Hauptwerk München: MAN fertigt eTruck jetzt in Serie

MAN gibt den offiziellen Startschuss für die Serienproduktion seiner Elektro-Lkw des Typs eTruck. Ab sofort stellt die Belegschaft im Werk München sowohl Elektro- als auch Diesel-Lkw in einer vollintegrierten Mischproduktion auf einer Linie her. Bis Jahresende will MAN die ersten 1.000 Elektro-Lkw ausliefern.

Bild: MAN

Den Serienstart des eTruck – in den Ausprägungen eTGXeTGS und eTGL  – hat MAN lange vorbereitet. So haben die Münchner im Vorfeld der nun eingeläuteten Serienfertigung bereits knapp 200 elektrische Vorserien-Lkw hergestellt und an Kunden übergeben. Insofern konnte man den Eindruck gewinnen, dass der eTruck schon auf dem Markt ist. Offiziell in die Serie startet er aber erst jetzt. MAN-CEO Alexander Vlaskamp sprach bei der Eröffnungszeremonie heute von einem historischen Moment für sein Unternehmen. Zusammen mit MAN-Produktionsvorstand Michael Kobriger und Manfred Weber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der EVP, drückte er im Werk München den Start-Buzzer.

Für die Serienfertigung hat sich MAN für eine vollintegrierten Mischproduktion von Elektro- und Diesel-Lkw auf ein und derselben Linie entschieden. Ähnlich wie Mitbewerber Daimler Truck in Wörth. Die maximale Fertigungskapazität in MANs Hauptwerk München liegt nunmehr bei rund 100 Lkw pro Tag – unabhängig von der Antriebsart. Und „Es dauert jeweils rund acht Stunden, bis ein Truck gefertigt ist“, teilt Michael Kobriger, Vorstand für Produktion und Logistik, mit. Mit dem Ansatz gewinnt MAN an Flexibilität: „Die Produktion von Elektro- oder Diesel-Lkw auf einer Linie ist je nach Marktentwicklung anpassbar und die Fahrzeuge können genau in der Reihenfolge der Kundenaufträge gebaut werden“, so Kobringer. Gleichzeitig steigt freilich die Komplexität in der Produktion: „Mit dem innovativen Konzept gehen umfangreiche Veränderungen entlang des Montagebandes sowie der Zulieferungen und Logistik einher.“  

Während beispielsweise die Verbrenner zu Beginn Achsen, Tanks und Abgasvorrichtungen bekommen, erhalten die E-Modelle stattdessen die beiden Batterieblöcke unter dem Fahrerhaus zusammen mit dem HV-Verteiler, dem Klimakompressor und weiteren elektrischen Komponenten – allesamt kompakt verbaut im sogenannten E-Powerpack. Dieses wird separat in einer eigenen Vormontagelinie in Bandnähe aufgebaut.

Als großen Vorteil beim eTruck bezeichnet der Hersteller, dass alle fahrrelevante Technik im unteren Bereich des Rahmens angeordnet ist. „Der obere Teil bleibt so komplett für die technischen Anforderungen der Aufbauhersteller frei. Somit hat der Kunde mehr Flexibilität in der Fahrzeuggestaltung“, so die Verantwortlichen, die den E-Lkw nicht umsonst als besonders variantenreich bewerben. Allen Trucks auf der Produktionslinie gemein ist gegen Ende die „Hochzeit“, die Montage der Reifen und die sogenannte End-of-Line-Parametrierung samt Tests der Trucks.

Den Aufwand, den MAN im Vorfeld betrieben hat, ist immens: Über 5.000 Beschäftigte wurden für die Transformation im Bereich der Hochvolttechnologie geschult. Zu den Investitionen äußert Kobringer, dass in dieser Dekade rund eine Milliarde Euro in den Umbau zur Elektrifizierung der europäischen Werke gepumpt werde – „ein Großteil davon in Deutschland, das ist ein starkes industriepolitisches Signal auch für den Standort Bayern – da wir in Nürnberg und München die Transformation aktiv gestalten.“ In Nürnberg werden bekanntlich die Batteriepacks für die E-Lkw, aber auch für die E-Busse von MAN montiert.

