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Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn: Es geht um Technologieführerschaft

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Auf der IAA 2025 haben wir mit Dr. Markus Heyn, Geschäftsführer der Autosparte von Bosch, über die Zukunft des weltgrößten Automobilzulieferers, technologische Trends und politische Rahmenbedingungen gesprochen. Im electrive-Interview mit Chefredakteur Peter Schwierz betont er, dass es für Bosch nicht primär um Umsatzrankings der weltgrößten Zulieferer geht, sondern darum, langfristig „technologisch führend zu bleiben“.

Denn „als Technologie-Provider muss man die Zukunft immer im Blick haben, um auch in drei Jahren die richtigen Dinge anbieten zu können“, erläutert Markus Heyn die Bedeutung der Technologieführerschaft für Bosch. Eines der wichtigen Zukunftsthemen für den Automobilzulieferer sind Software-definierte Fahrzeuge (SDV), die durch neue Elektronikarchitekturen ein hohes Maß an Personalisierung erlauben. So kann ein Auto künftig nicht nur Termine erkennen und eigenständig parken, sondern auch durch Vehicle Motion Management den Komfort der Mitfahrer steigern, zum Beispiel von schlafenden Kindern auf den Rücksitzen. Dies bezeichnete Heyn als „eine neue Form der Hyperpersonalisierung“.

Ein weiteres Wachstumsfeld für Bosch ist die Elektromobilität. Bosch bietet eine breite Palette an Kernkomponenten wie Motoren, Inverter, Spannungswandler und On-Board-Charger. Besondere Bedeutung haben dabei All-in-One-Lösungen, die weltweit nachgefragt sind. Auch beim Thermomanagement von Elektrofahrzeugen sieht Heyn großes Potenzial, da deren Reichweite stark von Temperaturbedingungen abhängt. „Das kann man mitigieren durch ein intelligentes Thermomanagement und dort engagieren wir uns stark“.

Rückblickend verteidigte Heyn die zuletzt in unserem Podcast kritisierte Entscheidung von Bosch, nicht ins Geschäft für E-Auto-Batterien einzusteigen. Die damaligen Marktbedingungen hätten eine Skalierung unmöglich gemacht: „Unter damaligen Prämissen war die Entscheidung auch heute noch richtig“.

Bezüglich der Rollenverteilung zwischen OEMs und Zulieferern plädierte Heyn für ein neues Verständnis. Fahrzeuge würden von Grund auf neu gedacht, weshalb sowohl Hersteller als auch Zulieferer „deutlich ganzheitlicher zu denken“ hätten. Ein einfaches Abgrenzen von Zuständigkeiten sei nicht mehr sinnvoll.

Im politischen Diskurs zur Antriebswende äußerte sich Markus Heyn kritisch zum geplanten Verbrenner-Aus in der EU im Jahr 2035. Die bisherigen CO2-Vorgaben hätten nicht zu den gewünschten Fortschritten geführt. Er verwies auf China, wo es trotz fehlenden Verbrennerverbots enorme Fortschritte bei E-Fahrzeugen gebe: „Keine andere Region dieser Welt ist mit vergleichbaren Policies angetreten. Wir sind deutlich hinterher gegenüber China“.

Statt Verbote zu verhängen, brauche es mehr Zeit, Infrastruktur und technologische Offenheit. Heyn forderte, auch Verbrenner weiterzuentwickeln und Hybridisierung sowie E-Fuels einzubeziehen: „Wir haben die Möglichkeit, CO2-Neutralität auch technologieoffen zu kommen. Und genau das erwarten wir jetzt auch“.

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4 Kommentare

zu „Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn: Es geht um Technologieführerschaft“
Markus Siehr
17.09.2025 um 08:36
"Er verwies auf China, wo es trotz fehlenden Verbrennerverbots enorme Fortschritte bei E-Fahrzeugen gebe" - was soll dieser Vergleich? In China gelten ganz andere Regeln; zudem werden Autobauer und Zulieferer nicht so in Watte gepackt wie in der EU. Bei uns gibt es oft "SuperCredits", zeitliche Verzögerungen, Aufweichungen....kein Wunder, dass so eine klare Vorgabe wie 2035 nun auch noch aufgeweicht werden soll.
Hans-Georg Hummel
17.09.2025 um 09:36
Nachdem in letzter Zeit oftmals vom "sogenannten" Verbrennerverbot geschrieben wurde, nimmt der Bosch Geschäftsführer diesen Begriff fälschlicherweise ohne das "sogenannte" wieder in dem Mund. Es gibt in der EU-Regelung kein Verbrennerverbot, nicht als Wort und nicht als Fakt. Es gibt eine mit den Herstellern vereinbarte Verbrauchsregelung und eine Regelung wieviel die Hersteller beim Überschreiten ihrer CO2-Flottenwerte an die EU als Ausgleich bezahlen müssen, um wenigstens einen Teil des Klimaschadens ihrer Fahrzeuge zu kompensieren. Genau davor wollen sich die deutschen Hersteller drücken und verunsichern die Öffentlichkeit immer wieder mit der Diskussion vom Verbrennerverbot. Leider auch Bosch, der den Sprung in die Technologieführerschaft beim E-Antrieb sträflich verpasst hat und nun Arbeitsplätze abbauen muss.
Philipp
17.09.2025 um 11:17
Also wer ernsthaft efuels anführt und gleichzeitig auf "Zeitkonstanten" hinweist macht Sicht unglaubwürdig. Mit eFuels wird es sicher deutlich teurer, aufwändiger und vor allem langwieriger um auf C02 Neutralität zu kommen. Im Jahr 2025 ist doch mit Gigawattladen und Fahrzeugen mit teilweise 900km WLTP klar gezeigt worden, dass das Thema technisch durch ist. Den Mangel an Ladeinfrastruktur beklagen hauptsächlich Leute die gar keine eAuto fahren. Sonst wüssten sie nämlich, dass es da zumindest für die Langstrecke aktuell schon wirklich genug gibt. Politisch fördern sollte man das Heimladen und Laden bei Arbeitgebern und Supermärkten (und sonstigen Orten den öffentlichen Nahversorgung wo sich Leute oft länger aufhalten). Dazu müssen vor allem die lokalen Verteilnetze kräftig ausgebaut werden. Dann sind auch die letzten "Ausreden" genommen.
Andreas
25.09.2025 um 21:30
Es gab da doch mal einen kommunistischen! Politiker, welcher mit ungefähr folgendem Satz in die Geschichte eingegangen ist: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

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