Software-Joint-Venture von Volkswagen und Rivian soll lahmen

Volkswagen stößt in der Partnerschaft mit Rivian laut einem Medienbericht auf umfangreiche Probleme. Daher verspäten sich offenbar E-Modelle, die mit Rivian-Software fahren sollen. Außerdem lassen sich die Rivian-Algorithmen wohl nicht einfach auf Verbrenner übertragen, die bei Volkswagen nun doch noch länger im Sortiment bleiben dürften.

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Bilder: Volkswagen, Rivian / Montage: electrive

Das „Manager Magazin“ hat im Unternehmensumkreis Stimmen gesammelt und berichtet in einem ausführlichen Artikel über die Herausforderungen, die mit der Software-Partnerschaft zwischen Rivian und Volkswagen einhergehen. Demnach verspäten sich wegen diverser Probleme offenbar Audis SUV Q8 e-tron und der elektrische A4 um mindestens ein Jahr auf Mitte und Ende 2028. Porsches elektrisches Giga-SUV namens K1, zuletzt auf Ende 2027 terminiert, soll auf unbestimmte Zeit verschoben sein. Sogar ein „Not-Comeback“ der von VW-Chef Oliver Blume zusammengeschrumpften eigenen Software-Schmiede Cariad soll sich abzeichnen.

Aber der Reihe nach: Der Volkswagen-Konzern und Rivian haben sich im Frühsommer 2024 verbündet, um die Entwicklung und Integration von Auto-Software voranzutreiben. Und das gleich im großen Stil: Neben Milliarden-Investitionen haben beide Seiten ein Joint Venture namens Rivian and Volkswagen Group Technologies ins Leben gerufen. Für Volkswagen ist die Initiative ein neuer Anlauf, seinen Software-Rückstand aufzuholen. Klar ist, dass das ungleiche Duo die Software jeweils für die eigenen Modelle nutzen will –  basierend auf der zonalen Elektronikarchitektur von Rivian bzw. auf der weiterentwickelten Version des Joint Ventures.

Das „Manager Magazin“ führt aus, wie Konzernchef Blume seit seinem Antritt als CEO das Chaos bei Cariad (bekannt als Nadelöhr, das den Anlauf mehrere Autos um Jahre verzögert hat) aufräumte und weg von der vollumfänglichen Software-Eigenentwicklung auf eine Partner-Strategie umschwenkte. Seitdem an Volkswagens Seite: Xpeng und Rivian. Doch diese Konstellationen kreieren offenbar neue Probleme. Ein Beispiel: Jetzt, wo Volkswagen konzernweit wieder mehr Verbrenner in die Produktpläne aufnimmt, rächt sich, dass die Rivian-Software für Verbrennermodelle gar nicht vorgesehen ist und wohl auch bei der US-Firma kein großes Interesse besteht, diese für Verbrenner anzupassen. Wortwörtlich heißt es: „Zwischenlösungen müssen her, womöglich soll sogar die Problemtruppe Cariad aushelfen. Das zieht konzernweit neue milliardenteure Verschiebungen nach sich, teils um mehrere Jahre.“ In einem Krisentreffen auf der IAA in München hätten sich Marken- und Entwicklungschefs des Konzerns zusammengesetzt, auch um Anlaufpläne neu zu sortieren – weil die bisherigen nicht zu halten seien. Am 7. Oktober soll dem Bericht zufolge final festgelegt werden, welche Modelle wann und mit welcher Software gebracht werden.

Ein weiteres Problem soll sein, dass im Joint Venture mit Rivian die von VW entsendeten Leute zurzeit eher unbeteiligt bleiben. Hintergrund ist, dass zunächst ein Rivian-Stromer (der für 2026 vorgesehene R2) von der neuen Gemeinschafts-Software profitieren soll. Auch wenn es in diesem Winter erste Tests mit Rivian-Modulen geben soll: Für VW, Audi und die anderen Marken gehe es danach erst richtig los, heißt es. Die Marken bekämen erst spät und nie den kompletten Einblick in die Rivian-Algorithmen. Erst wenn der Code vorliege, könnten sie ihn auf ihre Modelle aufspielen und anpassen. Doch: „Der Streit darüber, wie stark die Software dabei verändert werden darf, ist längst im Gange“, so das Manager Magazin. Speziell Audi und Porsche ist ihrem Markenanspruch gemäß offenbar an einer möglichst großen Individualisierbarkeit gelegen, während Rivian es möglichst einfach wolle. Die Sollbruchstelle formuliert das Manager Magazin als Frage: Wie soll dieser Trupp die Bedürfnisse von zehn Marken befriedigen?

Nach aktuellen Plänen soll der VW ID.1 Ende 2027 der erste Konzernstromer mit Rivian-Software werden. Anschließend sind die ersten E-Audis dran, namentlich der Q8 e-tron und der A4 e-tron, doch bei beiden wird es wie oben erwähnt wohl nochmals Software-bedingt zu Verschiebungen kommen. Denn sobald die Rivian Software-Pakete vorliegen, müssten diese „für die Modelle angepasst, Sonderwünsche eingebaut und alles fehlerfrei adjustiert werden“. Eine neue Herangehensweise, die auf Anhieb sitzen muss. Der A4 sei einst für 2023 avisiert gewesen, nun stehe man bei Ende 2028 – „die Entwickler sind es leid“, schreibt das Manager Magazin.

Und um die nun doch länger im Sortiment gebuchten Verbrenner mit moderner Software auszustatten, muss laut Manager Magazin wohl die Cariad-Software länger genutzt werden als eigentlich geplant. Auch soll es wahrscheinlich doch noch eine Rivian-Software mit Verbrenner-Anpassungen („SDV@ICE“) geben. Beide Ansätze gemeinsam sollen den Konzern 6,5 Milliarden Euro extra kosten.

Eine gute Nachricht gibt es in dieser Gemengelage dennoch: Beim ähnlich gelagerte Joint Venture mit Xpeng in China läuft es offenbar besser: Dieses „entwickelt sich gut“, heißt es.

manager-magazin.de

2 Kommentare

zu „Software-Joint-Venture von Volkswagen und Rivian soll lahmen“
Daniel
19.09.2025 um 11:29
Meine Güte die Odysee geht weiter. VW und Software: Das ist wie Wasser und Öl.Wie hat ein kleines Start-up wie Tesla, oder selbst Polestar es bloß hinbekommen auf Anhieb eine ordentliche Software Architektur zu bauen? Wahrscheinlich war es das Motto "Keep it Simple".
Frank W.
19.09.2025 um 11:44
Audi hat gerade auf der IAA den ersten SOP eines SSP-basierten Fahrzeugs für 2027 angekündigt (Product & Tech Update, F. 118) und eine Adaption der PPC unter Vorbehalt gestellt ("ICE adaption SDV under final review"). Ebenfalls wurden 5 globale Plattformen angekündigt (F. 42f). Dabei soll die SSP wohl ebenfalls EREVs integrieren können (F. 44). Schlußendlich werden Kunden von Verbrennerfahrzeugen die Kosten tragen, wo diese Kunden zu entsprechend deutlich höheren Kosten, verglichen mit Fahrzeugen auf der SSP, dann global gefunden werden ab 2030, kann wohl nur Audi beantworten...

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