Globaler E-Automarkt wächst 2025 um ein Viertel

BloombergNEF hat seine E-Auto-Absatzprognose für 2025 publik gemacht. Die Marktforscher gehen davon aus, dass in diesem Jahr fast 22 Millionen E-Autos und Plug-in-Hybride verkauft werden, ein Viertel mehr als 2024. Mit Blick auf die USA senken die Analysten aber die Erwartungen – kurz- wie langfristig.

li auto ladestation charging station china 2024 04 min
Bild: Li Auto

Bei BloombergNEF (BNEF) handelt es sich um einen mit der Nachrichtenagentur Bloomberg verwandten Marktforschungsdienst. Im frisch publizierten „Electric Vehicle Outlook 2025“ prognostizieren die Studienmacher von BNEF die Entwicklung der E-Auto-Verkäufe in diesem Jahr. So kommen sie in ihrer Hochrechnung auf knapp 22 Millionen Batterie-elektrische Pkw (BEVs) und Plug-in-Hybride (PHEVs), was einem Anstieg von 25 Prozent gegenüber 2024 entspräche. Treiber des Markts sind laut BNEF vor allem die sinkenden Kosten für Lithium-Ionen-Batterien und die anlaufende Produktion erschwinglicherer Elektromodelle. Fast zwei Drittel der 2025er Verkäufe werden der Prognose nach auf China entfallen, gefolgt von Europa mit 17 Prozent und den USA mit 7 Prozent.

Darüber hinaus sagt der Report für dieses Jahr voraus, dass jedes vierte weltweit verkaufte Fahrzeug ein BEV oder PHEV sein wird. Der E-Anteil am Pkw-Gesamtmarkt wächst also weiter. Aber: Erstmals senkt BNEF kurz- und langfristigen Prognosen für die Verbreitung von Elektroautos in einem Schlüsselmarkt: den USA: „Die Rücknahme der Bundesstandards für den Kraftstoffverbrauch, das Auslaufen der Steuergutschrift für Elektroautos und die potenzielle Aufhebung von Kaliforniens Sonderrolle, eigene Luftqualitätsstandards festzulegen, führen zu einem deutlichen Rückgang der Verbreitung von Elektroautos in den USA und wirken sich auf die weltweiten Verkaufszahlen aus“, heißt es im Report. So steigt der Absatz in den USA zwar weiter – von voraussichtlich 1,6 Millionen Einheiten im Jahr 2025 auf geschätzt 4,1 Millionen im Jahr 2030 –, damit bleibt BNEF aber weit hinter seinen bisherigen Analysen („14 Millionen weniger kumulierte Elektroauto-Verkäufe bis 2030“)

China dominiert bei Verkauf und Produktion

China baut seinen Vorsprung vor Europa und den USA unterdessen aus. Laut den Studienmachern ist es das einzige Land weltweit, „in dem E-Fahrzeuge im Durchschnitt billiger sind als vergleichbare Verbrennerfahrzeuge“. Und: Dominant ist die Volksrepublik nicht nur beim Absatz, sondern auch in der Produktion: Bereits 2024 wurden 69 Prozent aller weltweit verkauften E-Fahrzeuge in China hergestellt. Vor allem in Schwellenländern wie Thailand und Brasilien haben chinesische Hersteller hohe Marktanteile. „Diese Verkäufe, gepaart mit der sich entwickelnden politischen Landschaft in den USA haben dazu geführt, dass die Verbreitung von E-Fahrzeugen in einigen Schwellenländern, wie z.B. Thailand, höher ist als in den USA“, so BNEF. Außerhalb Chinas sei Großbritannien unter den großen Automärkten führend und liege bei der Verbreitung von E-Fahrzeugen in den großen europäischen Ländern an erster Stelle – noch vor Deutschland. Darüber hat auch electrive berichtet: 2024 löste UK Deutschland als Leitmarkt ab.

Methodisch stützt sich der Bericht auf BNEFs Expertenteams rund um den Globus und baut auf mehreren Szenarien für den Straßenverkehr auf. Im Basisszenario, in dem die Einführung von E-Fahrzeugen durch aktuelle technisch-wirtschaftliche Trends und ohne neue politische Maßnahmen betrachtet wird – erreichen E-Fahrzeuge bis 2035 einen Anteil von 56 Prozent und bis 2040 einen Anteil von 70 Prozent an den weltweiten Pkw-Verkäufen (gegenüber 73 % im vorherigen Ausblick von 2024). Beim Bestand gestaltet sich die Antriebswende langsamer: „Trotz der raschen Einführung von E-Fahrzeugen werden im Jahr 2040 nur 40 Prozent der weltweiten Pkw-Flotte im Rahmen des Basisszenarios elektrisch betrieben, was weit unter dem liegt, was erforderlich ist, um die Emissionen des Straßenverkehrs auf dem Weg zum Netto-Null-Szenario zu halten“, warnen die Marktforscher.

