Feldversuch von MAN: Mit dem Elektro-Lkw über den nächtlichen Brenner

MAN und die Großspedition Dettendorfer zeigen im Rahmen eines vierwöchigen Feldversuchs das große Potenzial von E-Lkw auf der Brenner-Route auf. Ein Elektro-Lastwagen spart pro Jahr 95 Tonnen CO2 ein und ist aufgrund der hohen Rekuperation und den niedrigeren Mautkosten auf dieser Route besonders wirtschaftlich.

Bild: MAN Trucks & Bus

Vollelektrische Lkw sind vom Nachtfahrverbot auf der Inntal-Autobahn (A12) ausgenommen. Dieses seit 2021 bestehende Privileg nutzen MAN und die Spedition Dettendorfer diesen Juli und August aus, um zu beweisen, dass der Warenverkehr über die Alpen schon heute ohne Probleme vollelektrisch möglich ist. So sollen nicht nur die CO2-Emissionen auf der Route reduziert, sondern auch Staus vermieden und der Verkehrsfluss den Tag über insgesamt entzerrt werden.

Im Rahmen des vierwöchigen Feldversuchs setzt Dettendorfer auf der Brenner-Route MANs neuen eTruck ein, der seit Juni in München in größeren Stückzahlen gefertigt wird. Bei sommerlichen Temperaturen und mit einem geplanten Ladestopp bietet die Sattelzugmaschine eine Tagesreichweite von bis zu 800 Kilometern. So kann die Strecke München-Verona in einer Nacht problemlos zurückgelegt werden.

Dettendorfer gehört zu den Speditionen, die sich aktiv für einen Hochlauf der E-Mobilität engagieren. Bereits 2023 gliederte das Unternehmen testweise einen elektrischen Vorserien-Lkw von MAN in seine Flotte ein. Außerdem beteiligen sie sich am Ausbau der Ladeinfrastruktur: Zusammen mit dem Energieversorger „Energie Südbayern“ hat Dettendorfer am Inntaler Autohof bei Raubling einen Schnellladepark eröffnet, der über zwei 400 kW- und vier 300 kW-Säulen verfügt. Sie sind für Pkw und Lkw zugänglich und ermöglichen elektrischen Lastwagen eine Fahrt nach Südtirol ohne Ladestopp.

E-Lkw spart Mautkosten ein

Vor allem in Sachen Klimaschutz haben die E-Lkw großes Potenzial. Wenn man von einer jährlichen Laufleistung von 110.000 Kilometern ausgeht, spart eine Batterie-elektrisch angetriebene Zugmaschine pro Jahr rund 95 Tonnen CO2 ein. MAN rechnet vor, dass der tägliche Einsatz von 300 Elektro-Lkw einer jährlichen Einsparung in Höhe von etwa 28.000 Tonnen entsprechen würde.

Die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs über die Alpen lohnt sich auch aus wirtschaftlicher Sicht. Wenn man von derselben Laufleistung ausgeht, lassen sich auf deutschen Autobahnen pro Jahr bis zu 60.000 Euro Maut sparen. In Deutschland sind Elektro-Lkw noch bis Ende dieses Jahres komplett befreit, danach gelten reduzierte Sätze. In Österreich wird für sie nachts immerhin bis zu 75 Prozent weniger Maut fällig.

Der EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas hat kürzlich eine Verlängerung der Maut-Reduzierung bis 2031 empfohlen, um für eine Investitionssicherheit bei Logistikunternehmen zu sorgen und die Elektrifizierung im Nutzfahrzeugbereich zu forcieren. Wenn man von einer laut MAN in der Logistikbranche üblichen Nutzungsdauer von drei Jahren ausgeht, liegt der Kostenvorteil eines E-Lkws, wenn man ihn mit einem herkömmlichen Diesel vergleicht, auf dieser Route bei etwa 15 Prozent.

Dabei sind nicht nur die Mautkosten, sondern auch die Ausgaben für die Wartung und die Energie entscheidend. Auf der bergigen Route ist der Elektroantrieb aufgrund der hohen Rekuperation von bis zu 40 Prozent besonders effizient. Zudem wird für Elektro-Lastwagen über eine Dauer von zehn Jahren keine Kfz-Steuer fällig. Ein weiterer Vorteil ist der um zwölf Prozent niedrigere Lärmpegel, der gefühlt aber nur als halb so hoch wahrgenommen wird und für die Bevölkerung der Ortschaften entlang der Route eine spürbare Verbesserung sein soll.

