Stellantis-E-Autos könnten von britischer Förderung ausgeschlossen werden
Die Liste der Förderkriterien für die britische Elektroauto-Förderung (Electric Car Grant, ECG) ist lang. Neben null Abgasemissionen, einer Mindestreichweite von 100 Meilen (161 Kilometer) und einer Mindestgeschwindigkeit von 60 mph (96 km/h) berücksichtigt die Förderung auch den CO2-Fußabdruck der Produktion des Elektroautos und die Nachhaltigkeit der Batteriebeschaffung.
„Die Emissionen aus der Fahrzeugmontage machen 30 Prozent der Gesamtumweltbewertung des Fahrzeugs aus und spiegeln die relative Kohlenstoffintensität der Fahrzeugmontage im Vergleich zur Batterieproduktion für ein emissionsfreies Fahrzeug wider“, erklärt die britische Regierung. Die restlichen 70 Prozent entfallen auf die Herstellung der Batteriezellen. Das könnte zum Problem für in China hergestellte E-Autos und E-Auto-Batterien werden, da das Land bei seiner Energieerzeugung stark auf Kohle angewiesen ist. Darüber hinaus gibt dies Anlass zur Sorge für Stellantis, dessen Elektrofahrzeuge – darunter der Jeep Avenger, der Fiat 600e, der Alfa Romeo Junior Elettrica und der Abarth 600e – in Tychy, Polen, produziert werden.
Trotz der wachsenden Bedeutung Polens in der Produktion von Elektroautos, mit Europas größter Batteriefabrik in Wrocław, ist das Land nach wie vor stark von Kohle abhängig. Rund 60 Prozent des Stroms werden dort aus Kohle erzeugt, wodurch seine CO2-Emissionen laut der Internationalen Energieagentur mit etwa 7,5 Tonnen CO2 pro Kopf auf dem Niveau Chinas liegen.
Während chinesische Autos aufgrund der Emissionsbedenken voraussichtlich ausgeschlossen werden, warnen nun Brancheninsider, dass westliche Hersteller mit Werken in Polen das gleiche Schicksal ereilen könnte. „Das Programm wurde bewusst so konzipiert, dass es Anreize für eine möglichst umweltfreundliche Produktion schafft“, erklärte nun eine Regierungs-interne Quelle gegenüber The Telegraph. „Es wird Möglichkeiten geben, wie Unternehmen […] mit uns zusammenarbeiten können, um sicherzustellen, dass sie weiterhin berücksichtigt werden.“
Stellantis hat die Fördermittel beantragt und bleibt optimistisch. „Wir stellen die erforderlichen Förderanträge für Kunden unserer Elektrofahrzeuge und sind zuversichtlich, dass ein Großteil dieser Fahrzeuge, die in unseren Werken in Großbritannien und Westeuropa hergestellt werden, förderfähig sein wird“, sagte ein Unternehmenssprecher.
Förderfähigkeit von Fahrzeugen noch offen
Da die endgültige Förderfähigkeit eines E-Autos noch unklar ist, stehen mehrere Automobilhersteller vor der offiziellen Einführung des Programms vor Herausforderungen im Marketing. Die Regierung hat die Kriterien veröffentlicht, jedoch müssen viele Aspekte wie der jeweilige CO2-Ausstoß der Auto- und Batterieproduktion noch weiter geprüft werden. Daher ist aktuell für Verbraucher noch unklar, welche Elektrofahrzeuge förderfähig sind und welche nicht.
Im Mittelpunkt der neuen Elektroauto-Förderung steht die Anforderung, dass Hersteller nachweisbare Verpflichtungen zur Dekarbonisierung eingehen müssen. Laut den von der britischen Regierung veröffentlichten Leitlinien sind „nur Hersteller mit einem verifizierten wissenschaftlich fundierten Ziel (Science Based Target, SBT) förderfähig“. Das SBT muss von der Science Based Targets Initiative (SBTi) entweder als kurzfristige oder als Netto-Null-Verpflichtung validiert werden.
