Shell testet dynamische Preise an Schnellladern
Mit dem dynamischen Pricing für Ultraschnellladen orientiert sich Shell künftig an seinen mehr als 1.600 Ladepunkten stärker an den Schwankungen des Strombörsenpreises oder auch Spotpreis genannt. Die exakten Preise – zu denen auch Komponenten wie Netzentgelte, Stromsteuer, Betrieb und Netz-Investitionen gehören – können je nach Börsenstrompreis und den weiteren Faktoren variieren, wie das Unternehmen mitteilt.
Dennoch gibt es eine grobe Einschätzung: Zum Start des Pilotprojektes am 30. Juni betrug die maximale Differenz im Tagesverlauf sechs Cent pro Kilowattstunde. „Wer zu Zeiten lädt, in denen viel erneuerbare Energie im Netz ist, hilft, das Stromnetz zu stabilisieren“, sagt Florian Glattes, General Manager Shell Mobility DACH. „Und wir können zu diesen Zeiten etwaige Preisvorteile an die Kunden weitergeben.“
Standard-Preise | Preise im Pilotprojekt | |
---|---|---|
Shell Recharge Basic* | 0,59 €/kWh | 0,56-0,67 €/kWh |
Shell Recharge e-Deal* | 0,44 €/kWh | 0,42-0,50 €/kWh |
Roaming AC | 0,59 €/kWh | 0,59 €/kWh |
Roaming DC | 0,79 €/kWh | 0,79 €/kWh |
*an DC-Ladestationen von Shell Recharge, an AC-Ladestationen von Shell Recharge gelten in beiden Tarifen variable Preise
Der Spotpreis soll an der Strombörse Angebot und Nachfrage in Einklang bringen und schwankt daher im Tagesverlauf. Ein typisches Beispiel: In der Mittagszeit ist der Stromverbrauch eher gering, bei starkem Sonnenschein kann aber ein Überangebot durch Stromproduktion aus Photovoltaik entstehen – was zu niedrigeren Preisen führt. Umgekehrt steigen die Preise, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt – etwa in den frühen Abendstunden, wenn die privaten Haushalte besonders viel Strom verbrauchen.
Wie genau Shell Deutschland das technisch umsetzt, wird in der Mitteilung nicht genauer erläutert. Laut Glattes soll das Pilotprojekt „Erkenntnisse liefern, wie attraktiv dieses Modell für Kunden ist und welchen Beitrag es zur Netzstabilität und zur Integration erneuerbarer Energien leisten kann“. Wie lange das Pilotprojekt angesetzt ist, wird aber nicht erwähnt.
Das dynamische Preismodell gilt für Privatkunden an allen Ladesäulen von Shell Recharge bei Nutzung der App oder Ladekarte. Bisher lagen die Preise an den DC-Ladestationen von Shell Recharge bei 0,59 €/kWh im „Basic“-Tarif und bei 0,44 €/kWh mit dem im April vorgestellten „e-Deal“ (für 4,99 Euro Grundgebühr gibt es 25 Prozent Rabatt). Jetzt gibt Shell Deutschland auf seiner Website den Preisbereich von 0,56-0,67 €/kWh (Basic) und 0,42-0,50 €/kWh (e-Deal) an. Die Kosten an AC-Ladepunkten variieren weiterhin, auch die Roaming-Konditionen (0,59€/kWh AC und 0,79 €/kWh DC) bleiben unverändert.
Auch auf der Website wurde ein Hinweis zu den dynamischen Preisen ergänzt, der ähnlich zu der Mitteilung und den Aussagen von Florian Glattes formuliert ist. Darin weist Shell nochmals darauf hin, dass die aktuellen Preise in der Shell Recharge App einsehbar sind. Und es gelten die Preise zu Beginn des Ladevorgangs, falls sich die Konditionen während des Aufladens ändern sollten.
Shell ist mit dem Pilotprojekt einer der ersten großen Ladepunktbetreiber, der ein dynamisches Preismodell auf Basis des Börsenstrompreises umsetzt bzw. im Feld testet – Tesla legt seine Preise etwa für jede Station und für feste Zeitfenster fest, passt sie aber nicht dynamisch an den Strompreis an. Allerdings ist der Öl-Multi nicht der einzige Betreiber, der ein solches Modell anstrebt: Im electrive-Interview hatte auch Ionity-CEO Jeroen van Tilburg über ein dynamisches Pricing als Ziel gesprochen – aber auch erklärt, woran die Umsetzung derzeit noch hakt.
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