Hamburger Energiewerke erhöhen Ladepreise um bis zu 38 Prozent
Wer bisher an den Ladesäulen der Hamburger Energiewerke (HEnW und HEnW Mobil) sowie deren Partnern laden wollte, musste ein PDF-Formular ausfüllen und einsenden oder die Ladekarte direkt im Kundencenter beantragen. Die Karte kam anschließend per Post. Erst danach konnten Privat- und Gewerbekunden für 49,9 Cent pro Kilowattstunde laden. Doch damit ist jetzt Schluss.
Die Registrierung läuft künftig online im Browser oder über die neue „HEnW Drive“-App. Nach Eingabe der Daten und Auswahl des Tarifs erhält der Nutzer eine Mail, in der die Angaben bestätigt werden müssen. Sofort über die App laden ist jedoch nicht möglich, da offenbar noch eine Freigabe durch die Hamburger Energiewerke nötig ist. Wann diese erfolgt, bleibt offen. Die Ladekarte selbst muss ebenfalls erst beim Kunden eintreffen, bevor diese genutzt werden kann.
Neben dem Registrierungsprozess und der neu eingeführten App hat sich auch die Tarifstruktur geändert. Den einheitlichen Kilowattstundenpreis gibt es wie erwähnt nicht mehr. Stattdessen müssen sich Nutzer für den Tarif „Basis“, „Plus“ oder „Kombi Smart“ entscheiden. Letzterer richtet sich jedoch nur an HEnW-Stromkunden, die bei der Registrierung noch die Kundennummer ihres Stromtarifs hinterlegen müssen. Die neuen Tarife und Preise (brutto) gestalten sich wie folgt:
Basis | Plus | Kombi Smart (HEnW-Kunden) | |
---|---|---|---|
Ladekarte (einmalig; optional) | 9,99 Euro | 4,99 Euro | 4,99 Euro |
Monatliche Grundgebühr | 0 Euro | 4,99 Euro | 0 Euro |
HEnW-Ladestationen | AC 59 ct/kWh, DC 69 ct/kWh | AC 49 ct/kWh, DC 59 ct/kWh | AC 49 ct/kWh, DC 59 ct/kWh |
Roaming-Partner | AC 65 ct/kWh, DC 75 ct/kWh | AC 65 ct/kWh, DC 75 ct/kWh | AC 65 ct/kWh, DC 75 ct/kWh |
Blockiergebühr* | 5 ct/Min. (max. 18 Euro) | 5 ct/Min. (max. 18 Euro) | 5 ct/Min. (max. 18 Euro) |
*AC: Ab einer Anschlusszeit von 181 Minuten. DC: Ab einer Anschlusszeit von 61 Minuten. In der Zeit von 20 bis 6 Uhr wird keine Blockiergebühr erhoben.
Hinweis zu den Roaming-Partnern: Die Ladetarife können jedoch nicht nur an Ladesäulen der Hamburger Energiewerke, sondern auch über Hamburg hinweg bei den Roaming-Partnern wie den Stadtwerken Norderstedt, Stadtwerken Wedel, der Hansestadt Lüneburg, SachsenEnergie, den Stadtwerken Uetersen, Stadtwerken Elmshorn, Grömitz, Stadtwerken Rostock oder auch Westfalen Weser Netz genutzt werden. Eine vollständige Übersicht gibt es hier.
Übrigens, Bestandskunden des Horizont-Mobil-Tarifs sollen von den Hamburger Energiewerken ein Schreiben erhalten haben, in dem das Ende des Angebots zu Ende September mitgeteilt wird. Die Ladekarte aus dem Tarif kann nur dann weiter genutzt werden, wenn einer der drei neuen Tarife abgeschlossen wird. Reagieren Bestandskunden allerdings nicht, funktioniert die Ladekarte ab dem 1. Oktober 2025 nicht mehr.
