeck-Familie), als auch neue Geldgeber wie Fiege Ventures und Newberry Investments.
Deutlicher Kapazitätsausbau geplant
Ziel des Startups ist es, mit dem frischen Kapital seine Produktionskapazität deutlich zu erweitern und bis Ende 2026 eine zusätzliche Speicherkapazität von 250 Megawattstunden bereitzustellen. Laut einem Bericht des „Handelsblatt“ hat sich die Produktionskapazität des Unternehmens allein in den letzten zwölf Monaten verdreifacht. Demnach will Voltfang seine Kapazitäten in Aachen von aktuellen 100 Megawattstunden bis 2030 auf eine Gigawattstunde ausbauen.
David Oudsandji, CEO und Mitgründer von Voltfang: „Die Finanzierungsrunde ist eine direkte Reaktion auf die enormen Auftragseingänge, die wir im Q1 dieses Jahres verzeichnet haben. Der Ausbau der Energieinfrastruktur wird sowohl in Deutschland und Europa dringend gebraucht. Denn Europa steht vor großen Herausforderungen in der Energieversorgung, um sich gegenüber externen Einflüssen resilient zu machen. Wir müssen jetzt deutlich mehr Flexibilität in Form von Batteriegroßspeichersystemen schaffen. Die Verdopplung unserer Bewertung innerhalb von 6 Monaten ist ein Zeichen für das Vertrauen des Marktes in die technologische Relevanz und das Wachstumspotenzial von Voltfang.“
Jens Fiege, Co-CEO der nun als zusätzlicher Investor eingestiegenen Fiege Gruppe, sagt: „Voltfang bietet Logistikunternehmen, was sie für die Zukunft brauchen: eine technologisch überzeugende, ökologisch sinnvolle und wirtschaftlich skalierbare Lösung. Mit unserer Beteiligung wollen wir nicht nur Kapital bereitstellen, sondern auch unsere Infrastruktur und Expertise einbringen, um gemeinsam wirtschaftliche Energiespeicherlösungen für die Logistik voranzutreiben.“
Batteriespeicher wichtig für Energiewende
Batteriespeicher werden hauptsächlich benötigt, um Strom aus Photovoltaikanlagen und Windrädern zwischenzuspeichern, wenn bereits genug Strom im Netz ist, und ihn dann abzugeben, wenn der Strom wieder benötigt wird, zum Beispiel nachts oder bei einer Dunkelflaute. Genauso können solche Batteriespeicher natürlich auch zwischen eine Photovoltaikanlage und einen Ladepark zwischengeschaltet werden, um den selbst produzierten Strom auch bei Uhrzeiten ohne Lichteinstrahlung nutzen zu können. Das ist z.B. bei Seed & Greet in der Nähe von Düsseldorf der Fall.
Weiterhin können Batteriespeicher im Bereich der Elektromobilität auch für Schnellladestationen an Orten eingesetzt werden, wo es nur einen normalen Netzanschluss mit 400 Volt Wechselstrom gibt und nicht den normalerweise erforderlichen Mittelspannungsanschluss samt Trafo. Der Batteriespeicher kann dann als Puffer genutzt werden, um konstant Strom aus dem Netz zu ziehen und diesen zwischenzuspeichern, um ihn dann später mit einer hohen Ladeleistung an ein Auto abzugeben. So nutzt der Ladeanbieter Allego an manchen Standorten externe Batteriespeicher, an anderen Standorten aber auch Ladesäulen mit eingebautem Batteriespeicher.
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