Colin McKerracher, Hauptautor und Leiter der Abteilung für sauberen Verkehr und Energiespeicherung bei BloombergNEF, kommentiert: „2024 war ein wegweisendes Jahr für den elektrifizierten Verkehr, in dem die Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen weltweit einen Höchststand erreichten und die Akzeptanz in den Schwellenländern in Asien und Lateinamerika rasch zunahm. Trotz dieses positiven Rückenwinds sehen wir kurz- und langfristig eine langsamere Verbreitung von Elektrofahrzeugen, was zum großen Teil auf die sich verändernde Landschaft in den USA zurückzuführen ist. Diese Verschiebung in der globalen Akzeptanz wird auch erhebliche Auswirkungen auf die Batterieindustrie haben und zu Überkapazitäten in der Fertigung führen.“

Batteriemarkt muss wohl mit Überkapazitäten kämpfen

Apropos Batterie: Die Analysten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Batterien für Elektrofahrzeuge zwar weiter steigt, aber in geringerem Umfang als in früheren Prognosen. So ist die neue Schätzung für die Batterienachfrage zwischen 2025 und 2035 im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent gesunken, was einem Rückgang um 3,4 Terawattstunden entspricht – ein Großteil davon (2,8 TWh) ist laut BNEF auf den sinkenden Absatz von Elektrofahrzeugen in den USA zurückzuführen. Diese Dynamik führt den Autoren zufolge zu anhaltenden Überkapazitäten, was die Batteriekosten senken und den Wettbewerb auf dem Markt verschärfen dürfte („In China liegt die durchschnittliche Auslastung der Batteriewerke inzwischen unter 50 %“). Trotz dieser kurzfristigen Verlangsamung soll das langfristige Wachstum für Batteriemetalle stark bleiben, da Elektroautos „in allen Segmenten schneller angenommen werden“.

Als eine neue Herausforderung bezeichnet der Report zudem die Kosten für das öffentliche Laden. Denn bisherige E-Auto-Fahrer können oft auf Lademöglichkeiten zu Hause zurückgreifen, „was pro gefahrenem Kilometer in der Regel 25 bis 60 Prozent billiger ausfällt als Benzin“. Doch nun kommt es auf die Akzeptanz von neuen Käufergruppen an, die diese Möglichkeit nicht unbedingt haben. Gleichzeitig analysiert BNEF, dass die Preise für öffentliches Laden vor allem in den USA und in Europa seit 2022 stark gestiegen sind, „sodass die Kosten pro Kilometer in einigen Fällen über denen für Benzin liegen“. Die Autoren betonen daher, dass die Ladekosten zu jenen Faktoren avancieren, die einen wachsenden Einfluss auf die Akzeptanz von E-Fahrzeugen und die Preisparität zwischen E-Fahrzeugen und Verbrennungsmotoren am jeweiligen Verkaufsort haben werden.

„Trotz signifikanter Sprünge bei der Einführung von Elektroautos auf der ganzen Welt ist eine stabile und umfassende Politik wichtig, um sie weiter voranzubringen“, resümiert Aleksandra O’Donovan, Leiterin des Bereichs Elektrofahrzeuge bei BloombergNEF. „Autohersteller, die den längerfristigen Trend zur Elektrifizierung aus den Augen verlieren – unterstützt durch sinkende Batteriepreise und eine verbesserte Wirtschaftlichkeit von E-Fahrzeugen – riskieren, von den großen Automärkten verdrängt zu werden.“

Weitere Erkenntnisse zu EREVs, E-Lkw und Co.

Der „Electric Vehicle Outlook 2025“ zoomt darüber hinaus noch auf weitere Tendenzen und Trends des eMobility-Markts. Hier kurz in der Übersicht:

  • Elektrofahrzeuge mit Range-Extender (EREV) sind die am schnellsten wachsende Antriebsart. Sie kamen 2024 auf 1,2 Millionen Einheiten, ein Plus von 83 Prozent. Diese teilelektrifizierten Autos kommen lauf BNEF mit einer durchschnittlichen Batteriegröße von 38 kWh auf eine E-Reichweite von 170 Kilometer und können so mehr als 70 Prozent der gesamten Fahrstrecken im Elektromodus fahren.
  • Die Verkäufe von Elektro-Lkw nehmen in China rasch zu – und zwar dank staatlicher Unterstützung und Subventionen, der Qualität der Batterien, sinkende Kosten und einen verschärften Wettbewerb bei der Herstellung. Die Autoren schätzen, dass der Anteil der Elektro-Lkw in China bis 2030 46 Prozent der Verkäufe erreichen wird.
  • Dreiräder werden schneller elektrifiziert als andere Fahrzeugsegmente, wobei der E-Anteil in diesem Segment im Jahr 2024 schon bei mehr als 80 Prozent lag.
  • Elektroautos erhöhen die Stromnachfrage: BNEF schätzt, dass die Stromnachfrage durch E-Fahrzeuge für den Personen- und Güterverkehr, E-Busse und elektrische Zwei- und Dreiräder zwischen 2025 und 2030 um das 2,4-fache ansteigen wird.
  • Festkörperbatterien werden relevant und dürften bis 2035 10 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Batterien für Elektrofahrzeuge und Energiespeicher ausmachen. Sie werden laut BNEF voraussichtlich zuerst in leistungsstarken Premium-Fahrzeugen zum Einsatz kommen.
  • Die Autoren schätzen, dass die E-Fahrzeugflotte in den kommenden Jahrzehnten in vielen Ländern die Größe der Verbrennerflotte übertreffen wird. Norwegen wird diesen Meilenstein voraussichtlich im Jahr 2030 erreichen, gefolgt von China im Jahr 2033, Kalifornien im Jahr 2037 und Deutschland im Jahr 2039.

about.bnef.com (Pressemitteilung), about.bnef.com (Outlook 2025)

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