Porsche ordnet Batterie-Aktivitäten neu – und stoppt weiteres Projekt

Der Sportwagenbauer Porsche hat den erwarteten Stellenabbau bei der Batterie-Tochter Cellforce jetzt offiziell bestätigt, da die Cellforce Group neu ausgerichtet werden soll. Porsche zieht sich zudem wohl auch aus einem weiteren Batterie-Projekt zurück – in Deutschland.

Bild: Porsche

Porsche will sich nach eigenen Angaben bei seinen Batterie-Aktivitäten den Fokus auf die Zell- und Systementwicklung legen. Das heißt aber auch: „Die bisherigen Pläne des Tochterunternehmens der Porsche AG zum Ausbau der Produktion von Hochleistungsbatterien werden nicht weiterverfolgt“, wie Porsche mitteilt. Und weiter: „Derzeit ist vorgesehen, die Entwicklung grundsätzlich als eigenständige R&D-Einheit weiterzuführen.“

Das für die geplante Produktion angestellte Personal wird bei Cellforce nun nicht mehr benötigt, zumindest nicht komplett. Den anstehenden Stellenabbau will Porsche „sozialverträglich“ gestalten. Als die Neuausrichtung in der vergangenen Woche über Medienberichte bereits vorab durchgesickert war, war von einem „Kahlschlag“ die Rede, da von 290 Mitarbeitenden wohl rund 200 ihren Job verlieren werden. Eine Mitarbeiterversammlung war für diesen Montag angekündigt.

Dort konnte Porsche immerhin eine gewisse Perspektive verkünden: Die VW-Batterietochter PowerCo hat angeboten, „geeigneten Mitarbeitern der Cellforce Group Perspektiven an den Standorten der PowerCo aufzuzeigen“. Wer also vom baden-württembergischen Kirchentellinsfurt nach Salzgitter umziehen will, könnte hier einen neuen Job im Batterie-Bereich finden.

Porsche hält an E-Sportwagen fest

„Durch herausfordernde Rahmenbedingungen – insbesondere in den Porsche Hauptmärkten USA und dem noch nicht entwickelten chinesischen Elektro-Luxussegment – ordnen wir unsere Batterieaktivitäten neu und konzentrieren uns auf die Zell- und Systementwicklung“, sagt Porsche-CEO Oliver Blume, der zugleich auch den VW-Konzern leitet. „Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter. Die Elektromobilität bleibt auch zukünftig eine wesentliche Antriebsart für unsere Sportwagen.“

„Mit dem Bau der Fabrik in Kirchentellinsfurt haben wir 2022 ein Ausrufezeichen in der Branche und für den Standort Deutschland gesetzt. Leider hat sich der Markt für elektrische Fahrzeuge weltweit nicht so entwickelt wie ursprünglich angenommen. Die Rahmenbedingungen haben sich grundlegend verändert und wir müssen darauf reagieren“, sagt Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei Porsche. „Wir bedauern diesen Schritt und sind uns bewusst, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Cellforce Group mit Herzblut die Entwicklung von Hochleistungsbatterien vorangetrieben haben. Ihnen gilt mein besonderer Dank. Am Ende müssen wir aber feststellen, dass das geplante Geschäftsmodell wirtschaftlich nicht darstellbar ist.“

Zum Hintergrund: Die Cellforce Group wurde einst als Joint Venture von Porsche und Customcells gegründet, um maßgeschneiderte Hochleistungs-Zellen für die Ansprüche der Elektro-Sportwagen von Porsche zu entwickeln und zu fertigen. 2023 hatte Porsche Cellforce aber komplett übernommen und die Ambitionen erhöht. Statt einem Ausbau der Produktion auf ein oder zwei GWh war plötzlich von bis zu 20 GWh die Rede – was mit einem im April 2025 erfolgten Vorstandsbeschluss seitens Porsche aber wieder einkassiert wurde.

