Von den USA nach Europa: XCharge bringt GridLink nach Berlin

Mit GridLink bringt XCharge seine erste in-house entwickelte DC-Ladesäule mit Batteriespeicher auf den europäischen Markt. Vorgestellt hat XCharge seinen neuen Schnelllader auf der Intercharge Network Conference (icnc) in Berlin. Das System liefert bis zu 194 kW Ladeleistung, entlastet das Stromnetz und ermöglicht bidirektionales Laden. Zielgruppen reichen von Logistik über Autohäuser bis zu Tankstellen.

Bild: XCharge

GridLink kombiniert Schnellladen mit einem Pufferspeicher, sodass auch an Standorten mit schwacher Netzversorgung hohe Ladeleistungen möglich sind, erklärt Albina Iljasov, Head of Europe bei XCharge. „Das Konzept Lader mit Pufferspeicher ist nicht neu. Aber mit GridLink bringen wir eine Lösung, die sich flexibel einsetzen lässt und auf unsere Zielgruppen zugeschnitten ist“, sagt Iljasov.

Das Konzept ist sogar in zweierlei Hinsicht nicht neu: Zum einen, weil bereits andere Hersteller und auch XCharge selbst DC-Ladesäulen mit Pufferspeicher anbieten. Und zum anderen, weil GridLink bereits seit Oktober 2024 auf dem nordamerikanischen Markt verfügbar ist.

„GridLink ist kein komplett neues Produkt, sondern ein bereits etabliertes System aus Nordamerika, das wir jetzt CE-zertifiziert haben. Damit können wir es auch in Europa einsetzen“, so Iljasov. In den USA gelten traditionell strengere Zertifizierungsstandards für Batteriespeicher. Davon profitiert nun auch die europäische Version: „Unser Produkt ist in puncto Sicherheitsvorrichtungen deutlich weiter entwickelt, als es die europäischen Regularien derzeit verlangen. Für Nordamerika mussten wir unter anderem Tests im Brandfall absolvieren. Das macht GridLink besonders robust“, erklärt die Europachefin von XCharge.

Die Modelle für den nordamerikanischen Markt werden in den USA produziert, während die europäische Variante in China hergestellt wird.

Marktstart in Europa

Die technischen Daten der Lösung, die nun auch europäischen Kunden zur Verfügung steht, unterscheidet sich zwar etwas vom US-Vorbild, aber das System dahinter ist dasselbe. In beiden Fällen hat jede GridLink-Säule zwei Ladepunkte. In Europa punktet die Säule hat eine Ladeleistung von bis zu 194 kW. Maximal 44 kW werden dabei aus dem Netz entnommen, der Rest kommt aus dem integrierten Batteriespeicher mit 215 kWh Energiegehalt. Damit eignet sich das System besonders für Standorte, an denen keine großen Netzanschlüsse verfügbar sind.

Die Batterietechnologie wurde von XCharge selbst entwickelt. Damit unterscheidet sich der DC-Lader auch von XCharges Net Zero Series, die bereits in Europa erhältlich ist, aber Akkus des chinesischen Herstellers BYD nutzt.

Der Pufferspeicher besteht aus 15 Batterie-Packs, die einzeln austauschbar sind. Jedes diese Packs besteht aus zwei Modulen, die wiederum aus jeweils acht Batteriezellen zusammengesetzt sind. Fällt ein Modul aus, läuft der Rest weiter. „So vermeiden wir lange Ausfälle und reduzieren die Servicekosten“, erklärt Iljasov. Die Module wiegen rund 100 Kilogramm und können mit zwei Technikern relativ schnell gewechselt werden, so die Europa-Chefin weiter.

