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Elektrifizierung der Nutzfahrzeugflotte – Carl Phillip Tüllmann-de Lima, GP Joule Connect

Bei unserer Online-Konferenz electrive LIVE „Logistik unter Strom“ stellte Carl Phillip Tüllmann-de Lima vom Ladeinfrastruktur-Spezialisten GP Joule Connect einen praxisnahen Ansatz zur Elektrifizierung von Nutzfahrzeugflotten vor. Sein Appell an Speditionen und Logistikunternehmen: „Nicht überplanen. Vorausdenken“. Sprich: Klein anfangen, realistisch bleiben und mit Weitblick handeln.

Statt gleich die gesamte Flotte umzurüsten oder in teure Ladeparks zu investieren, plädiert Tüllmann-de Lima für einen stufenweisen Ausbau. „Überplanen heißt für uns einfach, dass man eventuell viel zu viel schon im Kopf hat, was man alles im ersten Schritt direkt aufbauen muss“, warnte der Experte.

Der Fokus beim Aufbau einer elektrischen Nutzfahrzeugflotte müsse auf einem durchdachten Einstieg liegen, der sich an den tatsächlichen Betriebsabläufen orientiert. Anhand eines fiktiven, aber realitätsnahen Beispiels – der fiktiven Spedition GP Logistik Transport GmbH – erläuterte Tüllmann-de Lima, wie eine Elektrifizierungsstrategie in vier Ausbaustufen aussehen kann: vom gemieteten Testfahrzeug mit mobilem Ladegerät bis hin zum vollausgebauten Ladepark mit zwei Megawatt Anschlussleistung.

Testbetrieb statt Blindflug

Zunächst startete die Beispiel-Spedition mit einem einzigen E-Lkw und einer simplen Ladelösung: einem mobilen 25-kW-Charger. Diese „Hackenporsche“-Variante ermögliche erste Erfahrungen in der Disposition – ohne großen Aufwand. Ziel sei es, die E-Mobilität „erstmal zu lernen“, bevor tiefere Investitionen folgen.

Mit dem Eintritt in die zweite Stufe – zwei zusätzliche Lkw, drei feste Ladepunkte – rückt die Netzanbindung stärker in den Fokus. Doch auch hier mahnt Tüllmann-de Lima zur Weitsicht: „Wir nutzen erstmal den vorhandenen Netzanschluss von 75 kW dafür, bauen aber die Ladeinfrastruktur schon so auf, dass sie dann für den nächsten Schritt direkt vorgesehen ist.“ Eine vorausschauende Dimensionierung von Wechselrichtern und Powerunits spart später Umbaukosten.

Planungstiefe statt Schnellschuss

Ein zentrales Instrument von GP Joule Connect ist das Standortkonzept. Dabei analysieren die Experten die Gegebenheiten jedes Betriebsstandorts – Netzanschluss, Fahrprofile, Standzeiten, zukünftiger Bedarf. So entstehe ein realistischer und finanzierbarer Ausbauplan inklusive Kostenschätzung, so der der Ladeinfrastruktur-Experte.

Für Tüllmann-de Lima ist diese gründliche Vorarbeit der Schlüssel zur Skalierbarkeit: „Wir können uns jederzeit mit dem Kunden immer wieder hinsetzen und den aktuellen Status besprechen. Wenn er dann doch mehr Ladepunkte braucht, ist das meistens kein Problem – wenn man sich vorher schon Gedanken gemacht hat.“

Zukunftssicher mit System

Ab Ausbaustufe 3 wird es anspruchsvoller: Mehrere Ladepunkte, gesteigertes Ladeaufkommen und die Einbindung von Lastmanagement sowie Monitoring-Software werden nötig. Auch hier profitieren Kunden von frühzeitiger Planung: „Die Ladepunkte haben wir schon so installiert, dass sie nur noch über Leerrohre verkabelt werden müssen.“

Besonderes Augenmerk legt GP Joule Connect auf die Integration in bestehende Betriebsprozesse – inklusive Aufenthaltsmöglichkeiten für Fahrerinnen und Fahrer. Mit Sitzgelegenheiten, Kaffeeautomaten oder sogar Duschen will man die Attraktivität der Ladepausen steigern und damit auch dem Fahrermangel begegnen.

In der vierten Ausbaustufe schließlich wird neben dem Overnight Charging auch der Dreischichtbetrieb elektrifiziert. Dafür muss hohe Ladeleistung in kurzer Zeit verfügbar sein. Schon heute seien CCS-2-Stecker mit 550–600 kW möglich, so Tüllmann-de Lima – Megawatt-Charging sei künftig zwar denkbar, aber „ob das überhaupt notwendig ist, bezweifle ich im Moment noch“.

Bereits großen E-Lkw-Ladepark umgesetzt

Dass die vorgestellte Strategie keine graue Theorie ist, belegen zwei Kundenbeispiele: Die Stadtreinigung Hamburg betreibt bereits 32 DC- und 42 AC-Ladepunkte bei minimalem Netzanschluss. In Worms hat TST Logistik mit Unterstützung von GP Joule den größten Ladepark für E-Trucks in Rheinland-Pfalz errichtet – inklusive Photovoltaik, Batteriespeicher und sogar genossenschaftlich geteilter Ladeinfrastruktur.

Abschließend plädierte Tüllmann-de Lima für pragmatischen Optimismus: „Man sollte sich frühzeitig hinsetzen, wirklich bevor man anfängt zu bauen.“ Komplexität sei kein Hindernis, sondern planbar – mit einem verlässlichen Partner an der Seite. Und nicht zuletzt: „Auf dem E-Truck zu fahren, das ist doch unglaublich viel Spaß.“

Möchten Sie sich den gesamten Vortrag von Carl Phillip Tüllmann-de Lima von unserer Online-Konferenz electrive LIVE „Logistik unter Strom“ anschauen? Dann nutzen Sie bitte den Videoplayer oberhalb des Beitrags.

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