Maingau kündigt neue Ladetarife an

Mit dem Tarif „EinfachStromLaden“ war Maingau Energie einst einer der großen Ladedienste Deutschlands. Jetzt hat der Energieversorger aus Obertshausen eine neue Tarifstruktur ab Mitte August angekündigt – die zunächst einfach klingt, auf den zweiten Blick aber sehr komplex ist.

maingau energie autostrom 2024 01
Bild: Maingau Energie

Kurz der Blick auf den Status Quo: Seit dem 10. Juli 2024 liegt der Preis an AC-Ladepunkten bei Maingau Autostrom in Deutschland bei 0,59 €/kWh, im Ausland sind es zehn Cent mehr. An DC-Ladepunkten in Deutschland (inklusive Ionity) werden 0,69 €/kWh berechnet. Im Ausland und in Deutschland bei Ladepunkten von Allego, Aral Pulse, E.ON Drive, EnBW, Mer und EWE Go werden 0,79 €/kWh fällig – dazu kommen zehn Cent Blockiergebühr nach drei Stunden beim AC-Laden und nach einer Stunde beim DC-Laden. Der „Vorteilspreis“ für Maingau-Kunden ist zehn Cent niedriger, außerdem entfallen für die Strom- und/oder Gas-Kunden die Zuschläge im Ausland.

Ab dem 13. August gelten bei Maingau allerdings neue Konditionen, wie das Unternehmen jetzt mit etwas Vorlauf mitteilt. Das Unternehmen selbst hebt hervor, dass man die Preise „ an das aktuelle Marktniveau“ anpasse und sich dabei „künftig noch stärker an der jeweiligen Preisstruktur der lokalen Betreiber“ orientiere. „Dadurch können wir Ihnen unter anderem günstigere Preise im DC-Bereich anbieten“, teilt Maingau mit. Und: „Außerdem vereinheitlichen wir unsere Preise für ganz Europa. Egal, ob Österreich, Schweden oder Frankreich – mit Maingau Autostrom laden Sie immer zum gleichen günstigen Preis.“

Das klingt zunächst danach, dass die Preisstruktur einfacher und verständlicher für die Kunden wird. Beim AC-Laden ist das auch der Fall: Hier gibt es künftig keine Unterscheidung mehr, an allen AC-Ladepunkten werden 0,62 €/kWh abgerechnet – im „Vorteilspreis“ sind es 0,52 €/kWh, also wie gehabt zehn Cent weniger. Der „Standzeitzuschlag“ bleibt mit 0,10 €/min ab 180 Minuten (maximal 12 Euro pro Ladevorgang) ebenfalls gleich. In Relation zu den 0,59 €/kWh im derzeitigen Tarif wird das AC-Laden in Deutschland also um drei Cent oder fünf Prozent teurer

NormalpreisVorteilspreis*
AC-Standardpreis0,62 €/kWh0,52 €/kWh
DC-Niedrigpreis**0,62 €/kWh0,52 €/kWh
DC-Standardpreis***0,72 €/kWh0,62 €/kWh
DC-Hochpreis****0,82 €/kWh0,82 €/kWh

*für Strom- oder Gaskunden von Maingau Energie
** Autostrom Plus, EDEKA, EWE Go HOCHTIEF Ladepartner, Grid & Co., Hamburger Energiewerke, IONITY, JET Strom, MVV, Pfalzwerke Deutschlandnetz, SachsenEnergie AG, TankE
*** alle anderen DC-Ladepunkte
**** Aral, E.ON Drive, EnBW, EWE Go, LichtBlick, Pfalzwerke

Anders ist die Lage beim Schnellladen: Es gibt zwar auch hier einen Standardpreis von 0,72 €/kWh, also mit einem durchaus üblichen DC-Aufschlag von zehn Cent. Allerdings ist dieser Preis nicht die Regel, wie der Name suggeriert. Denn es gibt zwei wichtige Ausnahmen: den neuen Niedrigpreis für 0,62 €/kWh und den Hochpreis für 0,82 €/kWh. In diese beide Klassen fallen die DC-Ladepunkte von nahezu allen großen Ladepunktbetreibern in Deutschland – der Standardpreis dürfte also vor allem an DC-Ladern lokaler Stadtwerke gelten. Und bei Allego und Mer, die nicht mehr zu dem Ausnahmen mit höheren Preisen gehören.

Der Niedrigpreis gilt bei Ionity, Edeka, Grid & Co, den Hamburger Energiewerken, Jet Strom, MVV, Sachsen-Energie AG, TankE und den Deutschlandnetz-Betreibern Autostrom Plus, EWE Go Hochtief Ladepartner und Pfalzwerke Deutschlandnetz. Dem gegenüber fallen die „regulären“ DC-Ladepunkte außerhalb des Deutschlandnetzes von EWE Go und den Pfalzwerken in die Hochpreis-Kategorie – zusammen mit Aral Pulse, E.On Drive, Lichtblick und Schnelllade-Marktführer EnBW.

Besonders verwirrend für Kunden ist die Tatsache, dass die Deutschlandnetz-Ladepunkte von den Pfalzwerken und EWE Go Hochtief Ladepartner unter den Niedrigpreis fallen, andere DC-Ladepunkte dieser Betreiber aber nicht – von den meisten Kunden dürften die Ladesäulen der Pfalzwerke als solche wahrgenommen werden, ob sie nun zum Deutschlandnetz gehören oder nicht. Die Kunden müssen also vor dem Ladevorgang kontrollieren, in welche Preisklasse der Betreiber der jeweiligen Schnellladesäule fällt – denn es sind entweder mit 0,62 Euro Ladepreise im Mittelfeld oder mit 0,82 Euro im deutlich gehobenen Preisumfeld möglich.

