
Halbjahres-Bilanz: E-Busse legen mächtig zu – in Deutschland und Europa
In Deutschland sind zwischen Januar und Juni 648 Batterie-elektrische Elektrobusse mit über acht Tonnen zulässigem Gesamtgewicht zugelassen worden. Das schreibt unter anderem das Portal Omnibus.News unter Berufung auf Daten der DVV Media Group. In der Zählweise des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), das Busse ab 3,5 Tonnen zGG berücksichtigt, waren es im ersten Halbjahr in Deutschland bereits 670 BEV-Busse. Das Niveau liegt bei beiden Zuschnitten wesentlich über der Zwischenbilanz im vergangenen Jahr (Bsp: H1/2024: 353 BEVs über 8 Tonnen). Im Bereich der E-Busse über acht Tonnen ging es in Deutschland zwischen dem ersten Halbjahr 2024 und dem ersten Halbjahr 2025 um etwa 84 Prozent aufwärts.
Omnibus.News hat diese Statistikwerte „im Austausch mit dem KBA“ weiter differenziert – etwa nach Herstellern. So kommt Mercedes-Benz in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 321 zugelassene Elektrofahrzeuge mit mindestens acht Tonnen zulässigem Gesamtgewicht (H1/2024: 166), das sind fast genau die Hälfte aller neuen BEV-Busse dieser Größenordnung hierzulande. Auf den weiteren Plätzen folgen mit großem Abstand MAN (176; nach 50 im H1/2024) und BYD (49) sowie Solaris (47).
Nicht mehr viel zu sehen ist von VDL, dem Dritten des H1/2024-Rankings. Auch Ebusco rutscht nach hinten. Im ersten Halbjahr 2023 lag Ebusco (114) noch vor MAN (63) und Mercedes-Benz (56) an der Spitze. Klar ist aber auch, dass die Reihenfolge teils von wenigen großen Aufträgen abhängt. Mercedes und MAN erweisen sich in den vergangenen zwei Jahren allerdings als relativ konstant bei ihren Top-Platzierungen.
Kommt nach der 2024er Delle nun der Höhenflug?
Die Zahlen für Deutschland legen nahe, dass sich der Markt von den zuletzt rückläufigen Zulassungszahlen für E-Busse erholt. Wir erinnern uns: Für 2024 stellte das KBA erstmals eine Delle in der Zulassungskurve fest. Allerdings ging im vergangenen Jahr auch der gesamte Busmarkt zurück, sodass der Elektro-Anteil „nur“ von 14,7 auf 13,2 Prozent absackte. Als Grund für die Delle bei den E-Bussen gilt die 2024 stark zurückgefahrene Förderung des Bundes (die aber jetzt wieder in größerem Umfang aufgenommen wird). Busse mit klassischem Verbrennungsantrieb wurden in diesem Zuge wieder deutlich beliebter und machten 2024 wieder zwei von drei Zulassungen aus. Dieser Rückwärtstrend war bereits vor Monaten vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vorhergesagt worden. Laut einer Branchenumfrage des VDV wollen dessen Mitglieder nach dem Förder-Rückzug nicht einmal mehr die Hälfte der eigentlich geplanten E-Busse beschaffen.
Die nun von der DVV Media Group und dem KBA publizierten Zahlen sprechen jedoch für eine Trendumkehr, die sich aber im zweiten Halbjahr noch manifestieren muss. Legt man die KBA-Zahlen (670 BEV-Busse ab 3,5 Tonnen) zugrunde, ergibt sich für das erste Halbjahr ein E-Anteil von 22 Prozent! Um auch das Äquivalent für die Ü8-Tonnen-Busse auszurechnen, fehlt eine Ziffer zum Gesamtmarkt. Klar ist: Innerhalb der EU sind die von der DVV Group genannten 648 neuen Elektrobusse über acht Tonnen in den ersten sechs Monaten des Jahres auf EU-Ebene die höchste absolute Zahl. Nimmt man jedoch Großbritannien in die Statistik dazu, rückt Deutschland auf den zweiten Platz. Im UK kamen zwischen Januar und Juni fast doppelt so viele E-Busse auf die Straßen: Konkret 1.245 Einheiten.