Das Verkehrsministerium (DfT) bewertet den ökologischen Fußabdruck jedes Fahrzeugs zusätzlich anhand seines Produktionslebenszyklus. Die Umweltbewertung gliedert sich wie folgt:
- Standort der Batterieproduktion (70 %): Basierend darauf, wo die Batteriezellen hergestellt werden.
- Standort der Fahrzeugmontage (30 %): Basierend auf dem Standort, an dem der Antriebsstrang in das Fahrzeugchassis integriert wird.
Der CO2-Ausstoß wird anhand von Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) berechnet, wobei die länderspezifischen Emissionen aus der Stromerzeugung im Jahr 2022 berücksichtigt werden. Die Regierung erklärt: „Fahrzeuge, die in Ländern mit einer höheren Kohlenstoffintensität montiert oder Batterien hergestellt werden, erhalten eine höhere Bewertung“, was sich auf die Förderungsberechtigung und die Einstufung auswirkt.
Darüber hinaus muss das Fahrzeug bestimmte Leistungs- und Konformitätsstandards erfüllen:
- Null Auspuffemissionen
- Mindestens 100 Meilen WLTP-Reichweite
- Höchstgeschwindigkeit von mindestens 60 mph (96 km/h)
Die Garantieanforderungen umfassen:
- Mindestens 3 Jahre / 60.000 Meilen für das Fahrzeug (ausgenommen Batterie und Antriebsstrang)
- Mindestens 8 Jahre / 100.000 Meilen für Batterie oder Brennstoffzelle und elektrischen Antriebsstrang
- Die Batterie muss über einen Zeitraum von 8 Jahren mindestens 70 Prozent ihrer Kapazität behalten; Brennstoffzellenstacks müssen über einen Zeitraum von 5 Jahren 90 Prozent ihrer Nennspannung behalten
Antragsteller müssen außerdem eine Option zur Verlängerung der Garantie für Batterien oder Brennstoffzellen um zwei Jahre anbieten. Die Garantie muss alle Kosten für Reparatur oder Austausch abdecken – Versand, Arbeitsaufwand und Ersatzteile –, außer wenn die Fehler auf unsachgemäßen Gebrauch oder Modifikationen durch den Verbraucher zurückzuführen sind. Alle Garantien müssen übertragbar sein.
Weitere Kriterien finden Sie auf der Website des britischen Verkehrsministeriums unter dem unten stehenden Link.
Hersteller nehmen Dinge selbst in die Hand
Der ECG wurde Anfang dieses Monats angekündigt. Die britische Regierung hat insgesamt 650 Millionen Pfund bereitgestellt, um für förderfähige Elektrofahrzeuge unter 37.000 Pfund einen Rabatt von bis zu 3.750 Pfund zu gewähren. Hersteller können sich seit dem 16. Juli für das Programm bewerben.
Wie bereits berichtet, haben Unternehmen wie GWM, MG und Leapmotor die Angelegenheit selbst in die Hand genommen, da einige chinesische Hersteller möglicherweise nicht oder zumindest nicht in vollem Umfang förderfähig sind. Sie bieten eigene Subventionen an, die teilweise bis zu den von der britischen Regierung versprochenen 3.750 Pfund reichen.
Neben der Gewissheit für Verbraucher, dass ihr Kauf eines Elektrofahrzeugs subventioniert oder rabattiert wird, stehen diese Zuschüsse auch sofort zur Verfügung. Im Falle des offiziellen ECG müssen Hersteller einen Antrag stellen und auf die Genehmigung warten, bevor sie Subventionen an Verbraucher weitergeben können.
yahoo.com (Telegraph-Bericht), gov.uk (Förderkriterien)
Dieser Artikel von Carla Westerheide ist zuerst auf unserer englischsprachigen Seite electrive.com erschienen.
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