In der aktuellen Mitteilung sagt Steiner, dass der Plan mit Kirchentellinsfurt als „Anlauffabrik“ mit einem Produktionsvolumen von etwa 1 GWh und einer späteren Volumenproduktion an einem anderen Standort „aus heutiger Sicht nicht realistisch“ sei. „Die Cellforce Group hat Hochleistungszellen erfolgreich entwickelt und die Pilotfertigung aufgebaut, aufgrund weltweit fehlender Volumina ist eine Skalierung der eigenen Fertigung zur geplanten Kostenposition jedoch nicht möglich. Deshalb soll sich die Cellforce Group künftig auf die Forschungs- und Entwicklungsarbeit konzentrieren“, so Steiner. Das in den vergangenen Jahren erworbene Wissen innerhalb der Cellforce Group möchte Porsche ausdrücklich „weiterhin nutzen“. Das soll etwa auch bei der V4 Smart geschehen, also der von Varta übernommenen Rundzellen-Fertigung.

Allerdings werden im Batterie-Bereich nicht nur die Aktivitäten der Cellforce Group neu strukturiert, auch für die geplante Batterie-Lieferkette des kommenden Sportwagens 718 muss Porsche neue Wege gehen. Denn nicht nur der bisher vorgesehene Zell-Lieferant Northvolt ist insolvent. Die Montage der Batteriepacks sollte eigentlich beim finnischen Zulieferer Valmet Automotive erfolge, der dafür in der Nähe von Heilbronn extra eine Produktionsstätte aufgebaut hat.

Wie die „Automobilwoche“ jetzt berichtet, soll Porsche den Vertrag mit Valmet aber aufgelöst haben – laut Informationen aus „zuverlässiger Quelle“. Die Fabrik in Kirchardt hatten die Finnen 2023 eröffnet und sollten dort die Batteriepacks für die Porsche-Produktion in Stuttgart herstellen. Der Markstart des Elektro-Cayman und Elektro-Boxster verzögert sich aber auf frühestens 2027 statt wie geplant in diesem Jahr zu erfolgen.

Eine Porsche-Sprecherin gab gegenüber der „Automobilwoche“ an, dass man sich nicht zu Zulieferern äußere. Valmet wollte den Bericht nicht kommentieren. Der Verlust von Porsche als Anker-Kunden für die Fabrik dürfte aber schwer wiegen: Aktuell wird außer einer Kleinserie von Plug-in-Hybrid-Batterien für Lamborghini in Kirchardt kein weiteres Produkt gefertigt.

porsche.com (Cellforce), automobilwoche.de (Valmet)

3 Kommentare

zu „Porsche ordnet Batterie-Aktivitäten neu – und stoppt weiteres Projekt“
Frank W.
25.08.2025 um 14:21
"Wirtschaftlich nicht darstellbar" - ein Satz, den sich alle Subventions- und Förderungs-"wütige" Politiker der letzten 5-10 Jahre, sich einfach mal zu Gemüte führen sollten. Am Ende müssen Produkte stehen, die finanziellen Mehrwert liefern. Nun scheint nicht nur Cellforce abgewickelt zu werden, Porsche kündigt scheinbar gleich noch einen Vertrag für die Montage von Batteriesystemen mit Valmet wie die Automobilwoche berichtet.
Tim N.
25.08.2025 um 19:07
Man stelle sich vor, die Fahrzeughersteller und ihre Zulieferer müssten heute von Grund auf Verbrennungsmotoren entwickeln. Das wäre sicherlich "wirtschaftlich nicht darstellbar". Würden sie es trotzdem tun?
Tim N.
25.08.2025 um 21:19
Man sollte daraus die Lehre ziehen -- und das werden in Zukunft wohl noch mehr junge Leute tun als bisher schon -- dass Deutschland das falsche Land ist, wenn man Dinge entwickeln will, die zehn Jahre oder mehr in der Zukunft liegen. Es war in den letzten zwanzig Jahren falsch, und es wird in Zukunft sicherlich nicht richtiger.

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