Zu geringe Nachfrage: Tesla streicht den Cybertruck mit Heckantrieb

Teslas Versuch, mit einer günstigeren RWD-Version die sinkenden Cybertruck-Verkäufe anzukurbeln, ist krachend gescheitert. Das im April 2025 eingeführte Einstiegsmodell wurde nach nicht einmal einem halben Jahr wieder gestrichen. Damit wächst der Druck auf den Hersteller des in der Kritik stehenden Edelstahl-Pick-ups weiter.

Tesla cybertruck frontansicht
Bild: Tesla

Kaum ein Fahrzeug hat in den vergangenen Jahren so polarisiert und provoziert wie Teslas Cybertruck. Der futuristisch gestylte Pick-up sollte ein echtes Aushängeschild für den von Elon Musk geführten Autobauer werden und gleichzeitig auch bei den Stückzahlen dem Ford F150 und dem Chevrolet Silverado, den Platzhirschen im Segment, Konkurrenz machen.

Bereits 2019 wurde der Edelstahl-Pick-up als Prototyp präsentiert, die Serienversion ließ dann aber rund vier Jahre auf sich warten. Zum tatsächlichen Marktstart hatte sich der Hype großteils schon wieder gelegt.

Das Modell kann die Erwartungen nicht erfüllen

Dazu kommt, dass der Serien-Cybertruck die ursprünglich gemachten Versprechungen in Sachen Technik und Preis nicht einhielt – das Modell war weder vollumfänglich als Pick-up nutzbar, noch war es so erschwinglich wie einst angekündigt. Massive Qualitätsprobleme und die Skandale rund um die politischen Aktivitäten des CEOs sorgten für niedrige Verkaufszahlen, die meilenweit hinter den Erwartungen zurückblieben.

Nach der Premiere war von einer Million Vorbestellungen die Rede, bisher wurde die anvisierte Jahresproduktion von 250.000 Fahrzeugen aber nicht einmal im Ansatz erreicht. Seit dem Marktstart im November 2023 wurden bislang nur rund 52.000 Stück an die Kundschaft ausgeliefert. In diesem Jahr kann man von einem regelrechten Absturz sprechen. Bis einschließlich Juli sollen nur knapp über 10.000 Exemplare ausgeliefert worden sein. Im zweiten Quartal 2025 waren es rund 4.300 Einheiten, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Rückgang von 50 Prozent entspricht.

Der Cybertruck RWD sollte die Verkäufe ankurbeln

Und das, obwohl Tesla einen der größten Kritikpunkte, den zu hohen Preis, mit einer erschwinglichen und abgespeckten Version des Cybertrucks aus dem Weg räumen wollte. Doch der Autobauer hat den im April 2025 eingeführten Cybertruck RWD nach nicht einmal fünf Monaten wieder aus dem Programm genommen. Diese Variante startete bei 70.000 Dollar, oder umgerechnet rund 59.000 Euro und war somit 10.000 Dollar günstiger als der bekannte Cybertruck mit Allradantrieb.

Dass auch diese Einstiegsversion von den Kunden verschmäht wurde, ist wenig überraschend. Sie muss nämlich ohne einige der Features auskommen, die Teslas Pick-up überhaupt erst interessant gemacht haben. Naheliegenderweise musste das “Kassengestell” unter den Cybertrucks auf den zusätzlichen Motor an der Vorderachse verzichten. Mit seinem reinen Heckantrieb war Teslas vermeintlicher Imageträger so deutlich weniger offroad-tauglich und spurtstark.

Außerdem wurde der um 10.000 Dollar gesunkene Grundpreis mit einem Verzicht auf die adaptive Luftfederung, die elektrisch gesteuerte Abdeckung der Ladefläche und die Ladeanschlüsse für externe Elektrogeräte erkauft. Vor allem letztere waren ein Detail, die den Cybertruck für Handwerker interessant machten.

Die Zukunft des Cybertruck ist fraglich

Diese „Brot- und Butter“-Version ist schon jetzt nicht mehr im Konfigurator zu finden. Und auch die ebenfalls im April eingeführte Long Range-Version hat keine nennenswerten positiven Veränderungen gebracht. Angesichts der Abwärtsspirale bei den Verkaufszahlen kommt die Frage auf, wie lange sich das Unternehmen diesen Verkaufsflop noch leisten kann und will. Angesichts der niedrigen Stückzahlen dürfte das Unternehmen mit jedem einzelnen verkauften Exemplar Verlust machen. 2024 wurde zwar erstmals eine positive Bruttomarge mit der Baureihe verzeichnet, seitdem sind die Verkaufszahlen aber deutlich eingebrochen.

Ob die Baureihe wenigstens das ramponierte Image des Autobauers aufpoliert, darf ebenfalls bezweifelt werden. Seit der kurzen aber intensiven Kooperation von Musk und US-Präsident Donald Trump ist der Cybertruck mit seinem postapokalyptischen Design für viele Amerikaner zu einem regelrechten Hassobjekt geworden. Dazu kommt, dass die typischen Pick-up-Käufer in den USA dem Elektroantrieb noch recht verschlossen gegenüberstehen. Das zeigen auch die recht bescheidenen Verkaufszahlen der elektrischen Konkurrenten Ford F-150 Lightning und GMC Hummer EV.

electrek.co

6 Kommentare

zu „Zu geringe Nachfrage: Tesla streicht den Cybertruck mit Heckantrieb“
Herbert Wertig
17.09.2025 um 23:30
Der liebe Elon Musk interessiert sich ja gar nicht mehr für Autos. Er phantasiert lieber von humanoiden Robotern, die ganz viel Geld bringen.Auch da sind Japan und China viel weiter, aber den Aktionären gefällt es.
Rupert Pieper
18.09.2025 um 08:09
Hallo, bitte sparen Sie sich Ihre politische Meinung zu Elon Musks ehemaliger Nähe zu Trump. Viel interessanter wäre gewesen, wieviele BEV Pickups Ford und GM im Vergleich verkaufen und was genau die Qualitätsprobleme waren.
Spürmeise
18.09.2025 um 13:37
Aber noch wichtiger wäre gewesen, wieviele der lange angekündigten "kompakten" E-Auto-Modelle Tesla NICHT verkauft hat, weil der CEO dessen Produktion abgesagt hat. Musk bleibt nunmal zentral für den Niedergang Teslas als E-Auto-Hersteller.
Steven B.
18.09.2025 um 08:29
Ein Auto was die Welt nicht wirklich braucht, aber welches Fahrzeug braucht die Welt schon... Naja, zumindestens bei der Auflistung landet er sicher auf dem letzten Platz, gleich hinter dem Fiat Multipla...
Matt
20.09.2025 um 13:10
Der Multipla war praktisch und günstig. Wenn Design egal ist, ist das Auto zu gebrauchen und leistbar. Er zeugt vielleicht von einem schlechten Geschmack des Fahrers, ist aber immerhin kein politisches Statement. Diese Punkte heben ihn vom Cybertruck ab. Der Vergleich ist unfair.
Cassandra
20.09.2025 um 18:10
Ein Auto/Autokauf ist kein politisches Statement per se. Wer so denkt, sollte seine ethischen Ansichten ausgiebig reflektieren. Design und Aussehen ist Geschmackssache und mithin nicht wertbar. Wer jemandem einen "schlechten Geschmack" bei der Autowahl vorwirft, hat in der ethischen Bildung nachholbedarf.

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