Wie sich der Markt in Europa entwickelt
In ganz Europa (EU + die EFTA-Staaten Island, Norwegen und Schweiz sowie Großbritannien) erhöhte sich der Bestand laut DVV Media Group im ersten Halbjahr um 5.315 neue BEV-Busse über 8 Tonnen. Ein Plus von 41 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024. Und: Die ersten sechs Monate des Jahres 2025 machen bereits mehr als zwei Drittel des in ganz 2024 erreichten Volumens von 7.779 BEVs aus.
Im Hersteller-Ranking verteidigt Yutong nach der Hälfte des Jahres seine Spitzenposition im Markt: 852 Zulassungen in Europa fallen auf die Marke aus China, was 16 Prozent Anteil im europäischen BEV-Markt entspricht. Dahinter positioniert sich MAN (708 Einheiten, +60% YoY) mit 13,3 Prozent Marktanteil, gefolgt von Daimler Buses mit 682 BEV-Bussen und 12,8 Prozent Anteil.
BYD verzeichnet ebenfalls ein starkes Wachstum: Mit 519 zugelassenen Einheiten im ersten Halbjahr verbuchte der chinesische Hersteller einen Marktanteil von 9,8 Prozent. Iveco Bus sicherte sich mit 494 Elektrobussen dicht dahinter 9,3 Prozent des Kuchens, ist allerdings der einzige Hersteller im Führungsquintett, der mit diesem Ergebnis schlechter fährt als im Jahr zuvor (2024 lag Ivecos Marktanteil noch bei 10,6%). Das Ranking führt weiter Wrightbus (483), Solaris (357), Alexander Dennis (198) und Volvo Buses (172) auf.
Im Ländervergleich führen die Briten die H1/2025-Statistik mit den erwähnten 1.245 neuen Elektrobussen unangefochten an. Deutschland kommt auf besagte 648 Einheiten, vor Schweden (457) und Belgien (426).
Um die E-Busse ins Verhältnis zum europäischen Bus-Gesamtmarkt zu rücken, eignet sich ein Blick auf die jüngsten Zahlen der European Automobile Manufacturers‘ Association (ACEA). Demnach wurden in ganz Europa von Januar bis Juni 24.695 Busse (ab 3,5 Tonnen) zugelassen, darunter zu 23,8 Prozent extern aufladbare Fahrzeuge (die ACEA unterscheidet in ihrem Zuschnitt allerdings nicht zwischen BEV und PHEV, allerdings sind PHEV in der Minderheit). Die ACEA-Statistik deckt sich somit grob mit den Zahlen der DVV Media Group.
Auch Brennstoffzellen-Busse werden beliebter
Und: Neben den Zulassungen von BEV-Bussen verzeichnet auch der europäische Markt für Brennstoffzellen-Busse (FCEV) ein Wachstum. Im ersten Halbjahr 2025 kamen europaweit 279 Einheiten hinzu, ein Plus von 426 Prozent gegenüber den 53 Exemplaren im Vorjahreszeitraum. Zur Erinnerung: 2024 endete mit einem Rekordwert von 378 zugelassenen H2-Bussen. In diesem Jahr ist zur Hälfte der Zeit also schon 74 Prozent des Vorjahres-Volumens erreicht. Dominanter Hersteller in diesem Bereich ist Solaris mit 163 der europaweit 279 Zulassungen, was einem Marktanteil von 58 Prozent entspricht. Auf Rang zwei und drei folgen Daimler Buses (58 Einheiten, 20% Marktanteil) und Wrightbus (28 Einheiten, 10% Marktanteil).
Im Ländervergleich verzeichnete Deutschland im ersten Halbjahr mit 197 Einheiten die höchste Zahl an FCEV-Zulassungen in Europa (71 % aller FCEV-Zulassungen in Europa). Dahinter folgten mit weitem Abstand die Niederlande (25), Großbritannien (15), Frankreich (12) und Italien (7).
Ein wichtiger Motor für den wachenden BEV- und FCEV-Busmarkt ist die Clean Vehicle Directive der Europäischen Union, die öffentlichen Auftraggebern verbindliche Quoten zur Beschaffung sauberer Fahrzeuge vorschreibt. Parallel hat sich die EU dazu verpflichtet, dass neue Stadtbusse ihre Emissionen ab 2030 um 90 Prozent senken müssen (gegenüber 2019), ab 2035 dann zu 100 Prozent. Allein in Deutschland beläuft sich die Anzahl von Stadtbussen auf rund 35.000 Fahrzeuge, von denen laut KBA zurzeit 4,2 Prozent Batterie-elektrisch fahren.
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