Messtechnik für die Welt: Wie prägt Isabellenhütte die Elektromobilität?
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Wenn es in Deutschland um E-Mobilität geht, kreisen die Diskussionen oft um Reichweite, Ladegeschwindigkeit oder Batteriekapazität. Doch ohne präzise Messtechnik wäre kein E-Auto, keine Schnellladestation und keine Batterie wirklich zuverlässig. Genau hier kommt ein Akteur ins Spiel, das zugleich tief in der Geschichte verwurzelt und hochgradig zukunftsorientiert ist: Isabellenhütte.
In der aktuellen Episode von „eMobility Insights“ spricht electrive-Chefredakteur Peter Schwierz mit Andreas Prüfling, Leiter der Business Unit Messtechnik, über die einzigartige Kombination aus Tradition und Innovation. „Wir sind 1482 gegründet worden“, erzählt Prüfling, ursprünglich als Kupferhütte. Doch dabei blieb es nicht: „Wir sind natürlich nicht auf einen Schlag zum Hightech-Hersteller geworden“, gesteht Prüfling. „Wir haben die kontinuierliche Spezialisierung auf Legierungen und Widerstandswerkstoffe gemacht.“
Von Manganin bis Formel 1
Schon 1889 entwickelte die Isabellenhütte die Legierung Manganin, die für einen konstanten elektrischen Widerstand unabhängig von der Temperatur sorgt – eine Erfindung, von der das Unternehmen bis heute profitiert. „Kann ich nur empfehlen: gute Leute frühzeitig einstellen“, sagt Prüfling augenzwinkernd.
Heute ist die „Hütte“, wie die Belegschaft das Unternehmen intern nennt, weltweit führend bei Präzisions- und Leistungswiderständen. In einem Elektroauto stecken im Schnitt rund 60 Bauteile aus Dillenburg. Und auch in der Formel 1 ist die Firma seit Jahren unverzichtbar: „Wir haben 2009 tatsächlich mit McLaren angefangen, weil die das erste KERS-System entwickelt haben. 2011 mussten dann alle Teams unsere Sensoren einsetzen. Da waren wir quasi zum Haus- und Hoflieferanten der FIA geworden.“
Auch die Zusammenarbeit mit Tesla begann früh: „2012 ging es los mit dem Model S und X. Wir haben damals die Phasenstromsensoren gemacht und auch für das Battery Pack die Strommessung.“ Seitdem begleiten die Hessen den kalifornischen Hersteller durch Höhen und Tiefen. „Am Anfang waren die ja dreimal kurz vor der Pleite. Da haben wir sie unterstützt, auch wenn wir manchmal länger auf die Bezahlung warten mussten.“
Zukunftstrends: Effizienz, Integration, neue Märkte
Im Podcast geht es auch um aktuelle Herausforderungen der Branche. Prüfling nennt Trends wie die 800-Volt-Technologie, Feststoffbatterien oder die Integration mehrerer Funktionen in einem einzigen Bauteil. „Zukünftig wirst du wahrscheinlich Strom, Spannung, Energiemessung, Isolationsüberwachung und Pyrofuse in einem Teil haben. Und das wird die Systeme kleiner, effizienter und kostengünstiger machen.“
Besonders spannend ist für ihn der Blick auf Nutzfahrzeuge, Baumaschinen und Landmaschinen: „Ich schätze mal, in fünf Jahren wird dieser Markt zwischen 30 und 50 Prozent elektrifiziert sein. Für uns ist das ein spannendes Spielfeld.“
Internationalisierung: Indien, China – und darüber hinaus
Die Isabellenhütte ist schon lange international aktiv, baut ihr Engagement nun aber gezielt aus. Indien steht dabei besonders im Fokus. Dort arbeitet das Unternehmen mit lokalen Herstellern an Projekten für E-Rickschas und E-Scooter. „Das ist fast schon ein Herzensprojekt. Wir sind froh, mit unseren Produkten einen Beitrag zu leisten, um Smog und Lärm zu reduzieren.“
In China geht man noch einen Schritt weiter: „Wir öffnen tatsächlich nächste Woche unser erstes Werk außerhalb Hessens, und zwar in Changsu, drei Stunden von Shanghai entfernt. Uns geht es darum, den Markt Local for Local zu bedienen.“ Nur so könne man langfristig Partner für Kunden wie BYD sein.
Der Blick ins All
Die Reise führt sogar über die Erde hinaus. Die Isabellenhütte liefert bereits heute Bauteile für Satelliten – bis zu 800 Komponenten pro Stück. „Die Belastbarkeit von Raumfahrt ist extrem. Aber da haben wir genau die richtigen Produkte und die richtigen Leute an Bord. Das Geschäftsfeld wollen wir sehr ausbauen.“
Tradition und Innovation – ein Erfolgsrezept
Trotz aller Internationalität bleibt die Verbindung zur eigenen Geschichte wichtig. „Bei uns kommt immer Tradition und Innovation zusammen“, betont Prüfling. „Wir wissen, wo wir herkommen, und wir wissen, wo wir hinwollen!“
Und auf die augenzwinkernde Abschlussfrage von Moderator Schwierz, ob er lieber mit Kolumbus Amerika entdeckt oder mit Musk zum Mars fliegen würde, antwortet er lachend: „Da würde ich wahrscheinlich mit ihm zum Mars fliegen – weil ich wüsste, wenn er mitfliegt, dass wir auch wieder zurückkommen.“
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