„Elektrische Schwerlastlogistik revolutioniert den Straßengüterverkehr – selbst unter anspruchsvollsten topografischen Bedingungen, die in alpinen Regionen vorherrschen. Mit diesem Projekt zeigen wir, dass vollelektrische Lkw nicht nur praxistauglich sind, sondern unter anderem durch Rekuperation und die Möglichkeit nächtlicher Transporte neue Maßstäbe in Effizienz, Nachhaltigkeit und Verkehrssteuerung setzen. Politik und Industrie müssen Hand in Hand arbeiten, um emissionsfreie Logistik flächendeckend Realität werden zu lassen“, meint Frederik Zohm, der Entwicklungsvorstand von MAN Trucks & Bus.

mantruckandbus.com

12 Kommentare

zu „Feldversuch von MAN: Mit dem Elektro-Lkw über den nächtlichen Brenner“
Hans Gnann
28.07.2025 um 16:00
...das mit den drei Jahren Nutzungsdauer verstehe ich nicht - da läuft der Akku ja grade mal warm, der müsste mindestens doppelt so lange halten.
Jürgen Baumann
28.07.2025 um 19:41
Wenn man von einer jährlichen Laufleistung von 110.000 Kilometern ausgeht, dann sind nach 3 Jahren 330.000 km auf dem Tacho.
Klaus
28.07.2025 um 18:11
Die drei Jahre beziehen sich nicht auf die Fahrzeugbatterie, sondern lt. MAN Pressemitteilung auf "einem typischen Einsatzszenario von Lkw in der Logistik". Was genau ein typischen Einsatzszenario mit *drei* Jahren gemein hat, darauf können wohl nur Spediteure und Fahrerinnen unter den Kommentatoren beantworten.
ioniqKnechter
28.07.2025 um 20:17
Ehy Moin erst ma... Diese 3 Jahre kommen wohl von den Verbrenner MAN LKW. Denn nach drei Jahren haben diese dann 330.000 km gelaufen. Gerade die zwei THX Modelle mit bestimmter Motorvariante ( Euro-6c D26LF51-53 / LOH35-37) gehen regelmäßig nach 400.000 km in Flammen auf. Weil ein Pleuel abreißt, den Motor durchschlägt und dann das Öl, auf der heißen Abgasanlage kommt. Alleine in Deutschland sind seit 2016 - Mitte 2024 schon 170 Brandfälle eingetreten. Alleine 20 24 18 neue brandfälle. Quelle eurotransportAls hauptursache gelten fehleranfällige bleifreie Pleuellager.MAN gibt auf Akkus 8 Jahre Garantie oder eine Million km.
MrFloof
29.07.2025 um 21:18
Na solange Deutschland von der Automobilindustrie regiert wird, wird nach Fertigstellung des Brennerbasistunnels an der Grenze zwischen Bahn und LKW umgeladen. Eisenbahn... Bei uns... Eher kommt der Aiwanger Hubsi von seinem "Wossastoff"-Trip runter.
Tobias
28.07.2025 um 20:54
Wäre es nicht sinnvoll 2 E-Lokomotiven zu nehmen und ich weiss nicht wieviele Hänger dran zu hängen und die Container effizient auf der Schiene zu bewegen? Auf der Nord und Südseite der Alpen kann man dann in einem Umschlagplatz vollautomatisch die Container umladen.
Roman
29.07.2025 um 09:26
Je mehr Umschlageplätze/Konraktpunkte, desto komplizierter, langwieriger, teurer und Fehleranfällig wird es. Ist ja einer der Hauptgründe, warum der LKW hier so eine starke Position hat. Der fährt ditekt von Punkt A nach B und fertig.
Mirko
29.07.2025 um 08:45
Ich bin ein großer Freund von elektrischen LKW und allgemein der E-Mobilität, dennoch bin ich ebenfalls der Meinung das wir die Fehler der 90er und 00er so gut wie möglich rückgängig machen sollten. Güter konsequent auf die Schiene, LKW nur noch für Spezialtransporte und die letzten Kilometer vom Güterbahnhof zum Kunden. Das geht nicht über Nacht, aber das Ziel muss sein den Warenfluss langfristig wieder mehr auf die Schiene zu verlagern.
M. T.
28.07.2025 um 21:39
Ein elektrischer Triebstrang sollte min 3x so lange halten wie ein Verbrenner, das wird bei den Wirtschaftlichkeitsvergleichen und der Ökobolanz oft vergessen.
Theo
29.07.2025 um 10:15
Vielleicht sollte MAN sich mal den YouToube Kanal vom Elektrotrucker ansehen. Der ist die Strecke auch schon gefahren. Aktuell ist er auf dem Weg in die Türkei mit einem eactros 600.
K.T.
29.07.2025 um 10:17
Wer soll diese Subventionen bezahlen? Natürlich der Steuerzahler. Ich finde die Schienenvariante auch besser, wie hier schon angedeutet.
TILMANN RUNCK
29.07.2025 um 19:26
Wenn alle Folgekosten (für Umwelt und Gesundheit) die der eTruck der Gemeinschaft erspart reingerechnet würden wäre die Subvention (im Vergleich mit dem Diesel) ggf. schon gar keine mehr…Die Schiene entsprechend auszubauen wäre auch mir sehr sympatisch, aber das Ersetzen des LKW würde eine Vervielfachung der Bahntransporte bedeuten. Da sind dann die ganzen NIMBY‘s sicher sehr begeistert und sorgen für jahrzehntelange Verzögerungen.Davon mal ganz ab: Die Subvention für den Diesel zahlt bitte genau wer? Doch nicht etwa der Steuerzahler?

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