Frankreich: Extraprämie für E-Autos Made in Europe

Frankreichs geschäftsführende Regierung will am 1. Oktober eine zusätzliche Prämie in Höhe von 1.000 Euro für den Kauf von Elektroautos einführen, sofern diese in Europa montiert werden und mit einer europäischen Batterie ausgestattet sind. Der Bonus wird zusätzlich zum bestehenden Umweltbonus gewährt.

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Foto: Daniel Bönnighausen

Am Montag, dem gleichen Tag, an dem der französische Premierminister François Bayrou seine Vertrauensfrage im Parlament verloren hat, machte die Regierung in Paris einen neuen Bonus für Elektrofahrzeuge publik: Ab dem 1. Oktober sollen Käufer von E-Autos mit europäischer Batterie und Montage nochmals extra 1.000 Euro Prämie erhalten. Das Kabinett von Bayrou, das diese Regelung noch geschaffen hat, bleibt bis zur Nominierung einer Nachfolgeregierung geschäftsführend im Amt. So auch Agnès Pannier-Runacher, Ministerin für den ökologischen Wandel, Biodiversität, Wälder, Meere und Fischerei, die betont: „Der ökologische Wandel ist ein Hebel für die Reindustrialisierung. Mit der Erhöhung des Umweltbonus um 1.000 Euro fördern wir Elektrofahrzeuge, deren Batterien in Europa produziert werden und deren Herstellung weniger Treibhausgase ausstößt. Dies ist eine Win-Win-Situation für Kaufkraft, Klima und Industrie. Sie macht Elektroautos für die Franzosen zugänglicher und fördert gleichzeitig Industrie und Beschäftigung.“

Während etwa in Deutschland E-Pkw-Förderungen völlig eingestellt wurden, haben französische Haushalte je nach Einkommen weiterhin Anspruch auf einen bestehenden „bonus écologique“ von bis zu 4.200 Euro. Die förderfähigen Fahrzeuge müssen dafür eine Mindestumweltpunktzahl erreichen. Denn der Bonus ist nicht nur nach dem Einkommen der Käufer bzw. Leasingnehmer gestaffelt, sondern obendrein an den CO2-Ausstoß bei der Produktion der Fahrzeuge und Batterien gekoppelt. Der Umweltbonus ist in Frankreich eigentlich eine degradierende Förderung, sie wird also über die Jahre abgeschmolzen. Die Förderung rangierte denn auch seit Februar 2024 nur noch zwischen 2.000 und 4.000 Euro, doch dann vollzog die Regierung in Paris eine Kehrtwende, indem sie die Prämie im Juli wieder auf 3.100 bis 4.200 Euro anhob. Vermutlich eine Reaktion auf die nachlassende Nachfrage: Frankreich kämpft 2025 mit leicht rückläufigen E-Auto-Zulassungszahlen. Im bisherigen Jahresverlauf (Januar bis Juli) ging es laut ACEA-Statistik um 4,3 Prozent abwärts.

Durch die zusätzlichen 1.000 Euro steigt der Förderhöchstbetrag nun sogar wider auf bis zu 5.200 Euro für in Europa montierte Fahrzeuge, deren Batterien ebenfalls in Europa hergestellt werden. Bekanntlich baut Frankreich selbst im Norden eine Batterie-Industrie auf, aber auch Ungarn oder Deutschland mit VWs Initiative in Salzgitter sind kommende Batterie-Produktionsländer. Aktuell ist die Anzahl von E-Pkw mit Batterien aus Europa allerdings begrenzt. Eine Liste der für die 1.000 Euro Extra qualifizierten Fahrzeuge soll in den kommenden Tagen auf der Website der ADEME veröffentlicht werden und jeden Monat zusammen mit der Liste der Fahrzeuge, die für den Umweltbonus qualifiziert sind, aktualisiert werden.

Die Noch-Regierung betont, dass Europa angesichts des starken internationalen Wettbewerbs seine Produktion im Einklang mit seiner strategischen Autonomieagenda stärken müsse. „Frankreich verteidigt diese Vision und bekräftigt, dass die Produktion eine Voraussetzung für Souveränität ist. Umweltambitionen sind ein Hebel für die Reindustrialisierung. Der heute angekündigte Anreiz zielt darauf ab, die Verlagerung der Wertschöpfungskette für Elektrofahrzeuge zu fördern und die industrielle Beschäftigung auf unserem Kontinent zu unterstützen.“ In Frankreich und Europa seien bereits zahlreiche Batterieproduktionsanlagen errichtet worden, heißt es aus Paris. „Dieser Anreiz soll diese Fabriken bei der Produktionssteigerung unterstützen, indem er die Hersteller ermutigt, europäische Fabriken zu beziehen.“

Das Kabinett beruft sich zudem auf Mario Draghis Forderung vom 9. September 2024, explizite Kriterien für „Made in Europe“ festzulegen, beispielsweise in Form europäischer Mehrwertkriterien. Der frühere EZB-Chef versuchte vor einem Jahr, die Europäer aufzurütteln, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Dazu legte er den sogenannten Draghi-Bericht vor, ein 400-seitiger Report mit dem Titel: „Die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit – Eine Wettbewerbsstrategie für Europa.“ Frankreichs Noch-Regierung hat sich hinter diese Forderungen gestellt und gibt an, die Ziele „auch auf dem Deutsch-Französischen Ministerrat am 29. August 2025 bekräftigt zu haben“.

Marc Ferracci, Minister für Industrie und Energie, unterstreicht: „Ich kämpfe dafür, dass Europa Souveränität bevorzugt und industrielle Arbeitsplätze mit der Energiewende in Einklang bringt. Elektrofahrzeuge sind für die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft von entscheidender Bedeutung und können von wettbewerbsfähigem, kohlenstofffreiem französischem Strom profitieren.“

Neben dem Umweltbonus und der neuen 1.000-Euro-Extraprämie hat Frankreichs Regierung im Sommer auch ein Comeback ihres im Februar 2024 ausgesetzten E-Auto-Leasingprogramms für einkommensschwache Haushalte angekündigt. Das Budget beläuft sich diesmal auf rund 370 Millionen Euro für mindestens 50.000 Elektroautos. Anträge sind ab dem 30. September möglich.

20minutes.fr, lefigaro.fr, presse.economie.gouv.fr (alle auf Französisch)

2 Kommentare

zu „Frankreich: Extraprämie für E-Autos Made in Europe“
Strohmi
10.09.2025 um 10:40
"... und mit einer europäischen Batterie ausgestattet sind", auf die Fahrzeugliste bin ich mal gespannt , die dürfte extrem kurz ausfallen.
Nicole H.
10.09.2025 um 12:09
Renault bezog sein Batterien lange aus dem LG Werk in der Nähe von Warschau, mittlerweile wird die Batteriefertigung in der Nähe von Douai hochgezogen, wir haben in D ein Werk von CATL, bei Tesla in Grünheide werden die Batterien auch vor Ort gefertigt. E sist lange nicht so, das alle Batterien aus Fernost oder USA kommen.

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