Kurz zum Serien-Lkw selbst: Der eTruck wird von MAN in den eingangs genannten Ausprägungen auf den Markt gebracht. Die Unterschiede zwischen eTGX, eTGS und eTGL entsprechen dabei den bekannten Diesel-Modellen, also zum Beispiel das breitere Fahrerhaus des TGX. Die Modelle basieren aber auf dem gleichen Baukasten. Sie sind mit einer Dauerleistung von 245 kW, 330 kW oder 400 kW zu haben und bieten mit ihren bis zu sechs NMC-Batterien (à 89 kWh) eine Bruttokapazität von bis zu 534 kWh (davon maximal 480 kW nutzbar). Damit sind laut MAN bis zu 500 Kilometer ohne Zwischenladen möglich. Neu ist, dass MAN für noch größere Reichweiten zudem eine siebte Batterie in Aussicht stellt, „mit der es möglich ist, bis zu 740 Kilometer ohne Zwischenladen batterieelektrisch zu fahren“. Präziser wird MAN an dieser Stelle nicht. Der Sprung von 500 auf 740 Kilometer wirkt aber sehr groß.

Als Erfahrungswerte aus dem Pool seiner bereits knapp 200 elektrischen Vorserien-Lkw teilt MAN anlässlich der Eröffnungszeremonie mit, dass teils Tagestouren von bis zu 850 Kilometern (mit Zwischenladen) und sehr geringe Verbräuche von durchschnittlich 97 kWh pro 100 Kilometer möglich seien. Den aktuellen Auftragsstand beziffern die Münchner auf zurzeit 700 Einheiten. Besonders attraktiv hält MAN seinen neuen E-Lkw übrigens für Einsätze in der Automobillogistik, denn das Modell gibt es bereits zum Auftakt als sogenannte Ultra-Lowliner-Sattelzugmaschine („Das ist einzigartig auf dem Markt“).

Klar ist: Der eTruck gilt bei MAN als großer Hoffnungsträger, da elektrische Lkw – im Gegensatz zu E-Bussen – im Unternehmen bislang kaum eine Rolle spielten. Mit einer Ausnahme: Ab 2018 baute MAN seinen ersten Elektro-Lkw namens eTGM. Wichtig ist der „Neue“ u.a. mit Blick auf MANs Ziel, bis 2050 CO2-neutral zu wirtschaften. Zudem sei der E-Lkw enorm wichtig, um die aktuellen CO2-Vorgaben der Europäischen Union zu erfüllen, heißt es. Vor diesem Hintergrund will MAN noch 2025 mehr als 1000 eTrucks an Kunden übergeben.

„Der Start der Serienproduktion unserer Elektro-Lkw ist historisch. Er markiert einen Wendepunkt in unserer Geschichte! Die Zukunft von MAN beginnt jetzt, genau in diesem Moment“, sagte CEO Alexander Vlaskamp in seiner Rede zum Seriendebüt. „Mit unseren hocheffizienten E-Lkw wird der lokal emissionsfreie Güterverkehr Realität. Das ist ein enorm wichtiger Schritt, um unser Ziel zu erreichen, bis 2050 CO2-neutral zu sein.“ Die flexible Produktion erhöht laut Vlaskamp die Wirtschaftlichkeit in der Fertigung. Und: „Wir haben knapp 400 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung investiert, um unser konventionelles Lkw-Produktportfolio auch mit batterieelektrischem Antrieb anbieten zu können. Die Palette reicht von 12 bis 50 Tonnen und bildet vom Müllsammler bis hin zum Langstrecken-Truck alles ab. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Nun müsse die Politik mit Blick auf den Ausbau der Infrastruktur und die CO2-Bepreisung die Weichen richtig stellen, damit der Hochlauf in der E-Mobilität weiter Fahrt aufnimmt.

press.mantruckandbus.com

1 Kommentar

zu „Hauptwerk München: MAN fertigt eTruck jetzt in Serie“
Viktor Wagner
16.06.2025 um 16:25
Sehr gut! Der batterieelektrische Kraftverkehr ist die Zukunft! Aber bitte ohne Manfred Weber.

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