Auch das Thermomanagement wurde überarbeitet: Die Batterien werden nicht mehr als Ganzes, sondern auf Pack-Ebene gekühlt. „Wir haben ein neues Kühlkonzept eingeführt, das die Lebensdauer verlängert und die Wärme gezielt abführt. Dazu gehören Kühlplatten mit Flüssigkeitskühlung“, so Iljasov. Diese Kühlplatten sind rechts, links und in der Mitte der einzelnen Module angebracht. Ziel ist es, die Kühlfläche der Batterie zu vergrößern, um eine schnelle Temperaturreduzierung zu ermöglichen. Die Temperatur wird somit unter 37 Grad gehalten, was, so XCharge, die Lebensdauer der Akkus verlängern soll.

Ergänzt wird das durch insgesamt 60 Sensoren (vier pro Akku), die z.B. Gasentwicklung und Temperatur überwachen, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Des weiteren verfügt die Ladesäule über einen 35-Liter-Wassertank, der im Notfall das System flutet und einen Brand verhindert oder löscht.

Zielgruppen von Logistik bis Tankstelle

Besonders interessant für Betreiber: Die Installation ist flexibel. Neben der klassischen Bauweise mit Fundament und Netzanschluss kann GridLink auch per Industriesteckdose angeschlossen werden. Mit einem Gewicht von rund drei Tonnen benötigt die Station zwar ein stabiles Fundament. Dennoch fällt der Footprint kleiner aus als bei der Net Zero Series, was den Einsatz an engeren Standorten erleichtern soll.

Die Einsatzfelder sind vielfältig. Logistikunternehmen gehören zu den ersten Anwendern, weil sie ihre Flotten zunehmend elektrifizieren müssen. „Viele können es sich nicht leisten, gleich zehn 400-kW-Ladepunkte mit eigenem Trafo aufzustellen. Ausbau und Netzanschlüsse dauern oft 18 Monate oder länger. GridLink bietet hier eine Brückenlösung“, erläutert Iljasov.

Auch für betriebliche Flotten und Autohändler ist das System interessant. Sie müssen Fahrzeuge für berufliche oder Probe-Fahrten schnell laden können, verfügen aber oft über keinen Netzanschluss mit hoher Leistung. Ebenso interessant ist GridLink für Tankstellen, die ihre Kundschaft nicht an reine Ladeparks verlieren wollen. „Kraftstoffhändler haben oft die besten Standorte. Mit GridLink können sie Ladeinfrastruktur anbieten, ohne ihr Kerngeschäft aufzugeben“, sagt Iljasov.

Darüber hinaus sieht XCharge Potenzial in halburbanen und ländlichen Regionen, in denen Netzkapazitäten eingeschränkt sind. „Viele Menschen wollen dort laden, wo sie unterwegs sind – auch außerhalb der großen Metropolen. GridLink macht das möglich, ohne monatelangen Netzausbau“, erklärt Iljasov.

Strategie und Ausblick

Mit GridLink erweitert XCharge sein Portfolio deutlich. Und wird damit auch zur eigenen Konkurrenz. „Wir sehen GridLink als den nächsten Schritt. Die Net Zero Series wird es noch einige Jahre geben, aber GridLink wird sie langfristig ablösen“, so Iljasov.

Der Hersteller betont, dass die neue Ladesäule Teil einer umfassenderen Strategie ist. Denn XCharge will nicht nur Ladeinfrastruktur anbieten, sondern ein komplettes Energie-Ökosystem. Dazu gehören Batteriespeicher, PV-Integration und perspektivisch weitere Services. „Unsere Vision ist ein einheitliches System, das unterschiedlichste Kundengruppen nutzen können. Wir wollen Ladeinfrastruktur einfacher, flexibler und nachhaltiger machen“, sagt Iljasov.

Von der Europapremiere von GridLink auf der icnc vom 2. bis zum 4. September erhofft sich XCharge starkes Feedback aus der Branche. „Wir möchten zeigen, dass Elektromobilität nicht nur aus großen Ladehubs mit Megawatt-Anschluss besteht. Mit GridLink bringen wir Schnellladen überall dorthin, wo es gebraucht wird“, fasst Iljasov zusammen.

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