Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn: Es geht um Technologieführerschaft
Denn „als Technologie-Provider muss man die Zukunft immer im Blick haben, um auch in drei Jahren die richtigen Dinge anbieten zu können“, erläutert Markus Heyn die Bedeutung der Technologieführerschaft für Bosch. Eines der wichtigen Zukunftsthemen für den Automobilzulieferer sind Software-definierte Fahrzeuge (SDV), die durch neue Elektronikarchitekturen ein hohes Maß an Personalisierung erlauben. So kann ein Auto künftig nicht nur Termine erkennen und eigenständig parken, sondern auch durch Vehicle Motion Management den Komfort der Mitfahrer steigern, zum Beispiel von schlafenden Kindern auf den Rücksitzen. Dies bezeichnete Heyn als „eine neue Form der Hyperpersonalisierung“.
Ein weiteres Wachstumsfeld für Bosch ist die Elektromobilität. Bosch bietet eine breite Palette an Kernkomponenten wie Motoren, Inverter, Spannungswandler und On-Board-Charger. Besondere Bedeutung haben dabei All-in-One-Lösungen, die weltweit nachgefragt sind. Auch beim Thermomanagement von Elektrofahrzeugen sieht Heyn großes Potenzial, da deren Reichweite stark von Temperaturbedingungen abhängt. „Das kann man mitigieren durch ein intelligentes Thermomanagement und dort engagieren wir uns stark“.
Rückblickend verteidigte Heyn die zuletzt in unserem Podcast kritisierte Entscheidung von Bosch, nicht ins Geschäft für E-Auto-Batterien einzusteigen. Die damaligen Marktbedingungen hätten eine Skalierung unmöglich gemacht: „Unter damaligen Prämissen war die Entscheidung auch heute noch richtig“.
Bezüglich der Rollenverteilung zwischen OEMs und Zulieferern plädierte Heyn für ein neues Verständnis. Fahrzeuge würden von Grund auf neu gedacht, weshalb sowohl Hersteller als auch Zulieferer „deutlich ganzheitlicher zu denken“ hätten. Ein einfaches Abgrenzen von Zuständigkeiten sei nicht mehr sinnvoll.
Im politischen Diskurs zur Antriebswende äußerte sich Markus Heyn kritisch zum geplanten Verbrenner-Aus in der EU im Jahr 2035. Die bisherigen CO2-Vorgaben hätten nicht zu den gewünschten Fortschritten geführt. Er verwies auf China, wo es trotz fehlenden Verbrennerverbots enorme Fortschritte bei E-Fahrzeugen gebe: „Keine andere Region dieser Welt ist mit vergleichbaren Policies angetreten. Wir sind deutlich hinterher gegenüber China“.
Statt Verbote zu verhängen, brauche es mehr Zeit, Infrastruktur und technologische Offenheit. Heyn forderte, auch Verbrenner weiterzuentwickeln und Hybridisierung sowie E-Fuels einzubeziehen: „Wir haben die Möglichkeit, CO2-Neutralität auch technologieoffen zu kommen. Und genau das erwarten wir jetzt auch“.
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