Neue Ladestromtarife auch für Unternehmen
Unternehmen zahlten bislang ebenfalls 49,9 Cent pro Kilowattstunde. Jetzt gibt es für Flottenkunden zwei neue Optionen: den Tarif „Flotte“ sowie „Flotte Rabattstufe ab 10.000 kWh/p.a.“. Während Privatkunden im Basistarif keine Grundgebühr zahlen, fällt für Geschäftskunden in beiden Tarifen eine gestaffelte Gebühr je nach Anzahl der Accounts an. Demnach ergeben sich folgende Preise (netto):
Flotte | Flotte Rabattstufe ab 10.000 kWh/p.a.* | |
---|---|---|
Monatliche Grundgebühr | Ab 1 Account/Ladekarte: 14,90 Euro Ab 20: 39,90 Euro Ab 50: 79,90 Euro Ab 100: 99,90 Euro | Ab 1 Account/Ladekarte: 14,90 Euro Ab 20: 39,90 Euro Ab 50: 79,90 Euro Ab 100: 99,90 Euro |
Ladekarte (einmalig; optional) | 4,99 Euro | 4,99 Euro |
HEnW-Ladestationen | AC 49 ct/kWh, DC 59 ct/kWh | AC 45 ct/kWh, DC 55 ct/kWh |
Roaming-Partner | AC 55 ct/kWh, DC 65 ct/kWh | AC 55 ct/kWh, DC 65 ct/kWh |
Blockiergebühr | 5 ct/Min. (max.18 Euro) | 5 ct/Min. (max.18 Euro) |
*Grundlage ist das 1. volle Kalenderjahr (nicht Vertragsjahr). Wenn im 1. vollen Kalenderjahr die 10.000 kWh erreicht werden, wird im Folgejahr der Ladestrompreis an den Säulen der HEnW-LIS um 4 ct (AC & DC) abgesenkt.
Ein Hinweis zu den Ladekarten für Gewerbekunden muss jedoch noch erwähnt werden: Neukunden können in der Online-Klickstrecke maximal 19 Ladekarten bestellen. Wenn mehr Ladekarten benötigt werden, muss eine E-Mail an die Hamburger Energiewerke geschickt werden. Die Roaming-Partner entsprechen denen der Privatkundentarife.
Zur Begründung der neuen Tarifstruktur äußern sich die Hamburger Energiewerke in ihrem FAQ wie folgt: „Unser Ladestromtarif HORIZONT Mobil ist ein Angebot der ersten Stunde für E-Mobilität in Hamburg. Der einfache Aufbau war für die Anlaufphase genau richtig. Er hat sich mittlerweile aber als zu unflexibel für die neuen Bedingungen und verschiedenen Anforderungen moderner E-Mobilität erwiesen. Anstatt die alten Strukturen aufwendig umzubauen, haben wir uns für eine Neuentwicklung entschieden. Die neuen Ladetarife berücksichtigen unterschiedliche Ladeverhalten und Kostenstrukturen und bieten zusätzlichen Mehrwert für Kundinnen und Kunden der Hamburger Energiewerke.“
Gegenüber dem NDR 90,3 äußerte ein Sprecher der Hamburger Energiewerke zudem, „dass die Preise erhöht werden mussten, damit das Unternehmen weiterhin wirtschaftlich arbeiten und mehr Service anbieten kann.“ Eine „dreiste Preiserhöhung“ nannte hingegen die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft die Preiserhöhung. Das städtische Unternehmen würde mit diesem Schritt „die Antriebswende torpedieren“. „In einer Kleinen Anfrage an den Senat fordert Stephan Jersch von der Linksfraktion den Senat dazu auf, bezahlbare Mobilität sicherzustellen“, schreibt der NDR.
Neben den neuen Tarifen bieten die Hamburger Energiewerke aber auch weiterhin das Ad-hoc-Laden an. Wer keinen Vertrag abgeschlossen hat, zahlt dann 50 Cent pro Kilowattstunde. Hinzu kommt eine Freischaltungsgebühr in Höhe von 1,99 Euro. Bei Ladesäulen anderer Betreiber können die Preise für das Ad-hoc-Laden jedoch abweichen. So stehen in der Straße Im Ekenknick 16 zwei AC-Ladepunkte von Westfalen Weser Ladeservice zur Verfügung. Zwar kostet dort die Kilowattstunde ebenfalls 50 Cent. Statt einer einmaligen Freischaltungsgebühr zahlen Nutzer bereits ab der ersten Minute 0,01 Euro/Minute (maximal 2,40 Euro) „Blockiergebühren“.
Doch auch private Ladeinfrastruktur-Betreiber bauen Ladestationen in der Hansestadt auf. So sollen Qwello, Enercity, Vattenfall, eze.network und Ubitricity bis 2027 jeweils 500 Ladepunkte in Hamburg errichten. Letzterer hat erst dieser Tage seinen 75. Ladepunkt in der Stadt in Betrieb genommen. Doch offenbar können diese mit der HEnW-App/-Ladekarte nicht genutzt werden. Ob sich das zukünftig ändern wird, darüber gibt es keine Auskunft.
reddit.com, hamburger-energiewerke.de (Privatkunden), hamburger-energiewerke.de (Gewerbekunden)
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