Das heißt: Das DC-Laden kann zum Beispiel bei Ionity über Maingau mit 0,62 €/kWh sieben Cent günstiger werden als bisher, um einen großen und bekannten Betreiber der Niedrigpreis-Kategorie zu nennen. Betreiber, die früher in der regulären Deutschland-Einstufung für 0,69 €/kWh lagen und nun zum Standardpreis gehören, werden über Maingau Autostrom drei Cent teurer. Das Laden bei Anbietern wie Mer oder Allego, die nun unter den Standardpreis fallen, kostet künftig 0,72 statt 0,79 €/kWh. Das Laden bei Aral Pulse, EWE Go, der EnBW oder E.ON Drive wird mit 0,82 €/kWh hingegen noch teurer als bisher.

Der „Vorteilspreis“ beim DC-Laden sorgt für die üblichen zehn Cent Nachlass beim Niedrigpreis (dann auf 0,52 €/kWh) und beim Standardpreis (auf 0,62 €/kWh). Bei den Hochpreis-Anbietern gibt es keinen Rabatt, hier bleibt es auch für Maingau-Kunden bei 82 Cent je Kilowattstunde. Auch die Blockiergebühr bleibt gleich.

Dafür werden mit Wirkung zum 15. September die AGB angepasst. Darin wird die Einsicht der aktuellen Preise in der Autostrom-App aufgenommen. Und für Neukunden wird eine Bonitätsprüfung bei Vertragsabschluss eingeführt – „weiteren Absicherung unserer Leistungen“, wie es heißt.

Quelle: Info per E-Mail, maingau-energie.de (Tarifübersicht)

10 Kommentare

zu „Maingau kündigt neue Ladetarife an“
Mike
28.07.2025 um 15:55
So wird das nichts mit der E Mobiltät
Gerhard
28.07.2025 um 19:05
Aus diesem Grund bin ich aktuell von einem Ionic 5 auf einen Benziner (Porsche Macan S) umgestiegen. Die Preisgestaltung usw. ging mir nach 4 Jahren E-Auto komplett auf den Keks.
Kerstin R.
28.07.2025 um 18:03
E-Mobilität hängt nicht (allein) von den Preisen der Fahrstromanbieter ab. Es existieren zunehmend mehr Standorte kleiner und mittelgroßer CPO mit 'günstigen' Preisen unter 50cent; leider etwas ungleich über die Landkarte verteilt. Vielleicht bietet sich in Ihrer Nachbarschaft die Möglichkeit eines Wallbox-Sharing? Oder Sie werden selbst aktiv und treten als CPO in den Markt ein. Es findet sich immer einer Weg teure EMPs zu meiden.
Gregor
28.07.2025 um 16:18
Ich lese den Artikel nach meinem Kommentar. Es wird sicher teurer oder komplizierter. Gut allerdings das den Tarif bei denen sicher kaum jemand nutzt
Uli
28.07.2025 um 17:36
Es gab mal eine gute Zeit mit Maingau, danach habe ich die Karte nur noch zur Not benutzt, ab jetzt vorsichtshalber gar nicht mehr.
Christian
28.07.2025 um 17:46
Da blickt doch kein Mensch durch...
Thomas Kötters
28.07.2025 um 19:10
Das Unternehmen selbst hebt hervor, dass man die Preise „ an das aktuelle Marktniveau“ anpasse und sich dabei „künftig noch stärker an der jeweiligen Preisstruktur der lokalen Betreiber“ orientiere. Was für ein Witz, und wieder ein E-Mobilitätsunternehmen das seine Wucherpreise schön redet. Wenn man den Hals nicht vollkriegt muss man sich nicht wundern wenn die Kunden in Scharen davon laufen und wieder auf Verbrenner umsteigen. Hoffentlich kriegen die CEO 's die Quittung und bleiben auf ihren überteuerten Strom sitzen.
Franz
28.07.2025 um 19:16
Es ist nur noch Abzocke oder es verdienen zu viele verschiedene Firmen daran. Bei 50 Cent/kWh sind wir bei den meisten Fahrzeugen schon bei 10 Euro/100km. So klappt das einfach nicht, Förderungen hin oder her.
Jens
28.07.2025 um 19:29
Besonders spannend finde ich, dass man bei Jet "nur" 62 Cent bezahlt, während man mit der Kreditkarte 49 Cent bezahlt. Da lohnen sich solche Ladeverträge ja so richtig. Und 62 Cent sind egal wie man's nimmt, nicht wirklich konkurrenzfähig im Vergleich zum Verbrenner. Mit den typischen E-Autos ist man zu dem Preis nämlich teurer unterwegs. Neulich in Frankreich habe ich am Supermarkt für 20 Cent geladen mit Octopus. An manchen Schnellladern kriegt man dort auch die kWh mit Kreditkarte für 30 Cent. Irgendwie haben uns die Franzosen in Sachen E-Mobilität überholt.
Frank Scheller
28.07.2025 um 19:33
Fahre seid 4 Jahren elektrisch und muß sagen es wird immer verrückter. Daher kann ich nur sagen, wer viel auf DC angewiesen ist, der nutzt Ionity direkt mit Vertrag fuer 39ct und als Backup Tesla.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert